Leitzins bei 0,25 Prozent Die größten Verlierer der Zinssenkung

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Immobilienkredite werden günstiger

Diese Aktien verweigern sich der Rally

Hinzu kommt, dass die Immobilienmärkte in den Ballungsgebieten nahezu gesättigt sind. Käufer finden kaum noch bezahlbare, freie Immobilien. Trotzdem spricht einiges dafür, dass die Nachfrage hoch bleibt. Die Zinssenkung sorgt dafür, dass Immobilienkredite noch günstiger werden. Häuslebauer finanzieren sich also zu so guten Konditionen wie schon lange nicht mehr. Dennoch dürften Anleger mit einem Immobilieninvestment mittlerweile zu spät dran sein. „Anleger müssen ihre Einnahmeströme ins Verhältnis zum Preis setzen“, sagt Kater. Durch die hohen Preise seien auch bei Wohnimmobilien kaum noch Renditen jenseits der zwei Prozent zu holen.

Glücklich schätzen sich dagegen Hausbesitzer, die für ihre Immobiliendarlehen in Kürze eine Anschlussfinanzierung brauchen. Wer es sich leisten kann, gleicht die niedrigen Zinsen mit höheren Tilgungsraten aus und ist seinen Immobilienkredit damit schneller los als geplant.

Aktien

Für die Börse ist die Entscheidung der EZB ein klarer Vorteil. Denn andere Anlageklassen wie Anleihen oder Tagesgeld werden noch unattraktiver. Da das Geld aber irgendwo angelegt werden muss, sehen viele Investoren keine andere Möglichkeit mehr, als ihre Aktienquote zu erhöhen. Selbst einige institutionelle Anleger wie Versorgungskassen, die eigentlich in vermeintlich sicheren Anlagen wie Staatsanleihen investieren müssen, schwenken mittlerweile auf höhere Aktienquoten um. Mangels Alternativen sind die Börsen daher der große Profiteur des billigen Geldes. Wer Rendite erzielen will, kommt um Aktieninvestments kaum herum.

Nicht nur den deutschen Leitindex Dax treibt Draghi zu immer neuen Höchstständen, weltweit erklimmen die Börsen Rekorde. Auch kurz nach Bekanntwerden der Leitzinssenkung schoss der Dax auf einen neuen Rekord von 9.193 Punkten. Mittlerweile hat er seine Gewinne aber größtenteils wieder abgegeben - möglicherweise hat auch die Börse Zweifel an der Wirkung von Draghis Manöver. Normalerweise profitieren vor allem Finanztitel vom billigen Geld. Die gelten allerdings schon lange nicht mehr als Liebling der Anleger, die Skepsis dürfte trotz Billiggeld hoch bleiben. Dafür sorgen unter anderem regelmäßige Ankündigungen neuer Strafen gegen Großbanken wie die Deutsche Bank.

Euro

Unmittelbar nachdem die EZB um 13.45 Uhr mitteilte, den Leitzins zu senken, fiel der Euro in den nächsten drei Minuten um zwei Cent gegenüber der amerikanischen Leitwährung - von 1,35 US-Dollar auf 1,33 Euro. Eine starke Reaktion, wie sie auch beim deutschen Aktienindex DAX zu beobachten war.

Zwar sind die Sparer nicht unmittelbar von der Schwächung des Euro betroffen. Langfristig könnte davon natürlich vor allem die exportstarke deutsche Wirtschaft profitieren und mit ihr die Unternehmen an der Börse.

Ende Oktober hatte die europäische Gemeinschaftswährung noch ihren Jahreshöchststand mit 1,38 US-Dollar erreicht. Einen schwächeren Wechselkurs zu erzielen könnte also durchaus hinter der Entscheidung Draghis stehen, den Leitzins zu senken und die europäische Wirtschaft anzukurbeln. Denn der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für die Euro-Zone in diesem Jahr einen Wachstumseinbruch von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Für die deutsche Entwicklung gehen die Volkswirte der Allianz in ihrer Konjunkturprognose für das kommende Jahr davon aus, dass die Ausfuhren nach nur einem Prozent Wachstum 2013 wieder um fünf Prozent zulegen könnten. Vor allem dann, wenn der Euro seinen Außenwert reduziert.

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