Faber kaufte das Grundstück im Jahr 2000 mit seiner thailändischen Frau. 8000 Quadratmeter inklusive eines alten Thaihauses, in dem er heute wohnt. Drei Jahre dauerte der Bau der roten Villa, dann verließ Faber seine Wahlheimat Hongkong und bezog sein neues Zuhause in Chiang Mai.
In Hongkong hat er heute noch ein kleines Büro mit zwei Mitarbeitern, die sich hauptsächlich um seinen Newsletter, den „Gloom, Boom & Doom Report“, kurz GBDR, kümmern. In der Januar-Ausgabe heißt es: Indem die Regierungen die freie Marktwirtschaft und den reinen Kapitalismus unterdrücken, sei „ein größtenteils sozialistisch geplantes und faschistisches System entstanden, das die oberen 0,01 Prozent begünstigt, während die Mehrheit der Bevölkerung verarmt“.
Voraussetzungen für werthaltiges Sammeln
Unter vermögenden Sammlern sind insbesondere Kunstwerke, Oldtimer, Goldmünzen oder Porzellan beliebt. Aber auch eine Sammlung edler und seltener Weine, Whiskys oder Teddybären kann sich langfristig auszahlen. Wichtig ist eine dauerhaft große Sammlerszene, umfassende Verfügbarkeit von Informationen und transparente Preise. Entscheidend ist die Chance, wirklich seltene und besondere Stücke im Fachhandel, auf Fachmessen oder Auktionen aufzuspüren. In engen und intransparenten Sammelgebieten ist das Risiko groß, zu viel zu bezahlen.
Gerade unter dem Aspekt Werterhalt und -steigerung ist es elementar, sich in seinem Sammelgebiet hervorragend auszukennen. Ohne eine gewisse Leidenschaft für das Sammelobjekt ist das kaum erreichbar. Teilweise empfiehlt sich sogar die Mitgliedschaft in einem Fachverein, zum Beispiel die Numismatikvereine für Münzsammler.
Der Erfolg einer Geldanlage in Sachwerte steht und fällt mit dem Einkaufpreis. Zwar ist immer wieder von ungewöhnlichen Flohmarktschnäppchen zu hören, in der Praxis sind sie aber höchst unwahrscheinlich. Besser zum Ziel gelangt, wer die Preise für gleichwertige Sammelobjekte kennt, viel vergleicht und hart verhandelt. „Einige Händler scheuen sich nicht, den Preis um 50 oder 100 Prozent zu erhöhen. Sie müssen realistisch kalkulieren und durch Vergleiche einen vernünftigen Preis ermitteln“, sagt Gerald Pilz, Autor des Buches „Ungewöhnliche Wertanlagen“.
Praktisch in allen Sammelgebieten ist der Kauf beim Fachhändler, auf Fachmessen oder bei renommierten Auktionshäusern dringend zu empfehlen. Auf Flohmärkten oder Online-Auktionen besteht ein hohes Risiko, lediglich eine Fälschung zu erstehen. Selbst Oldtimer-Ersatzteile, Porzellan oder Überraschungsei-Figuren sind als Fälschungen in Umlauf. Besonders teure Stücke verlangen zudem nach einem Gutachten oder Echtheitszertifikat.
Manche Sammelgebiete verursachen hohe laufende Kosten. Oldtimer etwa müssen auch mal gefahren und immer wieder gewartet werden. Münzen oder Briefmarken können ein Bankschließfach oder eine zusätzliche Versicherung nötig machen. Bonsai-Bäume können sogar nur vom Fachmann werterhaltend gepflegt werden.
Wertsteigerungen für Raritäten gibt es nicht über Nacht. Viele Sammelobjekte sollten deshalb mindestens zehn Jahre oder länger in Besitz bleiben. Das empfiehlt sich vor allem für Sammelgebiete, in denen das Angebot mit der Zeit immer knapper wird. Zum Beispiel werden auch seltene Weine oder Whiskys von Liebhabern immer wieder geleert, das Angebot somit knapper.
Anleger müssen damit rechnen, dass sich Sammelobjekte nicht schnell zu Geld machen lassen, wenn ein angemessener Preis erzielt werden soll. Wer es mit dem Verkauf eilig hat, wird Einbußen hinnehmen müssen.
250.000 US-Dollar bezahlte Faber damals für das Grundstück, weitere 300.000 kostete der Bau des Hauses. Ein Schnäppchen, sagt er. Eigentümer sind heute seine Frau und seine Tochter, Ausländer dürfen in Thailand keinen Grund erwerben. Meistens ist er allein hier. Seine Tochter hat ein Café in Luang Prapang, einer kleinen Stadt in Laos; seine Frau lebt mittlerweile in Bangkok. Ihr wurde das Alleinsein zu viel – 80 Prozent seiner Zeit ist Faber auf Reisen.
Melancholischer Globetrotter
Auf Thailändisch bestellt Faber bei Kun Gi Dosenbier.
„Ich möchte das Reisen etwas reduzieren, es wird anstrengender im Alter“, sagt Faber. Er spricht Deutsch im gemächlichen und beruhigendem Schweizer Akzent. Melancholisch stimmt ihn die Tatsache, dass es ihm heute schwerer falle, bis fünf Uhr morgens durch Bars und Clubs zu ziehen und am nächsten Tag normal zu arbeiten – Faber wird jetzt im Februar 69.
Der Kollaps des Systems
Sein Lieblingsthema ist der Kollaps des Systems, herbeigeführt durch die Gelddruckerei der Notenbanken, die er verantwortungslos nennt, und die damit verbundene „Asset-Inflation“, die ständige Wertzunahme von Immobilien und Aktien. Anstatt die Wirtschaft zu stimulieren, fließe das Geld in Vermögenswerte. „Ich selbst habe davon profitiert“, sagt er. „Aber junge Leute haben es heute viel schwerer. Reiche kommen immer besser durch die Inflation.“ Durch die Niedrigzinsen finde eine schleichende Enteignung von Sparern statt. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich. Es gebe mehr Arme, die auf Sozialleistungen angewiesen seien. Hinzu kämen Millionen von Einwanderern, die sich auf Kosten des Gemeinwesens durchfüttern ließen. So wachse der Staat immer weiter, während die soziale Kohäsion verloren geht. Ein Teufelskreis, den dumme Politiker und Notenbanker verantworteten.
Fabers Welt ist die der Tüchtigen, Freien und Mutigen. Er beklagt die sinkenden Reallöhne in der westlichen Welt – doch der Schlüssel zu Gerechtigkeit und Gleichheit ist für ihn nicht mehr Umverteilung, sondern weniger. Ein großer Staat mache die Menschen faul. Für Sozialleistungen können auch Philanthropen sorgen. Ja, er spendet einen Teil seines Vermögens für eine Nichtregierungsorganisation, die sich um Kinder in Asien kümmert. Kun Gi bringt nochmals Dosenbier.
Es begann bei der White Weld Company
Fabers Karriere begann Anfang der Siebziger bei der US-Investment-Firma White Weld Company. Nachdem er 24-jährig in Wirtschaftswissenschaften promoviert hatte, zog der Sohn eines Zürcher Chirurgen erst nach New York und 1973 nach Hongkong. „Nach Asien zu gehen war wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung meines Lebens“, sagt er. Es war eine Wette auf die Zukunft, denn damals war die Öffnung Chinas noch nicht abzusehen. Erst Anfang der Achtziger begannen auf dem Festland die marktwirtschaftlichen Reformen, und erst Mitte der Neunziger nahm das Wirtschaftswachstum an Fahrt auf.
1978 wechselt Faber zu Drexel Burnham Lambert, die bis Ende der Achtziger zur fünftgrößten Investmentbank der USA heranwächst. „Unser Job war es, amerikanische Obligationen an reiche Asiaten zu verkaufen.“ Faber leitet das Asien-Geschäft. Es ist die Zeit des Wall-Street-Fiebers. Eine Woche vor dem 19. Oktober 1987 warnt Faber seine Kunden vor einem bevorstehenden Crash. Aus Faber wird Dr. Doom.
Drexel Burnham Lambert geht Ende der Achtzigerjahre pleite: Ein Händler der Firma, der sogenannte „Junk Bond King“ Michael Milken, wird des Insiderhandels überführt. Milken war eines der Vorbilder für den von Michael Douglas verkörperten Spekulanten Gordon Gekko in dem Oliver-Stone-Film „Wall Street“.