
WirtschaftsWoche: Herr Faber, kaufen Sie noch Gold?
Faber: Ja. Der Besitz von physischem Gold ist für mich persönlich eine Versicherung gegen Unfug, den Regierungen treiben. Im Worst-Case-Szenario...
...bei Staatspleiten oder Hyperinflation...
...werden die Regierungen nicht sagen: Oh, wir haben einen Fehler gemacht. Sie werden Schuldige suchen.
Und das werden die Vermögenden sein?
Ich glaube nicht, dass die Vermögen von Privatpersonen dabei unangetastet bleiben.
Gold als Versicherung gegen Krisen, das ist das eine. Was ist, wenn ich spekulieren möchte?
Als Investor können Sie mehr Geld mit Goldminenaktien machen. Die wurden beim letzten Preisverfall regelrecht zerstört und sind jetzt günstig zu haben.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Die Zinswende in den USA ist ausgeblieben, die US-Notenbank druckt weiter Geld. Ist das gut für Aktien?
Die Fed betreibt seit 20 Jahren eine Politik der Geldausweitung. Nach der Pleite des Hedgefonds LTCM 1997, nach dem Kollaps der Nasdaq und nach der Immobilienkrise wurden die Leitzinsen künstlich niedrig gehalten – bei faktisch null Prozent heute. Im März 2009 erreichte der US-Aktienindex S&P 500 mit 670 Punkten seinen Tiefpunkt. Jetzt stehen wir bei 1700 Punkten – eine Verdreifachung! Die künstlich niedrigen Zinsen und die Anleihekäufe haben die Preise von Aktien und Immobilien in die Höhe getrieben. Aber der ökonomische Effekt war relativ gering. Milton Friedman hat in „Kapitalismus und Freiheit“ geschrieben: Das Problem mit Regierungsprogrammen ist, sie werden immer wegen eines Notfalls gestartet, aber nicht mehr aufgehoben, wenn der Notfall vorüber ist. So wird der Staat immer weiter aufgebläht. Für die Fed wird es immer schwieriger, ihre Politik zu beenden. Und wenn sie es eines Tages doch tut, was wird mit den Aktienmärkten passieren?
Welche Börsen sind denn noch für Aktieninvestments interessant?
Wenn Sie mir jetzt 100 Millionen Euro in die Hand drücken und sagen: Die müssen Sie in Aktien investieren, dann würde ich wahrscheinlich Schwellenländer wählen, die in letzter Zeit so stark gefallen sind. Malaysia, Thailand, Hongkong, Singapur – dort gibt es viele Aktien, die eine Dividendenrendite von fünf Prozent haben. Das ist nicht gewaltig, aber immerhin signalisiert das, dass der Cash-Flow der Unternehmen okay ist. Der vietnamesische Markt ist interessant. Japan begeistert mich nicht, aber der Nikkei könnte besser laufen als andere Märkte.
Klingt alles nicht berauschend.
Wir befinden uns in einem Seitwärtsmarkt. Das war damals in den Siebzigern, als ich meine Karriere begann, ähnlich. Trotzdem gibt es natürlich Chancen. Manche Branchen entwickelten sich auch in diesem Seitwärtsmarkt gewaltig. Hatten Sie damals Gold- oder Energieaktien, wurden Sie reich.