
Im Mai erbrachte die US-Justizministerin Loretta Lynch den Beweis, wie "unverfroren und systematisch" der größte aller Finanzmärkte – der Devisenmarkt mit circa 5000 Milliarden Dollar täglichen Handelsvolumen – manipuliert wurde. Obwohl ein sich als "Das Kartell" bezeichnender Händlerring innerhalb von vier Großbanken den Dollar-Euro-Referenzkurs „fast jeden Tag fünf Jahre lang“ zu dessen Gunsten gestaltete, und die Banken ein Schuldbekenntnis abgaben, bewegte sich die verkündete Strafe für dieses organisierte Verbrechen nur im Peanuts-Bereich (5,4 Milliarden Dollar).
Da jedoch weder die Banken die illegal erzielten Gewinne abführen müssen, noch die kriminellen Händler die volle Härte des Gesetzes oder Boni-Rückzahlung fürchten müssen, ist der Anreiz zur Marktmanipulation durch die "Too Big to Jail"-Banken weiter hoch!





Doch gegen die allumfassenden Marktmanipulationen der Notenbanken erscheinen die Großbanken allerdings eher wie Waisenknaben. Ob nun die Fed, die Bank of Japan oder die Europäische Zentralbank (EZB), sie alle manipulieren über ihre massiven "QE-Programme" nicht nur direkt den Devisenmarkt, wie es der indische Notenbankchef Raghuram Rajan jüngst kritisierte, sondern via (Null-)Zins-Planwirtschaft mindestens genauso intensiv die Renten- beziehungsweise Aktienmärkte - und sie werden dafür medial auch noch als Helden der Neuzeit gefeiert.
Zu den Autoren
Martin Mack, ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise, die in zwei vermögensverwaltenden Aktienfonds über 300 Millionen Euro Kundengelder verwaltet.
Herwig Weise ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise.
Die Dominanz der Notenbanken über das Marktgeschehen ist mittlerweile so stark ausgeprägt, dass wirtschaftliche Neuigkeiten kaum noch Kursbewegungen an den Finanzmärkten auslösen, während hingegen ein über Zinsen und Gelddruckprogramme orakelnder Notenbanker – wie inzwischen beinahe täglich der Fall – sofort die Kurse treibt.
Wie Motten das Licht umschwirren die Vertreter der Hochfinanz nun die Notenbank-Insider, kann sich doch so manch eine (Vorab-)Info als Sechser im Lotto erweisen. So wie im Mai geschehen, als das EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré den Plan der EZB, einen Teil ihrer von Mitte Juli bis August geplanten milliardenschweren Wertpapierkäufe in den Mai und Juni vorziehen zu wollen, einem erlauchten Kreis ausgewählter Banker und Hedge-Fondsmanager einen Tag vor der offiziellen EZB-Verkündung offenbarte und diesen Front-Running-Milliardengewinne bescherte!
Während die womöglich strafbare Verbreitung von kursrelevanten Insiderinformationen einen ungeheuerlichen Skandal darstellt, sieht die EZB darin jedoch nur einen „internen Verfahrensfehler“.
Totale Ignoranz scheint aber ohnehin eine Kernkompetenz der EZB zu sein, wie deren bizarre Neudefinition des Begriffes Solvenz zeigt. Obwohl explizit nur solventen EU-Banken ELA-Notfallkredite gewährt werden dürfen, erhöht die EZB den gegenwärtig einen Banken-Run erlebenden Pleitebanken Griechenlands stetig den Kreditrahmen – zuletzt auf 80 Milliarden Euro!
„Dass Banken ohne Marktzugang Kredite gewährt werden, die damit Anleihen des eigenen Staates finanzieren, der selbst ohne Marktzugang ist“, fand zwar auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann „nicht in Ordnung“. Doch wird dieser schwache Protest die EZB-Verantwortlichen wohl kaum daran hindern, dem Euro-Rettungsdogma weiterhin jegliche Vernunft unterzuordnen.
Obwohl die vermeintliche Allmacht der großen Notenbanken derzeit (noch) nicht in Frage gestellt wird, zeigten die im Mai aus heiteren Himmel steil nach oben schießenden Renditen der (noch) als sicherer Hafen geltenden deutschen Staatsanleihen, dass auch der Manipulationsfähigkeit der Notenbanken Grenzen gesetzt sind. Noch herrscht trotz des (Vor-)Bebens große Sorglosigkeit unter den Anleiheinvestoren, doch könnte diese schnell in Panik umschlagen, wenn die EZB ihr Inflationsversprechen dann am Ende tatsächlich einlöst.
Während einerseits alles unternommen wird, um die mittlerweile zusammen rund 210.000 Milliarden Dollar schweren Anleihe- und Aktienmarktblasen trotz der jüngsten Zinsturbulenzen und schwacher Konjunkturdaten aus den USA, China, Japan und Deutschland als rosige Welt erscheinen zu lassen, wird andererseits alles daran gesetzt, den Goldpreis weiterhin unten zu halten. Wenn man sich aber schon mit manipulierten Märkten auseinandersetzen muss, stellt sich natürlich die Frage, ob sich im Goldmarkt nicht doch die besseren Chancen ergeben. Gold bietet zwar auch keine Zinsen, doch dafür etwas, was es nach Worten von Dimitry Tulin, Vize-Präsident der Bank of Russia, unverzichtbarer denn je macht: „Wie sie wissen, erhöhen wir unsere Goldbestände, obwohl das mit Marktrisiken verbunden ist. Der Goldpreis schwankt, aber auf der anderen Seite ist es garantiert zu 100 Prozent frei von rechtlichen und politischen Risiken.” Welche andere Anlageklasse kann das von sich behaupten?