Max Otte Was taugen die Fonds vom AfD-Bundespräsidenten-Kandidaten?

CDU-Politiker und Fondsmanager Max Otte wurde von der AfD als Bundespräsidentenkandidat nominiert. Quelle: imago images/photothek

Seit Jahren erregt er die Gemüter: Nun soll der CDU-Politiker, Finanzexperte und Fondsmanager Max Otte auf AfD-Vorschlag für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren. Gut wohl, dass die Performance seiner Fonds dabei keine Rolle spielt.

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Nun also soll Max Otte auch noch Bundespräsident werden. Zumindest wenn es nach der AfD geht. Otte erklärte bereits, die Nominierung anzunehmen. Es sei ihm „eine große Ehre“. Die Spitze der CDU, der Otte bislang angehört, forderte ihn deshalb zum Parteiaustritt auf. Wer sich von der AfD für das Amt des Bundespräsidenten vorschlagen lasse, der verletze die Werte der CDU und habe in der Partei nichts verloren, sagte Generalsekretär Paul Ziemiak. Noch am Dienstagabend leitete die CDU-Spitze ein Parteiausschlussverfahren ein. Otte wiederum hat dafür kein Verständnis: Er wolle mit der Kandidatur Gräben zuschütten.

Schon mit seinem Amt als Chef der erzkonservativen Werte-Union hatte Otte im vergangenen Jahr Kritik hervorgerufen. Seine Nähe zur AfD, und damit dem extrem rechten Parteienspektrum, ist kein Geheimnis. In einem Interview der WirtschaftsWoche hatte er schon 2017 angekündigt, bei der Bundestagswahl die AfD wählen zu wollen. Schon damals stellte er dieses öffentliche Bekenntnis als gewagten Schritt dar: „Ich gehe ein großes Risiko ein und komme auf schwarze Listen. Ich nehme große Nachteile in Kauf.“ Otte war auch im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus Stiftung aktiv gewesen.

Nun also, 2022, folgt der nächste Schritt. Ottes andere Aktivitäten rücken durch die politischen Schlagzeilen in den Hintergrund. Vielleicht ist ihm das gar nicht unrecht. Denn als Fondsmanager hat Otte eine eher durchwachsene Leistung gezeigt.



Dennoch wird dabei dick aufgetragen. „Für jeden unserer Fonds gilt das Reinheitsgebot der Kapitalanlage, das auf soliden Werten wie Gold, Liquidität und Qualitätsaktien basiert“, heißt es bei der PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH, die die Otte-Fonds betreut. Otte selbst ist Gründer und Geschäftsführer dort. Drei Publikumsfonds werden angeboten, zudem gebe es „mehrere geschlossene Privatmandate von institutionellen Investoren“. In Summe sollen so 2,5 Milliarden Euro an Kundengeld betreut werden. Die drei Fonds - der PI Vermögensbildungsfonds, der PI Global Value Fonds und der Max Otte Multiple Opportunities Fund - kamen Ende 2021 nach Angaben von PI Privatinvestor auf rund 250 Millionen Euro verwaltetes Kapital.

Der Vermögensbildungsfonds soll die „Strategie von Prof. Dr. Max Otte 1:1“ umsetzen, heißt es bei PI Privatinvestor. Er investiert in Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere. Der Schwerpunkt liegt auf Aktien. Deren fairer Wert soll deutlich über dem aktuellen Kurs liegen. So investiere der Fonds kaum in Modethemen, heißt es. Der Global Value Fonds ist ein global anlegender Liechtensteiner Fonds, der ebenfalls nach der Otte-Strategie investiert. Dabei soll der „wertorientierte Investmentansatz der Königsanalyse“ genutzt werden. Der Max Otte Multiple Opportunities Fund richtet sich an Großanleger, mit 50.000 Euro Mindestanlage. Er investiert in Aktien, physisches Gold und Silber, Anleihen und Liquidität. Da es sich um einen alternativen Investmentfonds (AIF) handelt, darf er Einzelpositionen bis zu 25 Prozent des Fondsvermögens eingehen. Auch hier soll nach den Grundsätzen der Strategie von Prof. Dr. Max Otte investiert werden.

„Königsanalyse“ für schwache Performance und hohe Gebühren

Was genau diese Otte-Strategie beinhaltet? Otte schreibt sich die Grundsätze des Value Investings auf die Fahnen. Als Vorreiter des Value-Investings gilt Investorenguru Warren Buffett. Value-Investoren wollen nach fundamentalen Kriterien unterbewertete Geldanlagen finden - also beispielsweise nicht wachstumsstarke, aber ertragsschwache Tech-Unternehmen, sondern solide und dauerhafte Gewinnbringer. Bei Ottes „Königsanalyse“ sollen die Value-Kriterien mit seinem „Reinheitsgebot der Vermögensanlage“ kombiniert werden. So will er aktuell unterbewertete und langfristig erfolgreiche Qualitätsaktien identifizieren, die „Könige unter den Aktien“ - oder auch kurz „die besten Unternehmen der Welt“. So sei die Geldanlage „sicher und nachhaltig“.

Viel PR-Wortdrescherei also, gerne garniert mit Copyright-Zeichen hinter Schlagwörtern. Wirklich für Anleger ausgezahlt haben sich die großen Versprechen aber nicht. Auf Sicht von fünf Jahren blieben alle drei Otte-Fonds weit hinter dem MSCI World, jeweils in Euro gerechnet, zurück. Zwar verloren sie in Crashphasen weniger, stiegen in den guten Börsenphasen aber auch sehr viel weniger stark. Üppig sind dafür die Kosten der Fonds, die beim Vermögensbildungsfonds und beim Global Value Fonds bei 1,8 und 1,9 Prozent pro Jahr liegen (Total Expense Ratio). Ausgabeaufschläge von maximal vier beziehungsweise fünf Prozent können noch dazukommen. Beim Multiple Opportunities sind zwar die laufenden Gebühren geringer, dafür kommt eine 15-prozentige Erfolgsgebühr hinzu.

Immerhin wurde Otte mit der Abfederung von Börsenstürzen seinem Ruf als Crashprophet gerecht. Den hatte er im Vorfeld der Finanzkrise erlangt, als er 2006 mit dem Buch „Der Crash kommt“ einen Erfolg erzielte. Otte galt danach  als Börsenorakel. Als einer, der alles hatte kommen sehen. Dieses Image wusste er geschäftstüchtig für sich zu nutzen. In Euro-Kritik und Untergangsszenarien mischten sich dann zunehmend auch politische Parolen. Ottes Expertise in Finanzfragen ist unbestritten. Nach einem Studium der BWL, VWL und politischen Wissenschaften in Köln und Washington hatte er in Princeton, in den USA, promoviert.



Realistische Chancen, dass dieser Weg nun ins Schloss Bellevue führt, hat Otte nicht. Ein weiteres publikumswirksames Kapitel aber darf er seiner Vita nun hinzufügen. Vielleicht hilft das auch beim Verkauf seiner Fonds weiter. Das wäre dann wohl der Königsweg des Max Otte.

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