Merz-Finanzchef "Schnelle Liquidierbarkeit ist zentrales Anlagekriterium"

Das Frankfurter Pharmaunternehmen Merz (Spezial Dragees, Tetesept), ist ein kerngesundes eigentümergeführtes Unternehmen mit weltweit 15 Niederlassungen und 2389 Mitarbeitern. 2012 hat es 913 Millionen Euro umgesetzt, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit seiner 71prozentigen Eigenkapitalquote ist es sehr solide finanziert. Der Finanzvorstand ist zudem oberster Geldanleger, der sich um die mehr als 400 Millionen Euro liquiden Mittel der Gruppe kümmern muss. Wie der Chief Financial Officer Matthias A. Vogts  im aktuellen Umfeld agiert und welche Pläne er hat, erklärt er der WirtschaftsWoche.

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Matthias A. Vogt Quelle: Merz

WirtschaftsWoche: Als Finanzchef bei Merz sind Sie auch für die Geldanlage des Millionenvermögens zuständig. Ihre Aufgabe ist im Konzernbericht so geschildert: Es geht um die Aufrechterhaltung der operativen Liquidität, die Sicherstellung der Unabhängigkeit der Gruppe und die Optimierung des angelegten Kapitals, also kurz Rendite und Sicherheit. Worauf kommt es dabei besonders an?

Vogt: Die Geldanlage muss eng mit den operativen Aktivitäten des Unternehmens verzahnt sein. Da der operative Cash Flow in der Pharmabranche relativ riskant ist, steht bei der Anlage eher das Risikomanagement im Vordergrund. Eine gute Bonität bei den gewählten Investments und die schnelle Liquidierbarkeit sind hier zentrale Anlagekriterien, um operativ handlungsfähig zu sein.

Multi Opportunities

Sie nutzen bei Ihrer Anlagestrategie auch Investmentfonds. Was macht Mischfonds wie den DWS Multi Opportunities, der in Aktien, Anleihen und Derivate investiert, für Sie interessant?

Bei der längerfristigen Anlage der strategischen Liquiditätsreserve setzen wir auch auf Investmentfonds, unter anderem einen Mischfonds. Dieser Ansatz hat sich selbst in der Finanzkrise als stabil und robust erwiesen. Dank seiner Konzeption als Mischfonds können Änderungen der Risikobeurteilung oder des strategischen Ansatzes innerhalb des Fonds umgesetzt werden. Der Fondsmanager ist jedoch im Rahmen der für den Fonds definierten Bandbreiten für die Investitionen und die Ergebnisse eigenverantwortlich.

Vertrauen Sie dabei nur auf einen Fondsanbieter oder wählen Sie unterschiedliche?

Neben unserem Group Treasury sind wir momentan an einem Mischfonds als Kerninvestment beteiligt. Wir überlegen aber, ob wir in der jetzigen besonderen Lage am Kapitalmarkt die Anlagetätigkeit im Unternehmen ganz neu aufstellen und in größerem Umfang „outsourcen“, zum Beispiel in Form einer Kapitalanlagegesellschaft. In diesem Fall haben wir dann neben unserem Group Treasury weitere externe Investment Manager am Start, die sich auf Spezialthemen, bei denen wir intern nicht genug Know-how haben, fokussieren können.

Und wie ist aktuell das Vermögen aufgeteilt?

Bei festverzinslichen Anlagen hatten wir bereits vor einigen Jahren auf Unternehmensanleihen gesetzt, im kurzfristigen Geldmarktsegment auf Commercial Papers. Dabei achten wir auf eine breite Diversifizierung der Länderrisiken und meiden Unternehmen aus Risikoländern, da sich am Ende selbst gut aufgestellte Unternehmen negativen Auswirkungen einer Bonitätsverschlechterung ihres Landes nicht entziehen können. Staatsanleihen meiden wir aufgrund eines schlechten Rendite-Risiko-Verhältnisses weitgehend. In der jetzigen Situation mit extrem niedrigen Renditen ist es mit einem auf „blue chip bond portfolio“ basierten Ansatz nicht mehr getan. Aus diesem Grund werden wir Stück für Stück auch in andere Asset Klassen diversifizieren: dabei spielen Aktien, Emerging Markets und High Yield Bonds genauso eine Rolle, wie in geringem Umfang auch Commodities. Die bevorzugte „Anlage“ für unsere liquiden Mittel sind und bleiben jedoch immer Investitionen in das operative Geschäft von Merz!

Was machen Sie, wenn Sie erkennen, dass die gewählten Investmentfonds zeitweise schlechter abschneiden als die Konkurrenz und in Rankings zurückfallen?

Dann sprechen wir mit dem Fondsmanager.

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