Milliardenmarkt Kunst 91 Millionen Dollar für eine Hasen-Skulptur

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Der Amerikaner Jeff Koons wurde in diesem Jahr zum höchstbezahlten lebenden Künstler – durch eine Hasen-Skulptur. Ansonsten blieben Sensationen aus. Geld sei da und das Interesse groß, sagen Beobachter.

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Zeitgenössische Kunst steht hoch im Kurs. Bilder von Robert Rauschenberg, Andy Warhol oder Francis Bacon spielten bei den großen Kunstauktionen in diesem Jahr hohe zweistellige Millionensummen ein. Allerdings - den Höchstpreis erzielte ein Gemälde des impressionistischen Meisters Claude Monet. Das Bild „Heuschober“ aus dem Jahr 1890 wechselte im Mai für 110,7 Millionen US-Dollar den Besitzer. Ein anonymer Käufer erwarb das farbenprächtige Ölgemälde bei Sotheby's in New York.

2019 wurde weltweit kein anderes Kunstwerk für einen dreistelligen Millionenbetrag verkauft, berichtet der Internetdienstleister für den Kunstmarkt Artnet AG. In früheren Jahren wurden durchaus extremere Summen für spektakuläre Kunstwerke gezahlt – bis hin zu den sagenhaften 450 Millionen US-Dollar, die im November 2017 für den „Salvator Mundi“ („Erlöser der Welt“) von Leonardo da Vinci erzielt wurden. Die Riesensumme machte das Kunstwerk zum bislang teuersten Gemälde, das je bei einer Auktion versteigert wurde.

Moderne Kunst erzielt auch Spitzenpreise. Das zeigt die diesjährige Top-Ten-Liste der Auktionsverkäufe: Das zweitteuerste Kunstwerk ist mit über 91 Millionen US-Dollar eine Skulptur des US-amerikanischen Starkünstlers Jeff Koons (64). Die funkelnde Stahl-Arbeit mit dem Titel „Rabbit“ stammt aus dem Jahr 1986 und gilt nun als teuerstes versteigertes Werk eines lebenden Künstlers.

„Der größte Trend ist die seit bereits mehreren Jahren andauernde Begehrtheit neuerer Arbeiten“, beobachteten die Kunsthandel-Experten von Artnet. Sieben der zehn Künstler der diesjährigen Top-Ten-Liste würden in der Regel entweder der Nachkriegs- oder der zeitgenössischen Kunst zugeordnet. Hohe zweistellige Millionenpreise wurden gezahlt für Bilder des US-amerikanischen Malers Robert Rauschenberg (88,8 Millionen), von Andy Warhol (53 Millionen), des britischen Malers Francis Bacon (50 Millionen) oder des Amerikaners Mark Rothko (50 Millionen). In dieser Spitzengruppe waren die Klassiker Monet, Picasso und Cézanne mit je einem Werk in der Minderheit.

Fast alle Höchstpreise wurden bereits im Frühjahr erzielt. Die traditionellen New Yorker Herbstauktionen konnten nicht mithalten. Experten sprachen in dem Zusammenhang von Unsicherheiten angesichts des Brexit und des aufziehenden US-Wahlkampfs. Außerdem seien keine wirklich herausragenden Werke im Angebot gewesen.

Heinrich Graf von Spreti vom Auktionshaus Sotheby's Deutschland berichtet, der Fokus vieler Sammler liege auf zeitgenössischer Kunst, „da es die Kunst ihrer Generation ist“. Auch die Nachfrage nach Schmuck und Armbanduhren sei beständig, das Interesse für Wein weiter steigend. Sammelgebiete wie Altmeistergemälde und -zeichnungen, Druckgrafik, Fotografie und Design erlebten eine Renaissance. Bis Mitte November habe Sotheby's in diesem Jahr mit Impressionismus und Moderne sowie zeitgenössischer Kunst insgesamt 2,37 Milliarden Dollar umgesetzt. „Das Interesse für Kunst ist und bleibt allgegenwärtig, die Nachfrage für marktfrische Werke mit hervorragender Qualität anhaltend“, erklärte er.

Äußerst vielschichtig sei die Gruppe der Käufer, heißt es beim Kunstauktionshaus Van Ham in Köln. Es seien „Gelegenheitskäufer, Liebhaber, Spekulanten, Händler, Museen, Firmensammlungen, und das über den ganzen Globus verteilt“, erklärte Inhaber Markus Eisenbeis.

Artnet beobachtet eine Abkehr vom abstrakten Stil. Für aufstrebende junge Künstler sei ein deutlicher Wandel in Richtung figurative Kunst zu beobachten, vor allem solche, die sich mit Themen der ethnischen, kulturellen oder geschlechtsspezifischen Identität befasse. Mehr Interesse an Frauen in der Kunst und eine verstärkte Wertschätzung ihrer Werke macht das Auktionshaus Ketterer in München aus.

Die Niedrig- oder gar Negativzinspolitik hinterlässt ihre Spuren. Geld sei da und die Kaufbereitschaft groß, berichten Experten. Doch hielten sich viele potenzielle Verkäufer bei Kunstauktionen zurück, berichtet Robert Ketterer: „Die wunderbarsten Kunstwerke kommen nicht auf den Markt, weil die Eigentümer sagen: „Ich würde ja, aber was mache ich dann mit dem Geld?““. Aus Ketterers Sicht hat sich der zuvor vom Schneller-höher-weiter-Hype geprägte Markt in diesem Jahr konsolidiert. „Ich denke, das wird dem Kunstmarkt 2020 nicht schaden“, sagte er.

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