Die Welt könnte so einfach sein für deutsche Anleger: Das Finanz-Start-up Robinhood bietet seinen Nutzern eine App an, mit der sie ohne Gebühren Aktien handeln können. Auf ihrem Smartphone oder auf einer digitalen Armbanduhr, wie der Apple Watch.
Üblicherweise fallen beim Kauf von Wertpapieren Gebühren an, die von wenigen Euro bis zig-Euro betragen können. Die fallen bei Robinhood weg.
Der Wermutstropfen: Bislang ist das nur in den USA möglich. Mit StorteBrokr arbeitet jetzt in Deutschland bereits ein Start-up am gebührenfreien Handel über das Smartphone - unterstützt vom Start-up Accelerator der Comdirect Bank. Was bequem klingt, ist weltweit bislang noch eine Ausnahme. Aber viele Banken haben das Mobile Banking – also Online Banking auf mobilen Geräten wie Tablets, Smartphones und Smartwatches - für sich entdeckt.
Die zehn wichtigsten jungen Finanzdienste aus dem Internet
Die zehn wichtigsten jungen Internet-Finanzdienste
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche
Geschäftsmodell: Girokonto auf dem Smartphone
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Jonas Piela, Oliver Lukesch und Wilken Bruns
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: 9
Geschäftsmodell: Social Trading: ambitionierte Anleger folgen erfahrenen Spekulanten
Sitz: Frankfurt, London
gegründet: 2009 von Robert Lempka und Thomas Winkler
größte Geldgeber: Luminor Capital
Nutzer: 80.000
Mitarbeiter: 47
Geschäftsmodell: Internet-Zahldienst und Festgeld
Sitz: Stockholm, Köln
gegründet: 2005 von Sebastian Siemiatkowski
größte Geldgeber: Sequoia Capital, Atomico
Nutzer: 25 Millionen
Mitarbeiter: 1.100
Geschäftsmodell: Scoring-Algorithmus zum Aufbau einer digitalen Bank
Sitz: Hamburg
gegründet: 2012 von Sebastian Diemer
Investoren: Värde Partners, Blumberg Capital, Pont Nine Capital
Kunden: 2 Millionen Nutzer gescored, bei 9 Niederlassungen
Mitarbeiter: mehr als 200
Stand:Oktober 2014
Geschäftsmodell: Private Finanzplanung über soziales Netzwerk
Sitz: Köln
gegründet: 2012 von Dieter Fromm und Johannes Cremer
größte Geldgeber: Dieter von Holtzbrinck Ventures, Family Offices
Nutzer: etwa 5000
Mitarbeiter: 12
Geschäftsmodell: Vermittlung von Bank- und Privatkrediten
Sitz: Berlin
gegründet: 2007 von Alexander Artopé und Eckart Vierkant
größte Geldgeber: Earlybird
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: über 100
Geschäftsmodell: Kursprognosen durch Auswertung sozialer Netzwerke
Sitz: Köln
gegründet: 2011 von Jonas Krauß und Stefan Nann
größte Geldgeber: Ayondo, eigenes Management
Nutzer: 2.700
Mitarbeiter: 7
Geschäftsmodell: Automatisierte Geldanlage
Sitz: Frankfurt
gegründet: 2013 von Thomas Bloch, Yassin Hankir und Oliver Vins
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: 200 Testkunden, Ziel bis 2018: 100.000
Mitarbeiter: 14
Geschäftsmodell: Festgeldanlagen bei internationalen Banken
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Tamaz Georgadze, Frank Freund, Michael Stephan
größte Geldgeber: Index Ventures
Nutzer: Etwa 5.000
Mitarbeiter: 30
Geschäftsmodell: Social Trading: Anleger folgen erfahrenen Händlern und Profis
Sitz: Wien
gegründet: 2011 von Andreas Kern
größte Geldgeber: Speedinvest, Verlagsgruppe Handelsblatt
Nutzer: 28.000
Mitarbeiter: 24
Auch in Deutschland bieten alle Banken und Broker ihren Kunden eigene Apps an. Einen echten Vorteil gegenüber dem Banking am heimischen PC bieten sie den Nutzern meist noch nicht. Wie sich die Nachfrage nach mobilen Bankdienstleistungen entwickeln kann, zeigen jedoch heute schon einige skandinavische Länder.
Dort nutzen mehr als 80 Prozent der Bevölkerung zwischen 16- und 74 Jahren Onlinebanking, zeigen Daten von Eurostat (siehe Karte unten). In Deutschland sind die eher konservativen Anleger bislang nur zu 51 Prozent vom Onlinebanking überzeugt.
Der Branchenverband Bitkom geht von rund 40 Millionen Deutschen aus, die ihre Bankgeschäfte online erledigen. Der Großteil von ihnen macht das aber noch an einem stationären PC zuhause.
Die Nachfrage nach Bankdienstleistungen auf dem Smartphone steigt allerdings an. Einer Umfrage von Roland Berger mit dem Kreditkartenanbieter Visa zufolge können sich 60 Prozent der Deutschen vorstellen, künftig Bankgeschäfte auf dem Smartphone abzuwickeln. Bislang sind es lediglich sieben Prozent.
Doch gerade bei schwankungsanfälligen Marktphasen kann es für Anleger essenziell sein, ihre Positionen möglichst rechtzeitig zu schließen oder neue zu eröffnen. Die Aktienpositionen erst am Abend vom heimischen PC aus an den Handelstag anzupassen, kann Geld kosten.
Handelsumsätze von Börsen wie der Deutsche Börse-Tochter Tradegate, die mit Öffnungszeiten von 8 bis 22 Uhr Anlegern die Möglichkeit geben, über ihre Depotbank zu handeln, bevor sie ins Büro fahren oder nachdem sie von der Arbeit kommen, steigen kontinuierlich.
Der Orderbuchumsatz, also der Wert aller gehandelten Aktien, stieg bei Tradegate 2015 um mehr als 20 Milliarden Euro auf 75 Milliarden an. Auch Quotrix, die Tochter der Börse Düsseldorf, verspricht extra lange Handelszeiten bis 23 Uhr.
Dabei wäre die eigentliche Innovation, Anlegern auch tagsüber den Zugang zum Aktienhandel schneller, einfacher und sicherer möglich zu machen.
Apps müssen Mehrwert bieten
Denn laut einer Umfrage von ING Diba mit Marktforschern von Ipsos haben Deutsche, die kein Mobilebanking betreiben, zu fast 70 Prozent Angst davor, dass ihre Finanzdaten auf dem Smartphone unzureichend geschützt sind. 17 Prozent gaben an, dass mobiles Banking ihnen keine besonderen Zusatzfunktionen anbieten würde.
Sicherheit im Onlinebanking
Bei diesem Autorisierungsverfahren müssen Nutzer lediglich ihre Kontonummer oder einen Nutzernamen eintragen und eine dazugehörige PIN eingeben. Bitkom hält diese Autorisierung für sehr unsicher. Sie sei lediglich für Umsatzabfragen oder den Zugang zur Nachrichtenbox geeignet.
Indizierte Transaktionsnummer (iTAN) sind Transaktionsnummern, die von der Bank auf einer Liste in einem Index zusammengestellt wurden. Für Überweisungen müssen sie dann eine bestimmte TAN der Liste eingeben. Laut Bitkom besteht bei Verwendung von iTAN nur ein geringes Risiko eines Datenabgriffs. Wenn auch Manipulationen durch zwischengeschaltete Schadsoftware während der Eingabe der TAN möglich sind.
(Quelle: Bitkom)
Mobile TAN werden per SMS-Nachricht an den Bankkunden übertragen. Jeder eingeleitete Buchungsvorgang des Kunden muss mit der dazugehörigen verschickten mTAN bestätigt werden. Weil Smartphones, die die SMS-TAN empfangen, heute aber häufig mit dem Internet verbunden sind, besteht auch hier die Gefahr eines illegalen Abgriffs der TAN. Bitkom ordnet SMS-TAN als unsicher ein.
Über ein Lesegerät erzeugt der Bankkunde mit seiner EC-Karte eine TAN. Verschiedenste Varianten von smart-TAN, Chip-TAN bis zu e-TAN gelten laut Bitkom als sichere Authentifikationswege.
Viele Sparkassen und VR-Banken nutzen das Verfahren: Der Kunde muss weiterhin eine Karte in einen TAN-Generator stecken. Sobald er eine Überweisung im Onlinebanking ausführt, erscheint ein Schwarz-Weiß-Code auf dem Bildschirm. Diesen muss er dann mit seinen TAN-Generator samt EC-Karte einscannen. Aus den Daten des Schwarz-Weiß Codes liest der Generator die Überweisungsdetails und kreiert eine zugehörige TAN, die dann im Onlinebanking eingegeben werden muss. Bitkom schätzt die Verwendung als mindestens so sicher wie das iTAN-Verfahren.
Kunden müssen bei einer Überweisung einen Code auf dem PC-Bildschirm mit ihrem Smartphone scannen. Anschließend halten sie zur Verifizierung ihre NFC-fähige EC-Karte an das Smartphone. Über das Internet (oder auch per Hand) wird dann eine TAN übertragen. Nicht alle Smartphones und EC-Karten sind für dieses Verfahren ausgestattet. Laut Bitkom besteht dafür aber ein geringes Risiko, dass Hacker Daten abgreifen können.
Im Sommer 2015 hatte Finanztest 38 Banking-Apps ausführlich getestet. Lediglich sechs Angebote bekamen die Note gut. Die Apps sollten ihren Nutzern mindestens ermöglichen, Kontostände abzurufen, Überweisungen zulassen und Datenschutz gewährleisten, so die wichtigsten Kriterien von Finanztest.
Outbank, die Apps der Sparkassen sowie die Banking + Brokerage App von ING Diba schnitten alle gut ab. Mit mangelhaft bewertete Finanztest die App Centralway Numbrs, da diese alle Zugangsdaten und Transaktionsnummern ihrer Nutzer speichern könne. Diese Datenschutzbedenken führten zur schlechtesten Bewertung im Test.
Insgesamt kam Finanztest zu dem Schluss, dass vielen Apps noch nützliche Funktionen fehlen – etwa Auftragsvorlagen für Überweisungen. Einige Leistungen aus dem Onlinebanking konnten auf dem Smartphone nicht ausgeführt werden, 13 der getesteten Apps scheiterten laut Finanztest bei dem Versuch, Geld ins Ausland zu senden.
Viele der Apps bekommen Kunden von ihren Banken kostenlos angeboten. Unabhängige Apps wie Outbank können Konten vieler deutschen Banken verknüpfen und dort von ihren Nutzern unabhängig von der Bank verwalten. Auch ein Paypal-Konto kann dort verknüpft werden. Laut Outbank sind es insgesamt Konten von mehr als 4000 Instituten. Dafür zahlen die Nutzer aber eine Jahresgebühr von 8,99 Euro. Die App funktioniert auf Smartphones und Tablets mit Apples Betriebssystem. Und auch auf der Apple Watch können Nutzer ihren Kontostand abrufen.
Die meisten Apps bieten lediglich Zugang zum Girokonto. Aber auch die großen Depotbanken und Broker in Deutschland bieten mit ihren Apps die Möglichkeit, Wertpapiere unterwegs zu verwalten. Vaamo, ein Vermögensverwalter, der automatisiert nach den Vorgaben der Kunden ein Portfolio anlegt, hat eine App fürs iPhone aufgelegt.
Robo-Advisor: Was kann der virtuelle Vermögensberater?
Die OnVista Bank will im Frühjahr mit einer Trading-App auf den Markt kommen. Bislang würden bereits fast ein Drittel aller Nutzer die Börsendaten auf onvista.de mobil abrufen. Beim S-Broker lassen sich über die Smartphone App bereits alle Funktionen des normalen Onlinebankings auf dem Handy abrufen. Rund 14 Prozent aller Trades würden mobil über die App ausgeführt, heißt es von S-Broker.
Lediglich Sparpläne und Differenzkontrakte (CFDs) müssen noch über das Onlinebanking ausgeführt werden. Auch die Zeichnungen von Neuemissionen muss beispielsweise im Browser ausgeführt werden.
Auch bei der Consorsbank sind etwa 15 Prozent der Kunden mobil in ihrem Depot unterwegs. Bei ING Diba haben im Dezember gerade sechs Prozent aller aktiven Nutzer über ihr Smartphone eine Wertpapier-Order ausgeführt. Die Comdirect-Bank bietet ihren Kunden über die Mobile App an, ihr Depot auf dem Smartphone zu verwalten. Das nutzten 2015 16 Prozent der Nutzer. In diesem Jahr plant Comdirect, noch eine neue Handels-App für mobiles Trading auf den Markt zu bringen.
Etwas höher liegen die Nutzungszahlen beim Handelsspezialisten IG Markets, der hauptsächlich den Handel mit CFDs anbietet und von Vieltradern genutzt wird. Dort können Nutzer über eine Apple-App ihre Positionen handeln. Rund 35 Prozent aller Transaktionen werden über mobile Geräte abgewickelt, heißt es von IG Deutschland.
Mit einem Fingertipp die Order ausführen
Banking kann aber auch auf den bislang kleinsten smarten Geräten funktionieren, den sogenannten Smartwatches, die lediglich das Display der Armbanduhr zum Navigieren nutzen. So zeigt eine Studie der Schweizer Finanzforscher von MyPrivate Banking, dass es gerade da noch bei vielen Banken hapert.
Viele mobile Apps für Smartwatches sind noch weit weg vom Aktienhandel mit wenigen Fingertipps auf das Uhrendisplay. Selbst Überweisungen oder Marktdaten, etwa vom Deutschen Aktienindex DAX, fehlen für die Kunden.
Die gute Nachricht: Von den weltweit 35 größten Banken bieten 19 schon Apps für die Apple Watch an. Mit der Deutschen Bank und ihrer Meine Bank-App landete ein Anbieter aus Deutschland auf dem geteilten ersten Platz der Tester von MyPrivate Banking. Auch ABN Amro, BNP Paribas, die Citibank und die Commonwealth Bank of Australia konnten sich auf den ersten Platz der Schweizer Studie setzen. Die volle Punktzahl für Funktionalität, Transaktionen, Eilmeldungen und Benachrichtigungen, Geldautomaten- und Filialfinder und Kontaktmöglichkeiten zur Bank bekam aber kein Anbieter.
Den Forschern gefielen an der DB Meine Bank-App insbesondere die Übersichtlichkeit des Finanzplaners und der Funktionsumfang auf dem kleinen Bildschirm der Uhr. Wertpapiere kaufen und verkaufen können Nutzer mit der Watch-App der Deutschen Bank nicht.
Insgesamt fiel das Ergebnis über die Funktionalität der Banking Apps bei den Forschern von MyPrivate Banking ernüchternd aus: 55 Prozent der Apps bieten zwar einen Einblick über Kontostand und vergangene Transaktionen an. Aber lediglich 18 Prozent bieten ihren Nutzern Marktupdates an und nur bei knapp einem Viertel aller Smartwatch-Apps können die Kunden auch Zahlungen und Überweisungen oder Aktienorders tätigen.
Noch sind viele Konzepte unausgereift. In den USA hat das Investmenthaus Charles Schwab für seine Kunden auch eine Apple Watch-App im Angebot, mit der sie ihr Vermögen verwalten können. Allerdings können sie auf der Uhr – anders als etwa beim Start-up Anbieter Robinhood – nur Orderaufträge initiieren. Ausführen und bestätigen müssen sie sie anschließend vom iPhone, das bei vielen Apps noch Hauptkommunikator mit der Apple Watch ist.
Für deutsche Anleger gibt es noch kaum Apps, mit denen sie schnell über ihr Handgelenk Wertpapiere handeln können: Die Consorsbank bietet hierzulande eine Apple-Watch-App zum Download an. Wie bei der App der Deutschen Bank sei sie aber noch eher ein Informationstool, heißt es vom Unternehmen. Man sehe zu starke Beschränkungen für den Aktienhandel auf dem kleinen Display.
Auch Onlinebroker Onvista hält die Erweiterung des Onlinedepots auf die Apple-Watch aufgrund des sehr kleinen Bildschirms nicht für sinnvoll. Für Comdirect-Kunden lässt sich die Apple-Watch mit dem Smartphone koppeln - und der Kontostand abrufen sowie die letzten fünf Umsätze des Girokontos.
Bei IG Markets können Kunden dagegen bereits über eine App auf ihrer Digitaluhr handeln. Mit der Apple-Watch-App wolle man den Kunden schnellstmögliche Reaktionen auf das Marktgeschehen erlauben, heißt es vom Unternehmen. Einschränkungen gibt es dennoch: „Chartanalysen und das eröffnen von neuen Positionen direkt aus einem Aktienchart heraus sind aufgrund des kleinen Displays kaum zielführend“, sagt IG.
Bei der Postbank heißt es, man habe mögliche Anwendungsszenarien für die Apple Watch bereits mit Kunden diskutiert. Die hätten aber kein großes Interesse am Aktienhandel über die Uhr gehabt. Deshalb konzentriere man sich weiterhin auf klassische Apps für Tablet und Smartphones.
Dabei sollte eine Studie aus dem eigenen Haus der Postbank Rückendeckung geben: In der Gruppe der 25-34-jährigen Deutschen nutzen bereits 36 Prozent mobiles Banking auf ihrem Smartphone. Auch unter den bis 44-Jährigen nutzt jeder Vierte die Bankdienstleistungen auf dem Handy. Die Wanderung vom Onlinedepot zum Smartphone-Depot hat wohl gerade erst begonnen.