Die US-Notenbank hatte am vergangenen Mittwoch die Märkte damit überrascht, dass sie ihre monatlichen 85 Milliarden Dollar schweren Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur vorerst unverändert beibehält. Die Mehrheit der Analysten und Beobachter hatte mit dem Gegenteil gerechnet, da die US-Notenbankchef Ben Bernanke Wochen zuvor bereits signalisiert hatte, dass die Fed allmählich ein Ende des Krisenkurses einläuten könnte. Die aufgeschobene geldpolitische Wende sorgte für ein Kursfeuerwerk an den Börsen. Und folgerichtig schoss auch der Goldpreis nach der Fed-Entscheidung zwischenzeitlich auf mehr als 1370 US-Dollar je Feinunze (31 Gramm) nach oben.
In diesem Jahr, so Weinberg, sei die Goldpreisentwicklung in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen dürfte der Goldpreis erstmals seit dem Jahr 2000 zum Jahresschluss im Minus liegen. Zum anderen, weil die Wahrscheinlichkeit eine deutlichen Preisrückgangs um neun Prozent oder mehr an einem Tag beim Gold nach seiner Analyse mikroskopisch klein sei. In der Betrachtung der Tagespreisveränderungen seit 1975 sind solche Ausschläge praktisch nicht existent. Dennoch ist genau das passiert. Die Gründe dafür seien einerseits die charttechnische Lage, nach der in diesem Jahr ein langfristiger Aufwärtstrend und eine mittelfristige Unterstützung bereits gefallen seien. Dementsprechend sind vor allem Spekulanten aus dem Goldmarkt ausgestiegen. Gleichzeitig entwickeln sich die Realzinsen – etwa in Form von US-Staatsanleihen – positiv und die Inflationsängste nehmen wieder ab. Drittens können Anleger derzeit mit Aktien gutes Geld verdienen und gehen zunehmend höhere Risiken ein. Dazu passe auch, dass sich die börsengehandelten Fonds großenteils aus dem Goldmarkt verabschiedet haben.
Doch wie geht es nun weiter? Für eine Erholung des Goldes spricht neben der genannten Fed-Entscheidung und der anhaltenden expansiven Geldpolitik der großen Industriestaaten die steigende Goldnachfrage vor allem aus China, die bereits für erhöhte Goldexporte nach Fernost sorgt. Zudem sind in den vergangenen Jahren die Goldkäufe der Zentralbanken massiv gestiegen. Würde China seine Goldreserven über Käufe am freien Markt auf fünf Prozent seiner gesamten Devisenreserven erhöhen wollen, bräuchte das Land dazu unter den heutigen Gegebenheiten 13 Jahre, so Weinberg in seiner Präsentation. Eine Trendwende beim Goldpreis scheint also durchaus möglich.
Mit Material von dpa.