Die Kryptofirma Genesis kündigte am Mittwoch an, zur Sicherung der Liquidität keine neuen Kredite mehr zu vergeben und die Rückzahlung vorläufig einzustellen. Die Muttergesellschaft Digital Currency Group, zu der auch der auf Kryptowerte spezialisierte Vermögensverwalter Grayscale gehört, begründete die Entscheidung mit den Kursturbulenzen und dem allgemeinen Vertrauensverlust durch die FTX-Pleite.
Am Dienstag hatte das „Wall Street Journal“ berichtet, die Kryptobank BlockFi steuere wegen Verlusten im Zusammenhang mit dem FTX-Zusammenbruch auf eine Insolvenz zu. Darüber hinaus kämpft auch die Kryptobörse Crypto.com um das Vertrauen der Anleger.
Wie es zum Milliarden-Absturz der Kryptobörse FTX kommen konnte
Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar und verwahrte Milliardenwerte im Auftrag seiner Kunden. Vor einer Woche stürzte die FTX-Gruppe wie ein Kartenhaus zusammen und meldete Insolvenz an. Die FTX-Pleite vernichtete Milliarden.
Schneller schlau: Kryptowährungen
Dezentrale Datenbanken, auf denen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether basieren. Das öffentliche Register enthält alle Transaktionen.
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Bergbau und beschreibt das Schürfen, also die Produktion neuer Coins. Das geschieht, indem zahlreiche Hochleistungsrechner (Miner) im Wettstreit miteinander komplexe Rechenaufgaben lösen. Entschlüsseln sie die Rechnung, können sie der Blockchain neue Blöcke, also zum Beispiel neue Bitcoin, hinzufügen und bekommen dafür wiederum neues Kryptogeld als Belohnung.
Jeder Block und jede Transaktion in der Blockchain wird mit einem sogenannten Hash versehen, einer Art Prüfwert. Dieser sorgt dafür, dass niemand die Daten in der Blockchain manipulieren und jeder Coin einem Nutzer zugeordnet werden kann. Die Entschlüsselung des Prüfwerts verlangt den Minern eine enorme Rechenleistung ab. Deshalb wird die Hashrate gemessen, das ist die Menge an Berechnungen, die zum Beispiel das Bitcoin-Netzwerk pro Sekunde durchführen kann.
Weil die erforderlichen Rechenkapazitäten für das Schürfen neuer Bitcoin so groß geworden sind, haben sich viele Miner zusammengetan und bündeln ihre Kräfte in einem Pool. Die Belohnung teilen sie dann untereinander auf. Je höher die Hashrate des Pools, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er eine der komplexen Aufgaben am schnellsten löst.
Es steht der Verdacht im Raum, dass FTX Kundengelder in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar veruntreut haben soll. Verstärkt wurde die Liquiditätskrise des FTX-Konzerns durch den Wertverlust der eigenen Kryptowährung FTT, die einen erheblichen Teil der Einlagen ausmachte.
Mit FTX konnten Nutzer mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether handeln – aber auch mit weit komplexeren Finanzprodukten. Das Unternehmen wurde im Mai 2019 von zwei Absolventen der US-Elite-Universität MIT, Sam Bankman-Fried und Gary Wang, gegründet und zählte im Februar 2022 bereits eine Million Kunden.
Für den Kryptomarkt sind die Vorgänge rund um FTX ein Schock. Zwar sind die Anleger Pleiten und Skandale gewohnt, der FTX-Crash aber trifft den Markt in einer heiklen Phase: Seit einiger Zeit steigen weltweit die Zinsen, weil Notenbanken gegen die hohe Inflation vorgehen. Einige Zentralbanken beginnen zudem, in der Krise geschaffenes Geld aus den Märkten zu ziehen. Steigende Zinsen und sinkende Liquidität schaden besonders riskanten Finanzanlagen, zu denen Digitalwährungen zählen.
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