Kristina Rüter prüft bei Oekom grüne Projekte der Unternehmen. Sie geht dabei über die Vorgaben der Green Bond Principles hinaus. „Diese Vorgaben machen ja keine inhaltliche Aussage zur vorgeschriebenen Verwendung, sondern setzen sich für Transparenz ein“, sagt sie. „Wir achten zusätzlich darauf, ob sie nachhaltige Kriterien erfüllen“, sagt Rüter. Denn Energieeffizienz könne auch bedeuten, dass ein Konzern seine Kohlekraftwerke modernisiert. Wie grün das ist, müssen Anleger selbst entscheiden.
Von hell- bis dunkelgrün
Doch selbst wenn externe Überprüfungen vorliegen, müssen sie Anlegern nicht offengelegt werden. Bei gut einem Drittel der seit 2007 begebenen Anleihen halten die Emittenten die externe Bewertung unter Verschluss, zeigt eine Liste der Climate Bonds Initiative. Kein gutes Zeichen.
„Wir haben in unseren Fonds noch keine Green Bonds aufgenommen“, sagt Uli Krämer, der für den Kepler Ethik Rentenfonds nach strengen Kriterien in sozial und ökologisch nachhaltig wirtschaftende Konzerne investiert. „Nur weil eine Anleihe als grün deklariert wird, heißt das nicht, dass sie auch unseren Kriterien für Nachhaltigkeit entspricht.“ Probleme könnten aufkommen, wenn Unternehmen, die sonst nicht als nachhaltige Emittenten gelten, Green Bonds vergeben. „Die Projekte müssen zum Unternehmen passen“, sagt Saida Eggerstedt, Fondsmanagerin beim Deka-Fonds Nachhaltigkeit Renten, die bereits in Green Bonds investiert hat: „Wenn ein Atomstromkonzern einen Green Bond herausgibt, finden wir das schwierig, weil der Konzern ansonsten nicht als grün gelten kann. Die Anleihe sehen wir dann eher als Marketingaktion.“
So sieht die Geldanlage der Deutschen aus
35 Prozent der Deutschen haben eine Lebensversicherung abgeschlossen.
Fast ebenso viele, nämlich 32 Prozent, besitzen einen Bausparvertrag oder Bausparplan.
In Deutschland besitzen 29 Prozent der Bürger ein Tagesgeldkonto.
Ebenso viele, nämlich 29 Prozent, sehen ihre Immobilie als Geldanlage an.
20 Prozent besitzen Fondsanteile, 17 Prozent Festgeld/Termingeld und 12 Prozent Aktien.
Deutlich geringer ist dagegen der Anteil der Edelmetallbesitzer: sieben Prozent haben in Goldbarren oder -münzen investiert und vier Prozent zählen Silberbarren oder -münzen zu ihrem Besitz.
Sechs Prozent sehen ihre Antiquitäten (z. B. einen sehr alten Schrank) als Geldanlage und vier Prozent besitzen wertvolle Kunstgegenstände.
Jeweils zwei Prozent haben Geld in Anleihen bzw. Zertifikate angelegt.
EDF etwa, das vor allem Atomstrom produziert, platzierte bereits 2013 eine erste grüne Anleihe über 1,4 Milliarden Euro. Investoren wollten sogar die doppelte Summe zeichnen. Die EDF-Tochter Energies Nouvelles soll nun die Anleiheeinnahmen für grüne Projekte nutzen. Von den 1,4 Milliarden Euro, die der Konzern einwarb, hatte er Ende 2014 nach eigenen Angaben 1,2 Milliarden in grüne Projekte gesteckt, darunter vor allem Windkraftanlagen. Details zu den Ökoprojekten gibt es nur einmal jährlich im Geschäftsbericht.
Der Autokonzern Toyota schrieb einen Green Bond aus, der die Schulden von Kunden seiner Hybridautos refinanzierte. Laut Green-Bond-Richtlinien sind solche Anleihen zwar zulässig. Einen Anstoß für neue Klimaschutzprojekte geben sie kaum.
Für Kristina Rüter von Oekom wäre ein Ziel, „über Green Bonds Mittel für Projekte einzuwerben, deren Nachhaltigkeitsnutzen klar belegt werden kann und die keine negativen Auswirkungen haben“. So ließe sich der positive Einfluss noch verstärken.
Wie der Markt sich mit klar definierten Standards noch besser etablieren könnte, zeigt die Börse Oslo: Seit Januar gibt es dort ein neues Segment speziell für Green Bonds. Wer als Unternehmen mit seinen Anleihen dort gelistet werden will, muss zwingend eine Second Opinion für die Anleihe einholen – und diese den Anlegern auch zugänglich machen.