Nationale Goldreserven Gold bewegt sich

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Kaum noch Gründe für die Verwahrung nationaler Goldreserven im Ausland

Die Aufbewahrung im Ausland habe sich „historisch und marktbedingt so ergeben“, weil das Gold an diesen Handelsplätzen einst an die Bundesbank übertragen wurde, sagt die Bundesbank. Doch der Kalte Krieg ist vorbei – er kehrt hoffentlich durch die Ukraine-Krise nicht wieder zurück – und mit Gold werden keine Forderungen unter Notenbanken mehr beglichen. Dieser Mechanismus zum Ausgleich von Ungleichgewichten der Zahlungsbilanzen endete 1973, als die USA den Gold-Devisen-Standard von Bretton Woods aufkündigten. Warum also nicht das Gold, das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg dank seiner hohen Exportüberschüsse angehäuft hat, nach Deutschland zurückholen? Sicher ist sicher.

Darauf reagierte die Bundesbank in der Vergangenheit immer mal wieder anders. Lange hieß es, das Gold bleibe im Ausland, solange die Lagerung dort kostengünstiger sei als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen. Dann wieder betonte die Bundesbank, dass die Goldbestände ihre Funktion als Währungsreserven besser erfüllen könnten, wenn sie im Bedarfsfall ohne logistische Einschränkungen in gängige Reservewährung eingetauscht werden können. Im Falle einer Währungskrise könnte etwa das Gold in New York und London rasch in Dollar oder Pfund Sterling getauscht werden.

Diese Argument zieht für Paris seit Einführung des Euro nicht mehr. Also gibt es auch keinen zwingenden Grund mehr für eine Lagerung in Frankreich.

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Zudem dürfte es in Frankreich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der hilflose Staatspräsident François Hollande und seine Regierung das Handtuch werfen. In den Startlöchern steht der in Umfragen führende rechtsextreme und EU-feindliche Front National (FN). Ausgerechnet dessen Parteichefin Marine Le Pen fordert jetzt von der Banque de France die Rückführung der französischen Goldreserven aus dem Ausland. Das ist erstaunlich. Entweder schlachtet Le Pen das Thema Goldreserven plump nationalistisch aus oder sie weiß mehr als der Rest der Welt. Denn der ging bisher davon aus, dass das gesamte französische Gold seit der Rückholaktion von Charles de Gaulle, der es nicht „dem Zugriff einer fremden Macht preisgegeben“ wollte, schon seit Jahrzehnten ausschließlich in Frankreich verwahrt wird. Aktuell meldet Frankreich Goldreserven von 2435,4 Tonnen.

Wie Anleger die Geldanlage Gold beurteilen

Gründe für die Umlagerung der nationalen Goldreserven gibt es also verschiedene, aber hinter der Entscheidung der Bundesbank und der DNB verbirgt sich auch eine ziemlich eindeutige Botschaft, die genauso für Privatanleger gilt: Wer einen Teil seines Geldes in Gold anlegen will, sollte es physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es ihm weggenommen wird. Nur bares Gold ist wahres Gold.

Weitere Botschaft: Innerhalb des westlichen Teils des Zentralbankensystems werden Risse sichtbar. Die Notenbanken großer Schwellenländer trauen diesem schon lange nicht mehr und setzen verstärkt auf Gold. Offiziell wird das niemand einräumen, aber zugespitzt könnte man die Entscheidungen von Bundesbank und DNB nicht nur als Protest gegenüber den geldpolitischen Praktiken von Fed, Bank of England und Bank of Japan interpretieren, sondern auch gegenüber jenen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Sicher: Die Goldbeschlüsse der Bundesbank wurden gefasst, als von Negativzinsen und europäischen Staatsanleihe-Kaufprogrammen noch keine Rede war. Trotzdem dürfte man bei der Bundesbank geahnt haben, was kommt. Mit der Einführung negativer Einlagenzinsen dürfte die EZB nun auch bei deutschen Sparern ihren Kredit endgültig verspielt haben. Weil das so natürlich alles nicht abgemacht war und aus Berlin kaum mehr mit Unterstützung zu rechnen ist, begibt sich die Bundesbank in eine Art innere Emigration. Um aber ihr wichtigstes Gut, das Vertrauen der Bundesbürger, nicht zu verspielen, wird sie weitere Mengen Gold nach Deutschland bringen. Denn wenn das System zusammenbricht, würde ihr das Gold im eigenen Tresor womöglich den Aufbau einer neuen Währung erleichtern.

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