Neue Anbieter Einfach raus aus überteuerten Stromtarifen

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Wenn das Geschäft mit bequemen Kunden unbequem wird

Doch das Geschäft mit den bequemen Kunden kann auch unbequem sein. Das Berliner Start-up MoneyMap etwa wollte Gas-, Strom- und Mobilfunktarife für seine Kunden optimieren. Dafür ging es eine Kooperation mit der Hypovereinsbank ein. Deren Kunden konnten den MoneyMap-Service nutzen. Das Start-up durchleuchtete dann die Kontobuchungen, um festzustellen, wieviel für Strom und Gas anfiel. Auf Wunsch übernahm es für die Kunden den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter. Das Echo blieb hier aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. Seit Ende August bietet MoneyMap seine Dienste nicht mehr direkt an. Offiziell wurde das Angebot zwar in einen breiteren Vertragsmanager mit dem Namen Finreach Solutions integriert. Hinter den Kulissen gibt es aber keine Zweifel daran, dass der mangelnde Erfolg von MoneyMap Grund für den Umbau war.

Probleme anderer Art bekam das Start-Up GoNetto, das Kunden die Übertragung von Versicherungen ermöglicht. Im Gegenzug für eine Gebühr von nur einem Euro pro Monat und Vertrag sollten Versicherte hier die laufende Bestandsprovision erstattet bekommen, die sonst ihr Versicherungsvermittler kassiert. Die Finanz- und Versicherungsaufsicht BaFin witterte allerdings einen Verstoß gegen das Provisionsabgabeverbot. Sie teilte Versicherern mit, dass sie durch Zusammenarbeit mit GoNetto eine Ordnungswidrigkeit begingen. Eine solche werde als „Verstoß gegen das Verbot von Sondervergütungen“ angesehen.

Nun tobt ein Rechtsstreit. GoNetto hält das eigene Geschäftsmodell für zulässig: Eine Weitergabe von Provisionen sei ausdrücklich in Ordnung, wenn es so zu einer dauerhaften Beitragssenkung komme. Und weil die Kunden dank der Erstattung unter dem Strich weniger für ihre Versicherung zahlten, sei diese Bedingung erfüllt. Die BaFin hingegen hält es für nötig, dass die Beitragssenkung innerhalb des Versicherungsvertrags erfolgt. Der Umweg über GoNetto sei nicht zulässig. Vorerst erstattet GoNetto den wenigen vorhandenen Kunden keine Provisionen mehr, sondern schreibt diese nur gut – in der Hoffnung nach einem rechtlichen Erfolg wieder Geld auszahlen zu können. Das Geschäft mit privaten Neukunden ist vorerst faktisch tot. Quasi alle Versicherer haben die Zusammenarbeit gekündigt. Nun soll ein Schwenk auf gewerbliche Kunden das Überleben sichern.

Solche rechtlichen Probleme sind eine Besonderheit der Versicherungssparte. In anderen Sparten, wie Strom, Gas, Telefon und Internet versuchen auch die großen Vergleichsportale zunehmend, sich als Vertragsoptimierer zu etablieren – allerdings bislang ebenfalls mit eher mäßigem Erfolg. Verivox startete 2016 einen Dienst namens Prime. Hier sollten Kunden eine Jahresgebühr von 29,90 Euro zahlen. Dafür wurde ihnen eine garantierte Ersparnis durch Vertragswechsel in Aussicht gestellt. Der Kundenzuspruch blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Mehr als eine kleinere vierstellige Kundenanzahl kam nicht zusammen. Nun will Verivox mit einem Vertragsmanager kostenfreie, laufende Unterstützung bieten. Versprochen wird eine Betreuung „vom Handyvertrag über Strom, Gas, Kfz- oder Haftpflichtversicherung bis hin zum Zeitschriftenabonnement“.

Angesichts solcher Marktmacht müsste es den kleineren Konkurrenten eigentlich bange werden. Doch Meyer von SwitchUp gibt sich entspannt: „Die größte Gefahr für uns ist die Trägheit der Leute, nicht irgendein Konkurrent.“ Der Markt sei groß genug für viele Anbieter. Nur die Kunden müssen jetzt noch mitspielen.

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