Schnabels Aktivitäten bei Nanomatic in Hongkong wecken derweil ungute Erinnerungen. Laut Handelsregister hat Nanomatic neun Aktionäre – kein Vergleich zum Massengeschäft früher. Doch einige Aktionäre fühlen sich getäuscht – mal wieder. So wurden zwei Schweizer Nanomatic-Aktionäre 2009 nach eigenen Aussagen mit rosigen Aussichten geködert. „Nanomatic stand angeblich kurz vor dem Börsengang. Mir wurde der 100-fache Gewinn in Aussicht gestellt“, sagt einer. Ein Businessplan der Nanomatic von Ende 2006 – da war Schnabel erst seit gut einem Jahr wieder auf freiem Fuß – stellte für 2008 einen Verkauf des Unternehmens für 840 Millionen Euro in Aussicht. Die beiden Schweizer investierten 1,3 Millionen Euro. Dafür bekamen sie kleine Aktienpakete – daran gemessen müsste Nanomatic mehrere Hundert Millionen Euro wert gewesen sein.
Von Schnabels Vergangenheit wussten die beiden nichts. Sie waren von einem mehrfach vorbestraften Deutschen in Nanomatic gelockt worden. 2001 war der Ex-Vorstand der Skandalfirma Wabag zu acht Jahren Haft wegen Betrugs verurteilt worden. Wabag-Anleger hatten über 100 Millionen Euro in Recyclinganlagen und Biokraftwerke investiert, die nie gebaut wurden. Auch Max Strauß, Sohn der CSU-Legende Franz Josef Strauß, mischte als Jurist im Skandal mit.
Leicht veränderte Version von Comroad
Aus den Plänen der Nanomatic ist jedenfalls nichts geworden, Aktionäre fürchten den Totalverlust. Die letzte Bilanz, die sie bekamen, ist verheerend: Bei 54 000 Euro Umsatz entstanden 2013 knapp 930.000 Euro operativer Verlust. Der über die Jahre aufgelaufene Gesamtverlust beträgt knapp 3,2 Millionen Euro. Schon im Juli 2011 schrieb ein Nanomatic-Manager in einer E-Mail: „Wenn ein Produkt seit Jahren auf dem Markt ist und nicht wächst, spricht das für sich.“ Im Juni 2010 hatte derselbe Manager über Nanomatic geschrieben: „Offen gesagt, sind Produkt und Geschäftsmodell mehr oder weniger eine leicht veränderte Version von Comroad!!“ Schnabel weist das zurück. Nanomatic habe gute Produkte entwickelt, „die jedoch bisher nicht die erwartete Marktakzeptanz erreicht haben“.
Was Schnabel bei Nanomatic verdient, ist unklar. Laut Protokoll der Hauptversammlung vom 8. Mai 2015 sollten die Geschäftsführer ihre Entlohnung selbst festlegen. Schnabel sagt, das sei nur „üblicher Formalismus“. Da Nanomatic keinen Gewinn mache, bekämen die Chefs kein Gehalt.
Hauptgesellschafter von Nanomatic ist eine auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik angesiedelte Finanzgesellschaft. Wer dahinter steht, bleibt offen. Im Handelsregister steht nur eine Treuhandgesellschaft. Ein Nanomatic-Manager wunderte sich 2010 in einer Mail, wer hinter der Finanzgesellschaft stecke, die Nanomatic finanziere.
Dazu befragt, weicht Schnabel aus: Es handle sich um „eine Partnerschaft aus mehreren Personen“. Ob er dazu zähle, will er nicht sagen. Auf der Nanomatic-Hauptversammlung wurde die Finanzgesellschaft jedenfalls gut vertreten: von Schnabel persönlich.