Neue Studie Macht Geld doch glücklich?

Und wenn Geld doch glücklich machte? Quelle: dpa

Im Volksmund, aber auch in vielen Studien gilt als sicher, dass Geld nicht glücklich macht. Doch stimmt das wirklich? Zwei Forscher haben Glücksstudien untersucht – und Überraschendes herausgefunden.

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Geld macht glücklich – wer das offen sagt, gibt sich der Lächerlichkeit preis. Es gilt inzwischen als unausgesprochenes Gesetz, dass Geld gar nicht glücklich machen kann. Selbst Unternehmen versuchen nicht mehr nur, ihre Mitarbeiter über das Gehalt glücklich zu machen, sondern setzen stattdessen auf Schlagworte wie Work-Life-Balance oder kostenfreie Fitnessstudios. Allenfalls gilt noch als akzeptiert, dass es weniger glücklich macht, wenn man arm ist. Über einen gewissen Betrag hinaus hat Geld jedoch angeblich keinerlei Auswirkungen mehr, ja macht im Zweifel sogar unglücklicher.

Untersuchungen über das Glück kommen im sehr offiziellen Gewand einer wissenschaftlichen Veröffentlichung einher, flankiert von Kolonnen anderer Zahlen, die ihre Wirkung untermauern sollen. Und doch sagen jetzt zwei Forscher: Was wir bislang glaubten, über Glück zu wissen, stimmt nicht. Die meisten Studien, die sich mit dem Thema Glück auseinandersetzen, seien nicht belastbar.

Für ihre Untersuchung mit dem Titel „Die Traurige Wahrheit über Glücksskalen“ nahmen sich die Autoren Timothy Bond und Kevin Lang neun Klassiker der Glücksforschung vor: Das U-Modell, das zeigt, dass Menschen in der Jugend und im Alter am glücklichsten sind. Die Familienforschung, die zeigt, dass Verheiratete glücklicher, Eltern jedoch unglücklicher sind als Singles. Und das Easterlin-Paradox, das 1974 erstmals zeigte, dass ein höheres Einkommen nicht zu mehr Glück führt.

Ein Aktienportfolio macht glücklicher als der Porsche vor der Tür. Es sei denn, der Nachbar fährt nur Fiat. Der Ökonom Bernd Raffelhüschen über die vier „Gs“ des Glücks, Statussymbole und die Zufriedenheit im Alter.

Bond und Langs vernichtendes Urteil: Nicht eine der neun Untersuchungen hält einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. „Die Ergebnisse der Studien hängen in hohem Maße davon ab, was der Autor über die Verteilung von Glück in einer Gesellschaft denkt“, bilanzieren die Autoren. Also von der Meinung, die der Autor ohnehin schon hat. Zudem gingen die Studien – ungerechtfertigterweise – davon aus, dass alle Menschen Glück gleich empfänden und artikulierten.

Bond und Lang versuchten nun, die Studienergebnisse mit möglichst objektiven Rechenmodellen zu reproduzieren – und scheiterten. Je nach dem, welche Parameter sie setzten, kamen sie sogar zu ganz anderen Ergebnissen als die Ursprungsstudien.

Besonders deutlich wird das bei länderübergreifenden Studien. So gibt etwa in Umfragen kein einziger Malaie an, unglücklich zu sein. Gibt es deshalb tatsächlich keine unglücklichen Menschen in Malaysia, oder ist es eher eine kulturelle Frage? Bond und Lang beschlossen deshalb, Malaysia nicht in ihren Vergleich aufzunehmen. Dann wählten sie verschiedene Rechenmodelle, die sich auf unterschiedliche Verteilungen von Glück fokussierten, und verglichen sie. Das erstaunliche Ergebnis: Mal war Nigeria das glücklichste, mal das unglücklichste Land der Erde.

Nur bei zwei Fragen anderer Studien konnten die Forscher die Ergebnisse der Ursprungsuntersuchungen zumindest teilweise reproduzieren: Auch Bond und Lang fanden Tendenzen, dass Behinderte unglücklicher sind als Nicht-Behinderte und verheiratete Frauen glücklicher als unverheiratete.

Über die Frage, ob Geld denn nun doch glücklich macht und wenn ja, wie viel, gibt Bonds und Langs Studie leider keinen Aufschluss. Sie regt jedoch dazu an, vermeintliche Kausalitäten kritisch zu hinterfragen.

So hat etwa eine britische Studie ergeben, dass Aktienbesitzer besonders glücklich sind. Wie der Ökonom Bernd Raffelhüschen erklärt, könnte das aber auch einen ganz anderen Grund haben als die Aktien: Demnach sind Anleger oft besonders gebildet. Gebildete Menschen wiederum legen mehr Wert auf sportliche Betätigung, gutes Essen und Kultur – alles Dinge, die glücklich machen, aber in besagter Studie nicht abgefragt wurden.

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