Die chinesische Währung Renminbi – auch Yuan genannt – wird in Simbabwe zum regulären Zahlungsmittel. Die Volksrepublik bezahlt sogar indirekt dafür, indem sie dem südafrikanischen Land Schulden in Höhe von knapp 40 Millionen Dollar erlässt, die noch in diesem Jahr fällig gewesen wären – das berichtet der britische „Guardian“.
Ganz ohne Hintergedanken ist der Deal allerdings nicht, denn auch China profitiert davon: Das Land strebt eine noch engere Handelspartnerschaft mit Simbabwe an und verstärkt somit seine Präsenz in Afrika. China ist bereits jetzt einer der wichtigsten Handelspartner für Simbabwe und auf dem afrikanischen Kontinent ohnehin stark vertreten.
Dass sich Simbabwe überhaupt an China wendet, hat noch einen anderen Grund: Die EU und die USA hatten Anfang der 2000er-Jahre Sanktionen gegen das diktatorische Regime von Präsident Robert Mugabe und seine Menschenrechtsverletzungen verhängt. Mehrere Hundert Politiker, darunter Diktator Mugabe und seine Ehefrau Grace, sowie verschiedene Unternehmen sind von den Kontensperrungen und Einreisebeschränkungen betroffen. Erst im Februar 2015 verlängerte die Europäische Union ihre Boykott-Maßnahmen.
Simbabwe verspricht sich von der Fremdwährung eine stabilere Geldpolitik. Bis vor wenigen Jahren hatte das Land noch einen eigenen Dollar, der im Zuge einer Hyperinflation ab 2009 von ausländischen Währungen verdrängt worden war. Zugelassen als Zahlungsmittel waren danach beispielsweise der US-Dollar sowie der Rand aus Südafrika. Auch mit dem Yuan konnte später gezahlt werden – allerdings nur inoffiziell.
Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet
Sollte sich der Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartungsgemäß für die Aufnahme entscheiden, wäre der Yuan die fünfte Weltreservewährung. Die Währungen des IWF-Währungskorbes bilden zusammen - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR). Diese wird an keiner Börse gehandelt, dient dem Währungsfonds aber als Berechnungsgrundlage, etwa für internationale Finanzhilfen. Bei der Gewichtung geht die Aufnahme des Yuan zulasten der anderen vier Währungen, vermutlich vor allem auf Kosten des japanischen Yen.
Nein. Es gibt Experten, die in dem Schritt des Internationalen Währungsfonds eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollars sehen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wird es zumindest nicht schnell gehen. Die Aufnahme des Yuan soll zwar nun verkündet werden, wird aber wohl erst zum Herbst 2016 in Kraft treten. Die Märkte haben lange Zeit, sich darauf einzustellen. Schon jetzt buhlen internationale Finanzmärkte darum, Handelszentrum für den Yuan zu werden, etwa London und Frankfurt. In der Londoner City gehören Chinesisch-Sparchkurse schon seit geraumer Zeit zu den am meisten nachgefragten.
Ähnlich wie im globalen Handel verfolgt China auch auf den Finanzmärkten das Ziel, den USA ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Den Aufbau des Yuan zu einem ernstzunehmenden Dollar-Konkurrenten treibt Peking deshalb schon seit Jahren generalstabsmäßig voran. Seit 2009 hat die Volksrepublik mehr als 30 sogenannte Swap-Abkommen mit Nationen vor allem in Asien und Afrika geschlossen, mit denen sie nun ihren Handel direkt in den Landeswährungen abwickeln kann.
In den vergangenen Jahren hat die Währung eine rasante Aufholjagd hingelegt: Im August 2012 lag der Yuan noch auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Mittlerweile schafft er es bereits auf Platz vier der international am meisten gehandelten Währungen, noch vor dem japanischen Yen. Im Vergleich zum Top-Trio ist der Yuan allerdings noch immer ein Zwerg: Zuletzt wurden 2,79 Prozent der internationalen Zahlungen in Yuan abgewickelt - gegenüber 44,8 Prozent in Dollar, 27,2 Prozent in Euro sowie 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund.
Damit der Yuan tatsächlich eines Tages auf Augenhöhe mit dem US-Dollar agieren kann, sind in China noch viele Reformen notwendig. Genau wie der Dollar und der Euro muss auch der Yuan völlig frei handelbar sein. Das ist bisher nur bedingt der Fall. Wie sehr der Kurs der Währung schwanken darf, darüber entscheidet zu einem großen Teil noch immer der Staat und nicht der freie Markt. Allerdings hat Peking angekündigt, das ändern zu wollen. Einige Experten gehen davon aus, dass China schon im nächsten Fünf-Jahresplan, der 2016 in Kraft tritt, einen komplett freien Handel des Yuan festlegen könnte.
Für Chinas Wirtschaft schon. Sollten internationale Investoren nach einer Freigabe des Yuan massiv auf eine steigende Währung spekulieren, könnten so in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen, was die Gefahr von Spekulationsblasen erhöhen würde. Andererseits könnte ein frei konvertibler Yuan auch dazu führen, dass aus Sorge um die chinesische Wirtschaft große Mengen Kapital aus dem Land abfließen. Auch das würde der Wirtschaft schaden.
Simbabwe ist nicht das einzige Land, das ausländische Banknoten zulässt: Die dauerhafte Einführung einer stabilen Fremdwährung ist typisch für Krisenstaaten, die von Inflationen bedroht sind. In vielen mittelamerikanischen Ländern wie Haiti, El Salvador oder Ecuador ist der US-Dollar die offizielle Landeswährung, ebenso in Kambodscha oder Osttimor. Dieses Prinzip wird auch als „Dollarisierung“ – oder auch „Euroisierung“ – bezeichnet.
Erst Ende November wurde der Yuan vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zur fünften Welt-Reservewährung ernannt – neben Euro, Dollar, Pfund und Yen. China gewinnt damit an internationalem Ansehen: Die Volksrepublik hatte sich lange darum bemüht, in den Kreis der führenden Weltwährungen aufgenommen zu werden. Jahrelang vergeblich – bis jetzt. Wirksam wird der Beschluss allerdings erst im Oktober 2016.