140 Schüler haben den runderneuerten 20-Euro-Schein schon in der Vorweihnachtszeit zu sehen bekommen: Als Bundesbankpräsident Jens Weidmann Mitte Dezember sechs Schulklassen im Frankfurter Stammsitz begrüßte, präsentierte er den jungen Leuten auch gleich den Zwanziger der zweiten Generation. Kameras waren allerdings nicht erlaubt. Vor der offiziellen Präsentation der neuen Banknote durch die Europäische Zentralbank an diesem Dienstag sollte kein Foto der Banknote nach außen dringen.
Die monatelange Geheimhaltung hat für die Notenbanken zwei Vorteile: Zum einen sichert sie die hohe Aufmerksamkeit der Medienvertreter am Tag der Präsentation, zum anderen erhalten Fälscher so wenig Gelegenheit wie möglich, sich mit der neuen Banknote zu beschäftigen.
Wann der Schein in Umlauf kommt, ist noch geheim
Hersteller von Banknotenbearbeitungsgeräten – etwa Geldzählmaschinen oder Banknotenscannern – haben schon am 6. Februar in der italienischen Zentralbank Banco d’Italia ein Seminar zu neuen Sicherheitsmerkmalen der 20-Euro-Scheine bekommen. Nach der offiziellen Vorstellung erhalten sie die ersten Zwanziger zum Testen ihrer Geräte.





Im vorigen Jahr tauchten neue Zehn-Euro-Scheine schon vor ihrer Einführung im Geldkreislauf auf. Sie waren einem Hamburger Hersteller von Geldzählmaschinen bei einem Einbruch gestohlen worden. Später hatte eine Gruppe junger Männer damit einen Taxifahrer bezahlt. Der 20-Euro-Schein ist der dritte in der neuen „Europa-Serie“. Seit Anfang Mai 2013 ist der überarbeitete Fünfer im Umlauf, seit 23. September 2014 der neue Zehner. Bislang ist die Einführung des Geldscheins laut EZB für den Herbst geplant. Ein genaues Datum will Notenbank-Präsident Mario Draghi bei der Präsentation in Frankfurt verkünden.
Nach und nach wollen die Zentralbanken die zweite Euro-Generation seit Einführung des gemeinsamen europäischen Bargelds 2002 vervollständigen. Die bisherigen Euro-Banknoten bleiben gültig und werden im Laufe der Zeit ausgetauscht.
Besserer Fälschungsschutz erhofft
Die Scheine unterscheiden sich vor allem durch veränderte Sicherheitsmerkmale von ihren Vorgängern, zum Beispiel durch ein auffälligeres Wasserzeichen und ein Hologrammband. Europas Währungshüter versprechen sich dadurch besseren Schutz vor Falschgeld - schließlich sind auch Kriminelle erfinderisch. 2014 brachten Geldfälscher deutlich mehr Euro-Blüten in Umlauf als im Vorjahr, vor allem falsche Zwanziger und Fünfziger.
Das Problem: Auch die neuen Fünfer und Zehner werden bereits kopiert: Der Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank, Rainer Elm, schätzt, dass etwa fünf Prozent der knapp 2400 im vergangenen Jahr sichergestellten Zehner-Blüten Versuche waren, den neuen Schein zu imitieren.
Wie erkenne ich Falschgeld?
Auf der Vorderseite der Banknoten sind Teile des Druckbildes (Schriftzug „BCE ECB EZB EKT EKP“ am oberen Rand) zu fühlen.
Die Banknote gegen das Licht halten - dann werden das Wasserzeichen, der Sicherheitsfaden und die sonst unvollständige Zahl sichtbar. Alle drei Merkmale sind laut EZB bei echten Banknoten auf Vorder- und Rückseite zu sehen. Bei den neuen Generation von Scheinen soll bei Gegenlicht schemenhaft ein Porträt der griechischen Mythenfigur Europa, der Wert des Geldscheins und ein Fenster erkennbar sein.
Auf der Vorderseite erscheinen im Hologramm verschiedene Motive. Auf der Rückseite wird der Glanzstreifen (bei Scheinen bis 20 Euro) oder die Zahl mit Farbwechsel (bei Scheinen ab 50 Euro) sichtbar. Bei den neuen Generation von Scheinen erscheint beim Kippen der Banknote im silbernen Streifen ein Porträt der Europa, und zwar das gleiche wie im Wasserzeichen. Außerdem sind im Streifen ein Fenster und die Wertzahl des Geldscheins zu sehen. Zudem ändert der aufgedruckte Wert der Banknote seine Farbe von smaragdgrün in ein tiefes Blau, wenn man den Geldschein etwas neigt.
Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele ist dennoch optimistisch: „Mit der neuen Europa-Serie wird die Sicherheit der Banknoten weiter erhöht.“ Ob das die Arbeit der kriminellen Fälscherbanden erschwert, wird sich zeigen. Lohnen würde es sich: Im zweiten Halbjahr 2014 waren 60 Prozent aller weltweit aufgespürten Blüten Zwanzig-Euro-Noten.
3,3 Millionen Euro Schaden durch Falschgeld
Und der Schaden durch Blüten ist immens: Allein in Deutschland stieg der Schaden von 2,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 3,3 Millionen Euro. Dabei setzten Kriminelle verstärkt auf falsche Fünfziger: Mit gut 29.000 Scheinen wurden fast doppelt so viele 50-Euro-Blüten sichergestellt wie 2013. Insgesamt machten 20- und 50-Euro-Scheine 82 Prozent des Falschgeldaufkommens aus, weltweit sogar 86 Prozent.
Die Bundesbank begründete die Entwicklung damit, dass die Fälscher beim Vertrieb aktiver geworden seien.
Vor allem kriminelle Banden sind der Bundesbank zufolge verantwortlich für das Falschgeld in Deutschland. „Das sind alte Bekannte - es handelt sich um Fälschungen, die schon seit etlichen Jahren aus Südeuropa nach Deutschland kommen“, sagt Elm.
Elm betonte aber auch: „Die Fälschungen sind nicht besser geworden.“ Die Bundesbank ruft Verbraucher und Kassierer im Handel dazu auf, Banknoten stets aufmerksam zu prüfen. Denn: Für Falschgeld gibt es keinen Ersatz. Und wer wissentlich mit Falschgeld bezahlt, macht sich strafbar.
Rein rechnerisch entfielen vergangenes Jahr acht falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner, 2013 waren es noch fünf. Thiele betonte dennoch, dass die meisten Menschen niemals eine Blüte sehen werden: „Man muss statistisch fast 1250 Jahre alt werden, um mit einer gefälschten Banknote in Berührung zu kommen.“