Nobelpreisträger Robert Shiller fordert Girokonto für alle

Wirtschaftsnobelpreisträger und Krisenprophet Robert Shiller fordert mehr Demokratie in der Bankenwelt und ein Girokonto für Jedermann. Das will auch die EU-Kommission in Europa durchsetzen.

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Robert Shiller bekam dieses Jahr zusammen mit Eugene Fama und Lars Peter Hansen den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Quelle: AP

Erst vor wenigen Wochen ist US-Ökonom Robert Shiller mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft ausgezeichnet worden. Jetzt nutzt er die Aufmerksamkeit und fordert ein demokratischeres Bankensystem. In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" erklärt Shiller, warum er eine "Renaissance der Sparkassen-Bewegung des 19. Jahrhunderts" begrüßen würde.

Die Demokratisierung der Banken sei ein langsamer Prozess, der aber vorangetrieben müsse, so der Nobelpreisträger. Dabei geht es dem ehemaligen Krisenpropheten vor allem um einen breiten Zugang zum Banksystem. Shiller beruft sich auf eine Studie der US-Notenbank, wonach noch vor wenigen Jahren jede vierte amerikanische Familie aus der unteren Einkommensschicht ohne Girokonto war. "Ohne solche elementaren Bankdienstleistungen ist diesen Familien das Sparen praktisch verwehrt und damit auch der soziale Aufstieg", schreibt Shiller. Man müsse Sparanreize setzten, deshalb sei ein Girokonto für alle unabdingbar.

Shiller ist mit seiner Forderung nicht alleine. Seitens der EU-Kommission gibt es Pläne, eine entsprechende EU-Richtlinie zum Jedermann-Konto zu verabschieden. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier erklärte, in der EU seien rund 58 Millionen Menschen ohne Kontozugang. Der Richtlinienentwurf sieht demnach vor, dass Banken den Wunsch nach einer Kontoeröffnung künftig nicht mehr verweigern können. So sollen grundlegende Funktionen wie Bareinzahlungen oder Überweisungen für jeden zugänglich werden. Die neue Richtlinie geht am 9. Dezember in die erste Lesung des EU-Parlaments.

In Deutschland sind derartige Konten bereits verfügbar. Seit Herbst letzten Jahres bieten deutsche Sparkassen ein sogenanntes Bürgerkonto an. Es wird auf Guthabenbasis geführt, verschulden können sich die Kontoinhaber damit nicht. Laut einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der SPD wird das Konto gut angenommen. Bereits in den ersten acht Monaten wurden rund 80.000 Anträge auf ein Bürgerkonto gestellt.

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