Nostalgische Poster Plakate als wertstabile Anlage

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Keine vermeintlichen Schnäppchen

Die Preise beginnen bei unter 1000 Euro. Doch rät Brandis von vermeintlichen Schnäppchen ab. „Auch wenn das Angebot an erstklassig erhaltenen Stücken immer dünner wird, sollten Sammler vornehmlich in Top-Qualität investieren. Ein langer Atem rentiert sich stets beim Wiederverkauf. Mittelmaß bleibt immer häufiger
liegen.“

Noch höher als Produktwerbung stehen Tourismusmotive in der Gunst der Plakatsammler, allen voran die Werbung für Wintersport. Führend sind hier Schweizer Grafiker wie Emil Cardinaux, Otto Baumberger, Herbert Matter oder Alex Diggelmann mit ihren Bergmotiven vom Matterhorn bis zur Jungfrau. Bei einer Auktion des Züricher Plakatspezialisten Guido Tön im März dieses Jahres erzielte eine farblich und typografisch gelungene Diggelmann-Werbung für den Nobelort Gstaad
von 1934 mit rund 18.000 Euro glatt das Doppelte des Schätzpreises.

Ski-Poster

„Da ist aber noch Luft nach oben“, ist sich Auktionator Tön sicher, „solche Motive werden bei Chalet-Besitzern als Wandschmuck immer beliebter.“ Tön-Konkurrent Christie’s reagierte schon früh auf die Nachfrage nach Ski-Postern und veranstaltet einmal jährlich eine Spezialauktion zum Thema Wintersport. Mittlerweile haben Tourismusmotive einen Anteil von 75 Prozent am Plakatumsatz des Londoner Auktionsriesen.

Zu den Rennern unter den Reise-Plakaten zählen bei Christie’s die Motive für die Londoner U-Bahn (London Underground). Renommiertester Künstler ist hier Edward McKnight Kauffer (1890–1954), der zwischen den Weltkriegen rund 120 Poster für die Londoner Tube entwarf. Im Mai dieses Jahres erzielte bei Christie’s ein Poster des gebürtigen Amerikaners von 1930 mit 33.000 Euro mehr als das Doppelte der Schätzung.

Möglichst makellos

Vor der Investition größerer Summen in ein Plakat lohnt ein Blick in die kostenfreie Datenbank des US-Auktionshauses PAI. Unter www.posterauctions.com finden
Sammler die Preishistorie von 50.000 Postern, die seit den Siebzigerjahren versteigert wurden. Beherzigen sollten Sammler auch die Tipps von Udo Boersma, Spezialist des Plakatanbieters Van Sabben im nordholländischen Hoorn: „Plakate sollten möglichst in dem Top-Zustand A sein“, sagt er. Das Rating reicht hier von A bis D.

„Restaurierungen oder Einrisse“, so Boersma, „sind – wenn überhaupt – nur im Randbereich akzeptabel. Das Motiv selbst sollte stets unversehrt sein. Ein Poster sollte möglichst nicht auf Karton oder Leinwand aufgezogen sein, es sei denn, es ist sonst nicht zu bekommen.“ Zudem sollten Sammler darauf achten, dass auf der Rechnung vermerkt wurde, dass es sich um ein Originalplakat (englisch „Vintage Poster“) handelt.

Geld zurück bei wertlosem Reprint

„Denn falls sich später herausstellt“, so US-Experte Rennert, „dass es sich um einen wertlosen Reprint handelt, kann der Käufer sein Geld zurückverlangen.“ Garantiert „Vintage“ ist das Exemplar des Cassandre-Klassikers Normandie von 1935, mit dem das New Yorker Auktionshaus Swann Galleries am 11. November
Poster-Fans an den Hudson lockt.

Der besondere Clou dieser Version des französischen Art-déco-Klassikers: Das Datum der Abfahrt sowie der Zusatz „Voyage Inaugural“ (Jungfernfahrt) wurden hier mit eingedruckt. Erwarteter Preis der Pretiose (Zustand: B+): 20.000 Dollar.

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