In diesem Fall wäre es ein Vorteil, wenn die Tilgung nicht in bar, sondern in Aktien stattfinden würde. Dann könnte man ohne Termindruck auf eine nachfolgende Erholung setzen. Genau diese Chance bieten Aktienanleihen. Wie andere Zinszertifikate auch verknüpfen sie zunächst einen vergleichsweise hohen Kupon mit der stabilen Entwicklung der Basisaktie. Als Rückzahlung gibt es im Erfolgsfall 100 Prozent des Nennwerts in bar. Geht diese Rechnung bis zur Fälligkeit aber nicht auf, gibt es eine bestimmte Anzahl der entsprechenden Basisaktien ins Depot gebucht. „Bei Aktienanleihen ist es deshalb grundsätzlich ratsam, auf stabile Werte zu setzen und dafür auch etwas niedrigere Kupons in Kauf zu nehmen“, sagt Nicolai Tietze, Derivate-Fachmann der Deutschen Bank.
Eine neue Aktienanleihe auf die Allianz (siehe Übersicht Seite 1) etwa steht derzeit bei 99,25 Prozent. Einschließlich bisher aufgelaufener Stückzinsen kostet sie 99,62 Prozent. Im Oktober 2014 gibt es einen Kupon von 6,5 Prozent. Das wären, aufs Jahr gerechnet, 7,2 Prozent Rendite. Kein schlechtes Geschäft, selbst Allianz-Anleihen mit Laufzeit bis 2016 (XS0275880267) bieten nur 0,9 Prozent Jahresrendite.
Allerdings ist die Aktienanleihe nur dann so rentabel, wenn die Allianz zur Fälligkeit mindestens bei 112 Euro steht. Derzeit notiert sie bei 116 Euro. Das wird knapp. Wenn die Aktie am Laufzeitende unter diese Grenze rutscht, gibt es pro 1.000 Euro Nennwert 8,929 Allianz-Aktien zum dann aktuellen Kurs. (Bruchanteile werden in bar ausgeglichen.) Mit diesen Aktien kann man dann auf eine Erholung setzen.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Spiel um schnelle vier Prozent
Seit Kurzem auf dem Markt ist eine Expressanleihe auf Daimler von der LBBW (siehe Übersicht Seite 1). Die maximale Laufzeit beträgt vier Jahre, dazu gibt es einen Kupon von 4,0 Prozent. Wie bei einer Aktienanleihe gibt es den Kupon in jedem Fall, unabhängig von der Daimler-Notierung. Der Verlauf der Aktie aber entscheidet, ob die Anleihe vorzeitig getilgt wird. Am 19. September 2014 kommt es darauf an, ob die Aktie über dem Auszahlungslevel von 54,56 Euro steht. Wenn ja, wird das Papier zum Nennwert zurückgezahlt, die Rendite läge bei 4,0 Prozent. Erreicht die Daimler-Aktie in einem Jahr dieses Niveau nicht, geht das Spiel in die nächste Runde. Im September 2015 und 2016 gibt es wieder den Kupon, und es wird abermals geprüft, ob Daimler mindestens bei 54,56 Euro steht. Wenn ja, wird getilgt; wenn nicht, besteht noch die letzte Chance am 15. September 2017. Dann genügt es, wenn die Aktie bei 39,01 Euro steht. Gemessen am aktuellen Kurs, wären das gut 30 Prozent Puffer. Damit lässt sich ein mittlerer Rückgang der Aktie abfedern, nicht aber eine Baisse wie in den Jahren 2008/09. Doch wer damit rechnet, für den sind solche Zertifikate ohnehin die falsche Anlage.