Ölfonds und Beteiligungsmodelle Neue Ölkrise für private Ölinvestoren

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Jetzt auch noch Edelgas

Ein originelles Argument für die Aktien-Aktion präsentiert Klaus Kocks, einst Kommunikations-Vorstand bei Volkswagen, heute in Diensten von Nordic Oil: Die AG könne jetzt kräftig in Helium machen. „Mit der hauseigenen Kompetenz und dem Know-how rund um die Energiemärkte werde man zukünftig vor allem die Beteiligung im Heliumbereich vergrößern“, heißt es in einer Mitteilung. „Insofern sei der Heliummarkt besonders lukrativ, stimmt Jan Warstat mit den internationalen Marktbeobachtern überein“, schwadroniert Kocks über seinen Auftraggeber.

Meilensteine der Ölpreisentwicklung

Warstat und das Nordic-Oil-Management sind jetzt fein raus: Statt Anleger auszuzahlen, könnten sie bald über Kapitalerhöhungen frisches Geld einsammeln, für Helium und andere feine Sachen. „Rechtlich ist eine solche gesellschaftsrechtliche Umwandlung nicht zu packen“, sagt Adrian Wegel, Rechtsanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in Frankfurt.

Jochen Resch, Anlegeranwalt aus Berlin, hält nichts von der Aktien-Aktion: „Wenn wie im Fall Nordic Oil drei notleidende Fonds zusammengelegt werden, dann wird daraus kein gutes Investment.“

Frisches Kapital einsammeln

Beim Fondshaus ECI bleiben die Beteiligungen noch getrennt. Frisches Geld von der Börse soll dennoch her. Die mit ECI über den Gesellschafter Kay Rieck verbandelte Deutsche Oel & Gas, in deren Auftrag unter anderem die „Furie Operating Alaska“ für ECI bohrt (siehe Kasten Seite 81), soll an die Börse. Für Anleger soll sich nichts ändern – Anleihezinsen seien gegenüber den Dividenden der Aktionäre vorrangig zu bedienen.

Vor dem Börsengang will ECI 25 Millionen Euro frisches Kapital über die Namensschuldverschreibung „US Öl und Gas NSV 6“ einsammeln. Namensschuldverschreibungen sind nicht an der Börse handelbare Anleihen, die auf die Namen der Gläubiger ausgestellt werden. Bis Ende dieses Jahres soll Furie Operating Alaska, der US-Partner von ECI, dann die ersten Kubikmeter Erdgas aus dem Meeresboden vor der Küste Alaskas pumpen – ein Jahr später als geplant.

Vermaledeites Wetter

Zu dumm aber: Die Förderplattform, die den ECI-Anlegern sprudelnde Erträge bescheren soll, liegt leider noch in einem Hafen in Alaska. Wegen des arktischen Wetters kann sie erst im Frühjahr an ihren Bestimmungsort geschleppt werden.

Der Bestimmungsort heißt „Kitchen Lights Unit“, ein Ölfeld im Gebiet Cook Inlet. Ein reichlich ausgelutschtes Ölfeld: Seit den Siebzigerjahren ist die Öl- und Gasausbeute im Gebiet Cook Inlet um etwa 90 Prozent geschrumpft. Im Feld Kitchen Lights Unit selbst wird derzeit weder Öl noch Gas gefördert. Die letzte Förderplattform wurde zur Jahrtausendwende installiert. Momentan laufen hier nur Probebohrungen.

Ob die Plattform viel Gas fördern wird, ist ungewiss: „Furie hat immer wieder angekündigt, dass sie auf ein ertragreiches Gasfeld gestoßen seien, ohne das mit verlässlichen Zahlen belegen zu können“, sagt Bradford Keithley aus Anchorage/Alaska, der Öl- und Gasunternehmen berät.

Wie Rubel- und Ölkrise auf Dax-Unternehmen wirken
HeidelbergCementDer Baustoffkonzern ist einer der Profiteure der Turbulenzen am Energiemarkt. Denn normalerweise sind die Ausgaben für Energie mit rund 1,6 Milliarden Euro einer der größten Kostentreiber des Dax-Konzerns, fast ein Drittel davon geht für Öl drauf. Die Analysten der Privatbank M.M. Warburg schätzen die Einsparungen der Heidelberger dank des niedrigen Ölpreises auf rund 100 Millionen Euro. Das könnte auch den Kurs befeuern, die Analysten bewerten die Aktie als Kauf mit einem Preisziel von 70 Euro (aktuell 57,50 Euro, Stand 18.12.2014). Quelle: Presse
AdidasDer Sportartikelhersteller ist einer der Hauptleidtragenden der Russland-Krise. Schon im Sommer kurz nach der Fußball-WM musste der Konzern seine Gewinnprognose kassieren – gegen die Verluste aus dem Russland-Geschäft kommt nicht mal der Verkauf des Vier-Sterne-Trikots an. Schon jetzt hat der Konzern angekündigt, im kommenden Jahr weniger neue Geschäfte in Russland zu eröffnen als ursprünglich geplant. Quelle: dpa
HenkelZwar bekommet auch Henkel die Krise in Russland zu spüren. Rund sieben Prozent der Verkäufe sind dort zu verorten. Allerdings werden diese negativen Effekte laut den Warburg-Analysten wohl kompensiert. Zum einen durch positive Effekte beim starken Dollar, zum anderen weil auch Henkel vom niedrigen Ölpreis profitiert. Immerhin rund 20 Millionen Euro könne der Konzern durch einen Rubel-Fall von zehn Prozent einsparen, so die Schätzungen der Analysten. Das beziehe sich vor allem auf die Produktion in der Waschmittelsparte. Quelle: dpa
E.OnDas Geschäft des Konzerns in Russland leidet unter dem fallenden Rubel. Während die Warburg-Analysten zunächst mit einem Zuwachs der Sparte gerechnet hatten, wurde dieser jetzt nach unten korrigiert. Der niedrige Ölpreis bringt dem Konzern geringe Einsparungen, der Großteil des Geschäfts ist vom Gaspreis abhängig. Quelle: dapd
RWEBeim Konkurrent RWE drängt vor allem der Verkauf der Öl- und Gastochter Dea. Eigentlich sollte das Unternehmen an den russischen Oligarchen Mikhail Fridman und dessen Investmentfirma LetterOne verkauft werden. Angesichts des stark sinkenden Ölpreises wird die Zeit allerdings knapp. RWE ist in Sorge, dass der Oligarch den Verkaufspreis von rund 5,1 Milliarden Euro noch drücken könnte.   Quelle: dpa
Deutsche PostDer niedrige Ölpreis bringt der Deutschen Post leichte Vorteile. Kostenvorteile in der Expresszustellung und bei Nachsendeaufträgen werden an die Kunden weitergegeben, in Verwaltung und Service sinken die Betriebskosten leicht. Der Absturz des Rubel hat keinen wesentlichen Einfluss auf das Unternehmen. Quelle: REUTERS
DaimlerZwar rechnen die Analysten der Privatbank M.M. Warburg mit einer um ein Viertel niedrigeren Nachfrage nach Lastkraftwagen in Russland. Auf Daimler hat das jedoch nur geringen Einfluss, laut M.M.Warburg läge er gemessen am gesamten Lkw-Absatz von Daimler unter einem Prozent. Andererseits hält Daimler eine 15-Prozent-Beteiligung am russischen Lkw-Hersteller Kamaz. Dort könnten die Einnahmen deutlich sinken. Ansonsten hat der russische Markt nur begrenzten Einfluss auf die Geschäfte. Es ist zu erwarten, dass Daimler die Preise für in Russland verkaufte Fahrzeuge erhöht, um den gefallenen Wechselkurs auszugleichen. Die Nachfrage – insbesondere nach der hochpreisigen S-Klasse – ist sehr stabil, so dass Preiserhöhungen keinen großen Einfluss haben sollten. Daimler selbst erläutert die Auswirkungen des Rubel-Verfalls nicht. Vielmehr deutete der Konzern an, dass er im kommenden Jahr Rückenwind von der Währungsseite für die USA und Kanada erwartet, während Rubel, brasilianischer Real und japanischer Yen den positiven Effekt wieder abschwächen. Quelle: dpa

Selbst wenn es Furie gelingen sollte, die Förderplattform zu installieren, sei es schwierig, Abnehmer zu finden, so Keithley. Cook Inlet liegt ab vom Schuss, es gebe weder viele Industrie-Abnehmer noch eine Pipeline nach Kanada. ECI gibt an, es gebe einen Vertrag und einen Vorvertrag mit je einem Kunden. Namen wollte ECI jedoch nicht nennen. Noch bevor der erste Hauch Gas gefördert ist, droht noch ganz anderes Ungemach: Weil beim Schleppen der Plattform nach Alaska gegen Schifffahrtsbestimmungen verstoßen worden sei, wollen die zuständigen US-Behörden ein Bußgeld von 15 Millionen US-Dollar kassieren. Der Rechtsstreit mit den Behörden läuft noch.

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