Ölpreis im Tief Wo der niedrige Ölpreis gefährliche Spuren hinterlässt

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Russlands Finanzminister warnt vor Haushaltslücke

Das Problem: aufgrund der Ölexporte bestand das Staatsbudget hauptsächlich aus Deviseneinnahmen. Bereits innerhalb eines Jahres sind die Reserven um rund ein Viertel eingebrochen. Dabei ist Venezuela abhängig von Importen, da die Industrie angesichts der Ölreserven stets vernachlässigt wurde, müssen fast alle Nahrungsmittel eingeführt werden. Im Moment ist kaum Ware verfügbar, das was in den Regalen liegt, können sich die Venezolaner nicht leisten. Solange Öl billig bleibt, hat das Land kaum Chancen auf signifikantes Fortkommen aus eigener Kraft.

Wer vom billigen Öl profitiert – und wer verliert
Jemand arbeitet an einer Tragfläche eines Flugzeugs Quelle: PR
Autos Quelle: AP
Jemand greift nach Körperpflegeprodukten in einem Regal Quelle: REUTERS
Containerschiff Quelle: dpa
Lastwagen der Deutschen Post Quelle: dpa
Packungen mit Medikamenten Quelle: dpa
Anlage mit Tank, auf dem BASF steht Quelle: dpa

Russland

Ähnlich wie in Venezuela hängt auch der russische Staatshaushalt vom Ölpreis ab, da der Kurs des Rubel stark an dem Preis hängt. Das Problem: das Staatsbudget wurde für einen Preis von 50 Dollar je Fass kalkuliert und gerät nun in Schieflage. Rund die Hälfte der Staatseinnahmen Russlands gehen auf den Verkauf von Öl zurück. Finanzminister Anton Siluanow warnte bereits, dass Russland eine Haushaltslücke von umgerechnet 36 Milliarden Euro drohe, sollte der Ölpreis auf seinem aktuellen Niveau verharren. Die russische Zentralbank rechnet bei einem Ölpreis von 35 Dollar mit einer um zwei bis drei Prozent schrumpfenden Wirtschaft im laufenden Jahr.

Auch Russland hat sich oft auf dem Ölboom ausgeruht und die hohen Preise nicht für notwendige Reformen genutzt. Das rächt sich nun. Hinzu kommt, dass Russland und der Rubel ähnlich wie andere Schwellenländer unter der schwächeren Nachfrage aus China leiden. Der Rubel hat 2015 rund elf Prozent abgewertet, das treibt die Inflation im Land. Lebensmittel wurden rund 20 Prozent teurer.

Im Zuge der Krise überlegt Russland nun, Teile des staatlichen Energiekonzerns Rosneft zu verkaufen. 19,5 Prozent des Konzerns könnten verkauft werden, um das Minus in der Staatskasse teilweise auszugleichen. "Wir müssen nun eine Entscheidung treffen, woher wir das nehmen", sagte Finanzminister Siluanow mit Blick auf die fehlenden Einnahmen aus den Ölverkäufen.

Damit denkt Russland über einen ähnlichen Weg nach wie Saudi-Arabien. Auch dort wird erwogen, den weltweit teuersten Konzern der Welt, das Ölunternehmen Saudi Aramco, an die Börse zu bringen. Gleiches gilt für Polen. Das Land überlegt, seine größten staatlichen Öltöchter zusammen zulegen. So könnte man bei den niedrigen Aktienkursen feindliche Übernahmen vermeiden, sagte Schatzminister Dawid Jackiewicz. Es gäbe aber keine Pläne, die Konzerne von der Börse zu nehmen. Der Staat hält 53 Prozent der Anteile von Lotos, 72 Prozent von PGNiG und 27 Prozent an PKN Orlen, die alle an der Börse in Warschau gelistet sind. Gemeinsam kontrollieren sie fast die gesamten Öl- und Gasimporte in Polen.

Noch ist der Erfolg hinter diesen Rettungsmaßnahmen fraglich, denn Ölkonzerne sind neben den Exporteuren die zweiten großen Verlierer des niedrigen Preises.

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