Ölpreis im Tief Wo der niedrige Ölpreis gefährliche Spuren hinterlässt

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Welche Konzerne am meisten leiden


Alle Konzerne im MSCI World Energy Index, der die Kursentwicklung der größten Energieunternehmen in den Industriestaaten spiegelt, büßten 2015 ein Fünftel ihres Wertes ein. Nach minus elf Prozent 2014 war es bereits das zweite verlustreiche Jahr in Folge. Seit 2002 hat es das in der Branche nicht gegeben. Nur im Krisenjahr 2008 waren die Verluste der Energiekonzerne weltweit mit minus 37 Prozent noch stärker.

Diesen Öl-Konzernen laufen die Anleger weg


So bekommen die ersten Ölkonzerne jetzt den Preiskampf zu spüren. BHP Billiton etwa muss in den USA mehr als sieben Milliarden Dollar vor Steuern abschreiben. Der gesunkene Ölpreis mache einige der Förderanlagen – auch für die Schiefergasquellen- unrentabel, schrieb der Rohstoffkonzern in einer Meldung. Zweimal jährlich werden die Anlagen bei BHP auf ihre Rentabilität hin überprüft. Die Zahl der Förderanlagen in den USA wolle man im ersten Quartal 2016 von sieben auf fünf reduzieren. 2014 hatte BHP dort noch 26 Anlagen, nachdem er während des Frackingbooms in den USA gut 20 Milliarden Dollar in die Förderung von Schieferöl und- gas investiert hatte. Der dramatische Preisverfall für Öl und Gas habe das Unternehmen zu "dieser enttäuschenden Abschreibung" veranlasst, sagte Konzernchef Andrew Mackenzie.

Sollten Anleger Ölaktien komplett aus dem Depot aussortieren? Nicht unbedingt, denn Konzerne wie BP und Shell locken dank der stark gesunkenen Aktienkurse gerade mit attraktiven Dividendenrenditen. Sollten sie die Ausschüttungen an ihre Aktionäre auf dem Niveau von 2015 halten, könnten Anleger fast neun Prozent Rendite einstreichen. Doch nun wachsen Zweifel daran, dass Shell und BP ihre Dividenden auf dem Level des Vorjahres halten. Um nach den gesunkenen Kursen ihre Anleger nicht noch weiter zu verschrecken, könnten sie zunächst Investitionen zurückfahren oder Anlagen verkaufen. BP hat bereits Stellenstreichungen angekündigt. Weltweit sollen mehr als 4000 Jobs wegfallen, davon bis zu 800 in Deutschland.

„Ich glaube nicht, dass die Konzerne langfristig ohne eine Kürzung der Dividenden auskommen werden“, sagt Fondsmanager Philippe Lecoq von Edmond de Rothschild. „Ihre Geldströme sind zu stark unter Druck.“ Einer Umfrage von Bloomberg gehen die Analysten davon aus, dass BHP Billiton seine Dividende für das vergangene Halbjahr halbieren dürfte.

Der weltweit führende Ölzulieferer Schlumberger verlor in den vergangenen sechs Monaten gut ein Viertel seines Wertes an der Börse, fiel in New York zum Ende der vergangenen Woche auf 65 Dollar. Im dritten Quartal 2015 musste Schlumberger ein Drittel seines Umsatzes im Vergleich zum Vorjahresquartal einbüßen. „Wir erwarten für die Ölfeld-Dienstleistungen, dass sich die Situation in den nächsten Quartelen noch verschärft“, sagte Schlumberger-Vorstand Paal Kibsgaard in einem Statement bereits im Oktober.

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