Offene Immobilienfonds Immobilienfonds-Einsteiger sind nur Anleger zweiter Klasse

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Ausweg Börsenhandel

Der graue Markt trocknet aus
Die Feri EuroRating AG gehört zu den führenden europäischen Analysehäusern für die Bewertung von Kapital- und Immobilienmärkten, sowie Kredit- und Investmentrating. Seit 18 Jahren veröffentlicht Feri EuroRating Analysen zum Markt der geschlossenen Fonds in Deutschland. Die Studie erfasst Initiatoren und Beteiligungsmodelle, die die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zum Vertrieb zugelassen hat, und deckt dabei alle Asset-Klassen ab. Quelle: dpa
Im vergangen Jahr konnten Immobilienfonds ihren Anteil am Gesamtmarkt weiter ausbauen. 2012 flossen mit 54 Prozent über die Hälfte des platzierten Eigenkapitals in Immobilienfonds. 2011 waren es noch 49 Prozent. Trotz der Anteilsvergrößerung sammelten die Initiatoren geschlossener Immobilienfonds weniger Eigenkapital von privaten Anlegern ein, als noch vor zwei Jahren. Nach einem platzierten Eigenkapital von 2,83 Milliarden Euro 2011, sank dieses 2012 um 28 Prozent auf 2,03 Milliarden Euro. Das Fondsvolumen verringerte sich sogar um 33,2 Prozent.Übersicht: Eigenkapital 2012: 2,03 Milliarden Euro (- 27,9 Prozent) Fondsvolumen 2012: 3,22 Milliarden Euro (- 33,2 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt 2012: 53,5 Prozent (2011: 49 Prozent) Quelle: dpa
Geschlossene Immobilienfonds mit deutschen Investitionszielen bildeten 2012 wieder das größte Segment. Von den 53,5 Prozent flossen 37 Prozent der Gelder in inländische Fonds. Allerdings zeigt sich auch hier eine Verringerung des platzierten Eigenkapitals. Im vergangenen Jahr sank es um 28,6 Prozent auf 1,41 Milliarden Euro. „Der Konzentrationsprozess in der Branche setzt sich fort und dürfte angesichts des neuen Kapitalanlagegesetzbuches, das im Juli 2013 in Kraft tritt, weiter anhalten“, erklärt Wolfgang Kubatzki, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services.Übersicht: Eigenkapital 2012: 1,41 Milliarden Euro (- 28,6 Prozent) Fondsvolumen 2012: 2,28 Milliarden Euro (- 32,7 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt 2012: 37 Prozent Quelle: dpa
Ausländische Immobilienfonds konnten ihre Anteile ebenfalls ausbauen. Im vergangenen Jahr machten sie rund 16,5 Prozent des Gesamtmarktes aus. 2011 waren es noch 14,7 Prozent. Vor allem in den USA investieren die Fonds.Übersicht: Eigenkapital 2012: 0,63 Milliarden Euro (- 26,2 Prozent) Fondsvolumen 2012: 0,94 Milliarden Euro (- 34,5 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt 2012: 16,5 Prozent (2011: 14,7 Prozent) Quelle: dpa
Neben Immobilienfonds konnten nur noch die Fonds aus dem Bereich „New Energy“ ihren Anteil am Gesamtmarkt vergrößern. Im Gegensatz zu den Immobilienfonds sowie den Fonds anderer Assetklassen verzeichneten die New Energy-Fonds im vergangenen Jahr darüber hinaus einen vergleichsweise geringen Rückgang beim platzierten Eigenkapital sowie beim Fondsvolumen. Übersicht:Eigenkapital 2012: 0,72 Milliarden Euro (- 1,0 Prozent) Fondsvolumen 2012: 1,43 Milliarden Euro (- 11,8 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt: 18,9 Prozent (2011: 12,7 Prozent) Quelle: dapd
Spezialitätenfonds gehören zu den größten Verlieren gemessen an der Veränderung des platzierten Eigenkapitals. Über 40 Prozent nahmen diese Fonds, die aus Rohstoff-, Wald-, Game- und Mischfonds zusammengebaut werden, von den privaten Anlegern ein. Auch der Marktanteil verringerte sich im vergangenen Jahr.Übersicht: Eigenkapital 2012: 0,47 Milliarden Euro (- 43,4 Prozent) Fondsvolumen 2012: 0,62 Milliarden Euro (- 41,5 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt 2012: 12,4 Prozent (2011: 14,4 Prozent) Quelle: dpa
Der Ausstieg aus dem Fondsgeschäft mit Schiffsbeteiligungen der Commerzbank im vergangenen Jahr zeigt, wie es um die Schiffsfonds steht. 2012 waren nur noch wenige Anleger bereit, ihr Geld in diesen Fondtypen zu investieren. Auch der Marktanteil sank im Vergleich zum Jahre 2011 signifikant. Übersicht:Eigenkapital 2012: 0,18 Milliarden Euro (- 61,6 Prozent) Fondsvolumen 2012: 0,47 Milliarden Euro (- 52,2 Prozent) Anteil am Gesamtmarkt 2012: 4,7 Prozent (2011: 8,0 Prozent) Quelle: dapd

Umgehen können die Anleger diese Halte- und Kündigungsfristen nur, wenn sie Fondsanteile an der Börse kaufen. Bei einem Verkauf zum Börsenpreis würden sie mitunter allerdings niedrigere als die offiziell von der Fondsgesellschaft errechneten Preise in Kauf nehmen müssen.

Für die beliebten Auszahlpläne, mit denen vor allem ältere Anleger ihre monatliche Rente aufbesserten, kommen die Fonds durch die gesetzlichen Änderungen gar nicht mehr infrage.

Durch die Kündigungsfristen sollen die Fonds besser in der Lage sein, alle Rückgabewünsche der Anleger zu erfüllen. Der Verkauf mit Ansage soll sie vor einem Massenansturm retten, der ihre Liquidität aufzehren könnte - wie im Jahr 2008 nach der Lehman-Pleite.

Die Alten haben es besser

Da allerdings die Altanleger aus den Fonds jederzeit 30.000 Euro abziehen dürfen, wären bei den bestehenden Fonds die Neuanleger die Dummen, die bei einem Schock an den Märkten noch mindestens zwölf Monate lang ihre Kündigungsfrist absitzen müssten. Mitunter wäre das liquide Vermögen der Fonds bereits durch die Altanleger aufgebraucht und die Rückgabewünsche der Neuanleger könnten im schlimmsten Fall selbst nach einer vorherigen Kündigung nicht mehr bedient werden. Dies wäre der Fall, wenn es in Schockphasen der Fondsgesellschaft nicht gelänge, innerhalb von zwölf Monaten Immobilien zu verkaufen, um neue Liquidität zu beschaffen. Bei den bestehenden Fonds hält man das nicht für ein Problem: Durch den üblicherweise raschen Umschlag der Fondsanteile und den steten Wechsel der Anleger in den Fonds würden die bereits existierenden Fonds in acht bis zehn Jahren vor allem aus Neuanlegern bestehen.

Immobilienfonds in Auflösung

Auflösung stockt

Zwischendurch darf nur nichts passieren: Wie schwer es ansonsten ist, unter Druck Gewerbeimmobilien loszuwerden, zeigen die Fonds, die jetzt abgewickelt werden, weil es ihnen an flüssigen Geldern mangelte und Anleger ihnen ihr Vertrauen entzogen hatten.

Der Morgan Stanley P2 Value und der Degi Europa haben nur noch bis Ende September Zeit, ihre Immobilien zu verkaufen. Sechs Immobilien muss Morgan Stanley noch loswerden. Drei davon liegen in den Niederlanden, wo seit diesem Jahr die Immobilienpreise fallen, jeweils eine in Madrid, Wien und Osaka. Beim Degi Europa gehen bis Ende September bestenfalls noch ein paar der verbliebenen elf Immobilien an andere Käufer, dann geht das Portfolio an die Commerzbank als Depotbank über. Sie muss die restlichen Immobilien weiter verkaufen und sucht sich dafür per Ausschreibung gerade noch einen erfahrenen Verwalter. Zuletzt hat Aberdeen für den Degi-Europa-Fonds eine Immobilie in den Niederlanden verkauft. Deren Verkehrswert war von den Sachverständigen auf 53 Millionen Euro geschätzt worden, der Käufer zahlte aber nur 47 Millionen Euro. Der offiziell von der Fondsgesellschaft festgelegte Anteilspreis sank um 0,8 Prozent. Das Beispiel zeigt, dass die Sachverständigen-Werte bei Immobilien den Markttest oft nicht bestehen. Anleger, die ihre Fondsanteile schnell verkaufen können, also bevor es zu so einem Markttest kommt, haben große Vorteile.

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