Zu den Gesellschaften, die gleich zwei Fonds auflösen musste, gehört KanAm. Die Frankfurter packen das besser als Morgan Stanley und Aberdeen und schreckten Anleger nicht mit hohen Verlusten ab. Deshalb traut sich das Unternehmen mit einem neuen offenen Immobilienfonds für Privatanleger an den Markt. Der Vorteil des "Leading Cities Invest" soll darin bestehen, dass in ihm nur noch Neuanleger versammelt sind, die alle den Kündigungs- und Mindesthaltefristen unterliegen. Bei dem Fonds gibt es also keine Anleger Erster und Zweiter Klasse. Bis auf 2,5 Milliarden Euro soll der Fonds in den nächsten fünf Jahren wachsen. Das Geld soll vor allem in Gewerbebauten in bekannte Wirtschaftszentren in Europa fließen wie beispielsweise Wien, Brüssel, Kopenhagen, Frankfurt am Main, Hamburg, Zürich, London oder Oslo. Es könnte aber auch in die von KanAm als nationale Champions bezeichneten Metropolen Lyon, Barcelona oder Dublin fließen. Immobilienrenditen über fünf Prozent sind in manchen dieser Märkte durchaus möglich. Das wirkt im Vergleich zu den Anleiherenditen üppig. Allerdings kommen noch die Fondskosten ins Spiel: Bei dem neuen Fonds könnte die jährliche Verwaltungsvergütung bis zu 1,5 Prozent betragen, es ist das Geld, dass sich KanAm einstecken darf. Ein Sprecher versichert allerdings, dass dieser Maximalbetrag nicht ausgeschöpft werde und man eher unter einem Prozent bleibe. Zudem wirft auch jeder Bau, Kauf und Verkauf wirft etwas für den Fondsmanager ab. Jeweils zwei Prozent des Immobilienwertes könnte KanAm laut Prospekt zusätzlich einstecken. KanAm versichert, dass der tatsächlich vereinnahmte Betrag jeweils vom Aufwand abhänge und die möglichen zwei Prozent in der Vergangenheit bei keiner Immobilie verlangt wurden. Wie hoch die gesamten Kosten tatsächlich sind, können Anleger in den Rechenschaftsberichten der Fonds nachlesen.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Neuling fehlt Streuung
Ein neuer Fonds kämpft anfangs mit ein paar weiteren Schwierigkeiten: In den vergangenen Wochen sind die Finanzierungskosten für Immobilienkredite gestiegen, die Kreditaufnahme könnte also teurer werden als erwartet. Und bis der Neuling groß und stark ist, vergeht viel Zeit. Er muss viel Geld einsammeln, um eine ordentliche Streuung über verschiedene Gewerbeimmobilienarten vom Bürogebäude, Einzelhandel über Logistik bis zum Hotel sowie verschiedene Regionen hinzubekommen. Bliebe er zu klein, lohnt der hohe Aufwand mit der Bewirtschaftung und Pflege der Gebäude kaum. Anleger der ersten Stunde müssen darauf vertrauen, dass KanAm das wuppt. Ihr künftiger Erfolg hängt zudem davon ab, wie günstig die Fondsmanager anfangs einkaufen können. Kommen sie billig an Gebäude, bieten sich Chancen auf Wertsteigerungen. Fließt dem Fonds zu Beginn sehr viel Geld zu, muss KanAm schnell investieren. Viel Geld auf einen Schlag zu verteilen, kann aber auch schief gehen - der Morgan Stanley-Fonds ist ein Beispiel dafür. Er hat zu Immobilien-Boomzeiten teuer gekauft und rutschte mit hohen Abschreibungen tief ins Minus. Eines steht fest: Der Neuling wird dem KanAm Grundinvest-Fonds, der jetzt abgewickelt wird, keine Immobilien abkaufen. Interessenkonflikte will KanAm gleich ausschließen.