Onlinebroker Wie neue Gratisbroker den Aktienhandel verändern

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Eingeschränkte Produktauswahl

Dass sich Bux Zero wirklich nur an Neueinsteiger richtet, wird auch beim Blick auf die Zahl der handelbaren Wertpapiere klar: Kunden können Aktien aus den deutschen Indizes Dax, MDax, TecDax sowie der niederländischen Indizes AEX und AMX handeln. „Nach unseren Analysen investieren Privatanleger 95 Prozent ihres Vermögens in nur fünf Prozent aller weltweit verfügbaren Aktien. Wir orientieren uns also nur an ihrer Nachfrage. Für Charttechniker oder Anleger, die auch mal Aktien eines ausländischen Bergbaukonzerns kaufen wollen, sind wir natürlich nicht der richtige Anbieter.“

Zumindest US-Aktien sollen in wenigen Wochen auch handelbar sein. Im dritten Quartal 2020 sollen auch ETFs und ETF-Sparpläne folgen, sagt Bortot.

„Wer neu an den Finanzmarkt kommt, der wird von einer zu großen Auswahl an Wertpapieren nur überwältigt“, sagt Bortot. „Wir haben einen anderen Ansatz und stellen bestimmte Branchen in unserer App vor, oder bestimmte Themen, in die Anleger über Aktien investieren können.“

Denn je mehr Wertpapiere sein Unternehmen anbiete, desto höhere Kosten müsse er an die Kunden weiterreichen, etwa für Livekurse der Börsen oder die Abwicklung der Dividendenzahlungen. Unterlagen für den Besuch der Hauptversammlungen stellt Bux seinen Kunden nicht aus.

Bald Bruchteile einer Aktie kaufen?

Mit Freetrade steht bereits ein weiterer Günstigbroker in den Startlöchern. Der Onlinebroker bietet in Großbritannien bereits ein kostenfreies Modell an, das dem von Bux Zero entspricht.

Die gebührenfreien Basis-Orders werden dort gebündelt um 15 Uhr am Nachmittag ausgeführt. Wer eine Market-Order aufgibt, zahlt ein Pfund Gebühr. Limitierte Orders können Anleger bei Freetrade gar nicht aufgeben.

„Unsere langfristig orientierten Anleger sind sehr zufrieden damit, dass wir die besten Kurse für sie finden und ihre Order entsprechend ausführen“, heißt es von Freetrade. In der Zukunft können man sich auch vorstellen, Anleger den Handelsplatz eigenhändig wählen zu lassen. Dieser Weg richte sich aber eher an erfahrene Finanzprofis, die regelmäßig handeln, findet Freetrade.

Im Januar startete Freetrade in Irland und den Niederlanden, als nächstes steht Frankreich auf dem Programm, und im Laufe des Jahres auch Deutschland.

Vielleicht kommt das Unternehmen dann schon mit der nächsten Innovation auf den deutschen Markt: dem Handel von Bruchteilen einer Aktie.

Denn einige Aktien wie etwa Alphabet, der Konzernmutter von Google, oder Amazon, die zwischen 1400 und 2000 Euro kosten, dürften zwar auf der Kaufliste von jungen Neueinsteigern stehen. Solche hohen Beträge aber in nur eine Aktie im Portfolio zu investieren, dürfte vermutlich ihr Budget sprengen.

Ähnlich wie bei Sparplänen, die bereits bruchstückhafte Investitionen in ETFs oder auch Aktien zulassen, könnten Bruchteile dieser Aktien auch junge Aktionäre mit kleinem Budget locken.

Freetrade-Kunden in Großbritannien werden bald schon Bruchstücke von ausgewählten US-Aktien handeln können, darauf deutet ein Blogeintrag des Unternehmens hin. Ob das auch für deutsche Anleger möglich sein wird, ist noch nicht absehbar.

Doch klar ist jetzt schon: die neuen Günstigbroker verändern nicht nur die Gebührenstrukturen auf dem deutschen Markt. Sie etablieren auch neue Arten, wie Anleger handeln – und fordern deutsche Anleger heraus, sich noch stärker damit auseinanderzusetzen, wie die Finanzmärkte funktionieren, und wie sie daran teilnehmen wollen.

Ob deutsche Kunden die neuen Angebote annehmen, werden die kommenden Jahre zeigen. Branchenanalysten gehen davon aus, dass höchstens Platz für drei neue Anbieter auf dem deutschen Markt ist.

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