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Pebble Beach Wegen Krise erzielen Oldtimer Spitzenpreise

Die Angst vor der Krise beflügelt den Absatz von raren Autos. Am Rande der Oldtimer-Gala im kalifornischen Pebble Beach wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen.

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Auktionator Charlie Ross Stimmbänder sind bereits arg strapaziert. Es ist Sonntagabend und das Großraumzelt am Pebble Beach Golfplatz ist wie schon am Vortag zum Bersten mit Hunderten Besuchern gefüllt, die sich gegenseitig auf die Füße treten.

Die meisten sind gekommen, um am Rande der prestigeträchtigen Oldtimer-Show Concours d’Elegance einen Blick in die Welt der Super-Reichen zu erhaschen. Die Auktionen sind inzwischen fester Bestandteil der seit 1950 stattfindenden Veranstaltung.

Die Schaulustigen mampfen Mini-Burger, spülen Nachos und Chips mit Budweiser Light oder Chardonnay hinunter, während auf die Bühne im Schnitt alle zehn Minuten auf Hochglanz gewienerte und im Scheinwerferlicht funkelnde Bentleys oder Mercedes-Oldtimer rollen, gefolgt von Porsches aus den 50er und 60er Jahren und natürlich Ferraris und Maseratis. Am Samstag hat Ross bereits 61 Autos im Wert von rund 60 Millionen Dollar unter den Hammer gebracht. Der Auktionator hat mit Hilfe eines Telefon-Bieters geschickt den Wert eines Bentleys von 1928 bis auf rund sechs Millionen Dollar hochgekitzelt und den Zuschlag immer wieder gekonnt hinausgezögert. Ein Spitzenpreis und neuer Weltrekord wie auch der für den 1960 Ferrari 250 GT California Spider, der bei 11.275.000 Dollar schließt.

Edle Gebrauchtwagen unterm Hammer
lancia stratos Quelle: Pressebild
1930er Alfa Romeo 6C 1750 Gran Sport Spider Quelle: Pressebild
Ford Falcon Quelle: Pressebild
 Citroen SM Coupé-Prototyp Quelle: Pressebild
1977er Fiat 131 Abarth Quelle: Pressebild
1982er Renault 5 Turbo Quelle: Pressebild
Lancia Fulvia HF1600 Quelle: Pressebild

Unbefleckte Schönheit

Dann erscheint die Attraktion des Tages – ein seltener 1936 Mercedes Benz 540 K Special Roadster. Das Prachtstück gehörte einst der deutschen Baronin Gisela von Krieger, einer  Schönheit der 30er Jahre. Da die Adlige schon vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges in die Schweiz übersiedelte und die Forderungen von Nazi-Größen ignorierte, ins Reich heimzukehren, ist der Wagen auch politisch unbefleckt. Nach dem Krieg wanderten die Baronin und ihre Mutter in die USA aus und nahmen den Mercedes mit.

Für zwei Millionen Euro könnte man 48 Goldbarren in den Tresor legen, eine schnittige Yacht kaufen – oder den neuen Bugatti in die Garage stellen, den schnellsten und teuersten Roadster der Welt.
von Franz W. Rother

Das treibt den Preis für den Oldtimer, der ursprünglich 7000 Dollar kostete und drei Jahrzehnte in einer Scheune im US-Bundesstaat Connecticut darbte. Nach dem Tod der Baronin 1989 wurde er wieder entdeckt, inklusive Puderquaste und Lippenstift im Handschuhfach. Der Roadster, von dem weltweit nur noch ein Dutzend Exemplare existieren sollen, hat das Zeug, zum teuersten jemals öffentlich versteigerten Fahrzeug aufzusteigen.

Hofft zumindest David Gooding, Chef des gleichnamigen Luxus-Autoversteigerers. Tatsächlich erhöht Auktionator Ross den Startpreis von acht Millionen Dollar sicher über die Zehn-Millionen-Dollar-Marke. Aber all seine Kunst reicht nicht aus, um in die Nähe der 16,4 Millionen Dollar zu bewegen, die im vergangenen Jahr für einen 1957 Ferrari Testa Rossa berappt wurden. Bei 11,7 Millionen Dollar fällt der Hammer für den Mercedes der Baronin.

Ross und der neben ihm sitzende Auktions-Chef Gooding sind trotzdem zufrieden. Der Titel bleibt ohnehin im Haus – der Testa Rossa wurde auch von Gooding versteigert. Zehn Prozent des erzielten Preises muss der Käufer an das Auktionshaus als Zuschlag zahlen, weitere zehn Prozent muss in der Regel der Vorbesitzer berappen.

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