Das Problem ist oft beschrieben: „Heute bekommt ein Anleger, weil die Zinsen so weit unten sind, keine weitgehend risikolose Rendite mehr. Deshalb muss er spekulieren und hohe Renditen suchen“, sagt der berühmte Investor Marc Faber. Auf dieser Suche werden Anleger auch jenseits der klassischen Anlageklassen – Aktien, Gold, Immobilien – fündig: Sie investieren direkt in Menschen. Vor allem in den USA gibt es zunehmend Projekte, die solche Investments möglich machen sollen.
Die exotische und riskante Variante sind Investitionen in Sportler oder Pokerspieler. Wer hier einsteigt, fährt hohes Risiko in einem unregulierten Markt und im Fall des Scheiterns auch ohne Chance, sein Geld wiederzusehen. Der Pokerprofi, in den der Anleger investiert hat, kann viel gewinnen – aber, logisch, schnell alles verlieren.
Wo Menschen sich handeln lassen
Investment: Aktien des Softwaredesigners Mike Merrill
Richtet sich an: Privatanleger weltweit, 5 US-Cent Gebühr für jede Transaktion
Einschätzung: soziales Experiment, spekulativ Erträge möglich
Investment: Aktien von Football-Spielern
Richtet sich an: Privatanleger in einzelnen Staaten der USA
Einschätzung: hohes Risiko, keine direkte Beteiligung an den Spielern, sondern indirekt über Fantex
Investment: Finanzierung von Studenten und Gründern
Richtet sich an: qualifizierte US-Anleger, unter anderem mit Einkommen > 200 000 Dollar/Jahr
Investment: Investments in Studenten in der Schweiz
Richtet sich an: Privatanleger ab 1000 Euro
Einschätzung: Finanzierung läuft trotz des Konkurses einer Partnergesellschaft; direkter Kontakt zu Studenten möglich
Investment: Anteile an Turnier-Gewinnen von professionellen Pokerspiegeln
Richtet sich an: Kenner der Pokerszene weltweit, Mini-Investments sind möglich
Einschätzung: hohes Risiko, extreme Renditen sind möglich - aber auch ein Totalverlust
Sicherer ist die Alternative, Geld in Bildung zu stecken. Bildung bringt Rendite, konstatierten in der abgelaufenen Woche die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute und forderten Bildungsinvestitionen anstelle von Konjunkturprogrammen: „Hohe Renditen wirft beispielsweise die frühkindliche Erziehung ab“, heißt es im aktuellen Herbstgutachten. Rendite nicht nur für die Volkswirtschaft, sondern auch für den Einzelnen: „Besser als in Ihre Ausbildung und in die Ihrer Kinder können Sie nicht investieren“, sagt der Ex-Unternehmensberater Daniel Stelter, der den Thinktank Beyond the Obvious betreibt, „wegen der weltweiten Überalterung werden gut ausgebildete Fachleute in der Welt gesucht sein und gut verdienen.“
Wer darüber hinausgehen will, kann heute auch Anteile an fremden Studenten erwerben. Mit Daten wie den Abschluss- und Einstellungsquoten von Universitäten und dem heutigen Einkommen früherer Absolventen lassen sich die zu erwartenden Renditen gut planen. Etwa mithilfe der Daten des Internet-Dienstes Payscale, der Gehaltsumfragen erhebt. Wer zum Beispiel 2013 am Georgia Institute of Technology im Bachelor studierte, verdiente in 20 Berufsjahren nach dem Abschluss durchschnittlich zwölf Prozent mehr als junge Amerikaner ohne Studienabschluss. Die OECD kommt für Deutschland auf 13 Prozent Überrendite von männlichen Absolventen. Frauen mit Abschluss verdienten allerdings nur 8,5 Prozent mehr als ihre Altersgenossinnen.
Hohe Investitionen in Bildung
Nobelpreisträger Milton Friedman skizzierte bereits 1955 das Szenario, direkt Eigenkapital in Menschen zu investieren. So könne allen Einkommensgruppen der gleiche Zugang zu Bildung gewährt werden.
Unternehmen wie Upstart und Pave in den USA, Lumni in den USA und Lateinamerika und studienaktie.org in der Schweiz haben die Vision verwirklicht. Sie bieten Plattformen, über die Anleger in Studenten und Gründer investieren und teilweise als Mentoren agieren können.
Upstart will eine Alternative zu den herkömmlichen Bankkrediten bieten. Firmenchef Dave Girouard meldete im September via Twitter, sein Unternehmen habe in fünf Monaten bereits über 1000 Kredite an Studenten und Gründer vergeben.
Der 24-jährige Matthew Kulp war unter den ersten Studenten, die sich über Upstart Kapital von externen Investoren besorgten – wie Friedman es vor knapp 60 Jahren beschrieben hatte. 38.500 Dollar warb er ein. Jetzt, nach Abschluss seines Designstudiums, muss er über maximal zehn Jahre jährlich gut sechs Prozent seines Einkommens an die Investoren zahlen; eine Art Humandividende. In Chile, das zur Zeit der Militärdiktatur bis 1990 eine stark von Friedman und seinen Chicago Boys beeinflusste Wirtschaftspolitik betrieb, startete Lumni bereits vor Jahren ein ähnliches Konzept.