Personen als Geldanlage Die Ich-Aktie als Investmentchance

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Leistung bestimmt Aktienkurs

Elaine Ou, die selbst in der Finanzbranche arbeitet, kaufte sich im Sommer für 100 Dollar Aktien von Davis. Kein Betrag, der sie bei einem Totalverlust ruiniert, aber: „Mein Geld sehe ich wohl nicht wieder“, sagt sie. Macht nichts, die Football-Aktie sei eben Spielerei, „wie im Kasino“.

Davis hatte zehn Prozent seiner künftigen Einnahmen verkauft, für vier Millionen Dollar. Sein Markenwert liegt damit bei 40 Millionen Dollar. Aktionärin Elaine Ou besitzt damit aber keine direkten Anteile an Davis. Die Spieleraktien gelten als Beteiligungen an Fantex – ein juristisch komplizierter Umweg, ohne den sich Spieler nicht an die Börse hätten bringen lassen.

Kurs von Football-Profi Vernon Davis (zur Vergrößerung bitte anklicken)

Immerhin: Im August zahlte Fantex 70 Cent Dividende pro Aktie. Milliardär Cuban sagt, letztlich seien Sportler immer nur Spielbälle von Trainern und Funktionären, mit Wetten auf ihren individuellen Erfolg könnten Anleger nur verlieren. „Ich überlege die ganze Zeit schon, wie man solche Aktien shorten kann“, sagt Cuban. Damit würde er auf fallende Kurse der Profis wetten. Tatsächlich hätte Cuban damit einen Haufen Geld verdienen können: EJ Manuel wurde vor Wochen nach zwei schlechten Spielen auf die Bank gesetzt, seine Aktie fiel bis Anfang Oktober um fast 70 Prozent.

Was die Spielerperformance angeht, ist Jonathan Thomas etwas optimistischer als Milliardär Cuban. Thomas schätzt für den britischen Versicherer Lloyd’s das Risiko ab, sobald sich Sportler versichern wollen, die eigentlich aufgrund von Verletzungen keine Police mehr bekommen. „Profis haben meist eine Phase von drei Jahren, in der sie ihren Zenit erreichen“, sagt Thomas.

Wer den Zeitraum erwischt, könnte auch auf Fantex gute Renditen einfahren. Denn die Leistung bestimmt den Aktienkurs. Vernon Davis gehört mit 30 Jahren allerdings schon zu den Football-Oldies. Börsen-Mann Mike Merrill schreckt das nicht ab. Sobald Fantex in Oregon zugelassen ist, will er sich bei Sportlern einkaufen. Diversifizierung nennt man das wohl.

Risiken beim Poker streuen

In der Pokerszene beteiligen sich professionelle Spieler schon ganz selbstverständlich an Konkurrenten. „Ein Investment in Menschen fängt damit an, dass Freunde den Kumpel beim ersten Turnier mit ein paar Euro unterstützen“, sagt der Pokerprofi Jan Heitmann, der heute Managementseminare bei Unternehmen abhält, „und das geht bis zum Profi, der sich sechsstellige Summen absichern lässt.“ Wer keine Anteile an möglichen Gewinnen verkaufe, setze sich zu großen Schwankungen aus, sagt Heitmann. Denn bei rund 10 000 Dollar Turnier-Startgeld komme man als Profi bei zehn Turnieren im Jahr schon auf 100 000 Dollar Kosten. „Die meisten Profis spielen aber 60 bis 100 Turniere im Jahr.“

Also geben die Spieler Anteile ab. Ein Handschlag kurz vor Turnierstart besiegelt, dass der Investor für sein Geld zum Beispiel drei Prozent der Gewinne erhält. Investoren sind meist andere Profis. Heitmann berichtet aber auch von einigen Privatleuten, die bei großen Turnieren aktiv in Spieler investieren. Etwa 20 bis 30 Prozent des benötigten Startgelds der Profis seien verkaufte Anteile, schätzt Heitmann. Und die können Traumrenditen bringen: „Gewinnt man ein Turnier, schafft man schon mal 3000 Prozent.“ Dazwischen müsse man aber Durststrecken von bis zu 40 Turnieren ohne Preisgeld überstehen.

Footballer Davis kassierte vier Millionen Dollar; jetzt können Anleger ihn als Aktie an der Börse Fantex kaufen. Quelle: REUTERS

Und wie schafft man es als Privatanleger, an den Traumrenditen teilzuhaben? „Wer keine Ahnung von Poker hat, sollte die Finger von diesem Investment lassen“, sagt Heitmann. Er denkt jetzt darüber nach, einen Fonds für Privatanleger aufzulegen. Der könne in eine größere Anzahl von Spielern gleichzeitig investieren und so Risiken streuen. Wenn die Spieler des Fonds viele kleine Turniere mit niedrigen Gewinnen spielen würden, ließe sich eine konstante Rendite ohne hohe Schwankung erzielen. „Ich vermute, dass sich solch ein Fonds sogar leichter steuern lässt als ein klassischer Aktienfonds.“

Was die Finanzaufsicht BaFin dazu sagen würde, hat Heitmann noch nicht geprüft – juristisch bewegen sich viele Humankapital-Investments auf sehr dünnem Eis. Auch Mike Merrill weiß das. Der Softwareentwickler betreibt seine Plattform ohne Genehmigung der Aufsicht SEC. „Falls die Aufsicht mein Projekt für rechtswidrig hält, argumentiere ich, dass es Kunst ist“, sagt Merrill und grinst. Blickt dann aber doch leicht verunsichert ins Leere.

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