Als Peter Thiel im April vergangenen Jahres auf die Bühne der weltgrößten Bitcoin-Konferenz in Miami trat, holte er aus zu einer Lobrede auf Kryptowährungen. Die dahinterstehende Blockchain-Technologie sei zukunftsweisend, Bitcoin und Co. seien die großen Innovationstreiber der kommenden Jahre. Dass der Bitcoin-Kurs noch nicht bei 100.000 Dollar notiere, polterte er damals, läge auch an den Krypto-Gegnern, unter anderem an Investorenlegende Warren Buffett, den Thiel als „soziopathischen Opa“ diffamierte.
Thiel – Mitgründer des Bezahldienstes PayPal, milliardenschwerer Investor und beinharter Rechtslibertärer – ist einer der größten Fürsprecher des Bitcoins. In der Szene genießt er ein gewisses Ansehen, hat Einfluss. Umso mehr Fragen werfen neueste Enthüllungen über Thiels Geschäfte auf.
Während Thiel im beginnenden Kryptowinter Bitcoin und Co. noch öffentlich pries und die Hoffnung auf neue Kurssprünge nährte, versilberte sein Wagniskapitalfonds Founders Fund im vergangenen Jahr fast seinen gesamten Kryptobestand. Das berichtete jüngst die „Financial Times“. 2014 stieg Thiel mit seinem Fonds in Kryptowährungen ein und profitierte von dem Boom der vergangenen Jahre. Bis zum Ausstieg soll er 1,8 Milliarden Euro verdient haben. Das entspricht immerhin 0,4 Prozent des aktuellen Gesamtwerts des weltweiten Bitcoin-Bestands.
Die einen sagen: Thiel hatte beim Timing ein glückliches Händchen. Schließlich verkaufte er, ehe der Crash der Kryptobörse FTX die Kurse abermals abstürzen ließ. Die anderen sagen: Thiel spielte ein falsches Spiel. Er ist allerdings nicht der einzige Promi, der in jüngerer Zeit mit illustren Krypto-Deals aufgefallen ist.
Changpeng Zhao: Schnell noch FTX-Ballast verhökert
Für mindestens genauso viel Aufsehen wie Thiel sorgte Changpeng Zhao, der Chef der weltgrößten Kryptobörse Binance. An dem Fall seines Konkurrenten FTX war er nicht ganz unbeteiligt: Im November ließ er seine mehr als sieben Millionen Follower wissen, dass er Kryptowerte in Höhe von 530 Millionen Dollar verkaufen wolle. Es waren nicht irgendwelche, sondern FTT-Token: Die hauseigene Kryptowährung von FTX, die Zhao – so behauptet er zumindest – bis dahin „tatsächlich vergessen“ hatte.
Schon zuvor hatte der Binance-Chef bezweifelt, dass FTX noch vollständig liquide sei. Der Tweet über seine Verkaufsabsichten verunsicherte den Markt weiter, es kam zum Bankrun – und letztlich zur Insolvenz von FTX. Zhao selbst hatte wohl rechtzeitig verkauft. Der FTT-Token hat seit seinem Ausstieg mehr als 90 Prozent an Wert verloren.
Jetzt muss Zhao hoffen, dass er das Geld auch behalten darf. Seine FTT-Bestände stammten nämlich aus dem Verkauf einer FTX-Beteiligung. Sollten die Gerichte feststellen, dass bei FTX tatsächlich Kundengelder veruntreut wurden, könnte der Deal unwirksam werden. Die Vermögenswerte müssten dann der Insolvenzmasse von FTX zufließen.
Cathie Wood: Hoffen auf das Coinbase-Wunder
Mit ihrem Flaggschifffonds ARK Innovation setzt Star-Investorin Cathie Wood voll auf Technologieaktien – und wurde damit im vergangenen Jahr abgestraft. 2022 hat ihr Fonds gut zwei Drittel an Wert verloren. Noch schlimmer sah es bei einem Wert aus, dessen Portfolioanteil Wood immer wieder auf- und abbaut: Coinbase. Die Aktie der nun zweitgrößten Kryptobörse stürzte im vergangenen Jahr um 84 Prozent ab. Im laufenden Jahr erholte sie sich etwas, konnte den Verlust aber bislang nicht wettmachen.
Bei Kursrücksetzern schlug Wood immer wieder zu. Allein im November und Dezember vermeldete ihr ARK-Fonds den Zukauf von Coinbase-Aktien im Wert von 44 beziehungsweise 10 Millionen Dollar. Zuvor hatte sie sich von Coinbase-Beständen getrennt. Ende Juli hatte ihr Fonds Aktien im Wert von fast 91 Millionen Dollar verkauft – ehe der Kurs zwischenzeitlich wieder stark stieg.
Woods Kalkül dürfte sein, dass die Zinsanhebungen der Notenbanken bald ein Ende haben und sich Wachstumstitel wie Coinbase und auch Tesla daraufhin wieder erholen. Immerhin kurzfristig ging der Plan auf, auch konnte Coinbase nach der Insolvenz von FTX seinen Marktanteil etwas ausbauen. Doch zuletzt gingen die Umsätze zurück – ob sie sich wieder stabilisieren, wird sich mit der Veröffentlichung neuer Quartalszahlen am 23. Februar zeigen.
Die Gefahr bleibt, dass Wood mit ihrem Coinbase-Engagement ins fallende Messer greift. Ihre Kunden immerhin sind Frust gewohnt: Seit der Fonds aufgelegt wurde, hat er gut 50 Prozent an Wert verloren.
Krypto-ABC: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt
Der Fokus am Kryptomarkt liegt klar auf dem Bitcoin. Unter Altcoins versteht man Kryptowährungen, die nach der ältesten Digitalwährung erfunden wurden und eine Alternative zum Bitcoin darstellen. Beispiele dafür sind Ethereum, Cardano oder Solana.
Der Bitcoin ist nicht nur die dem Volumen nach größte, sondern auch die älteste Kryptowährung der Welt. Schon im Oktober 2008 skizzierte Satoshi Nakamoto, das Pseudonym des Bitcoin-Erfinders, in einem Whitepaper mit dem Titel „A Peer-to-Peer Electronic Cash System“, wie so eine virtuelle Währung aussehen könnte. Kurz darauf, im Januar 2009, wurden die ersten Bitcoin geschürft. Weil Nakamoto unter einem Pseudonym agierte, ist bis heute unklar, wer genau den Bitcoin ins Leben gerufen hat.
Transaktionen von Kryptowährungen werden auf der Blockchain dokumentiert. Die Blockchain ist eine öffentliche, dezentrale Datenbank. Die Informationen werden nicht auf einem einzelnen Server, sondern auf vielen tausenden Rechnern gespeichert. „Chain“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kette“.
Jede Transaktion wird in einem Block gespeichert und an eine Kette der bereits vorhandenen Datensätze angehängt. Deshalb wird die Blockchain auch digitales Kassenbuch genannt. Die gespeicherten Daten können im Nachgang nicht mehr oder nur mit Zustimmung des Netzwerkes geändert werden. So soll ein fälschungssicheres Protokoll entstehen.
Ether ist hinter dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung und basiert auf der Ethereum-Blockchain. Im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain gilt diese als moderner und leistungsfähiger und soll in Kürze auf das energiesparendere Proof-of-Stake-Verfahren umgestellt werden. Auch Smart Contracts können über Ethereum gehandelt werden. Beliebt ist die Kryptowährung auch, weil NFTs (non fungible Token) oft auf Ethereum basieren und deshalb mit Ether bezahlt werden.
Mining ist das Erzeugen (Schürfen) neuer Coins. Bei diesem Prozess stellen Miner im Fall des Bitcoin die Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung, um komplexe mathematische Aufgaben zu lösen. So werden Transaktionen verifiziert und auf der Blockchain gespeichert. Die Miner werden fürs Bereitstellen der Rechenleistung mit neu generierten Bitcoin belohnt.
Bei einigen anderen Kryptowährungen basiert das Mining dagegen nicht auf Rechenleistung, sondern auf den Anteilen der Netzwerk-Teilnehmer an der jeweiligen Kryptowährung (siehe Proof of Stake). In diesem Fall wird das Mining deshalb auch oft als Staking bezeichnet. Auch dafür bekommen Teilnehmer eine Prämie, also quasi eine Art Verzinsung für ihren Anteil.
Minten bezeichnet das Erstellen eines NFTs (non fungible Token). Mit dem „Prägen“ des Bildes ist in diesem Fall das Hochladen in die Blockchain gemeint.
Die Abkürzung NFT steht für non-fungible Token, also nicht austauschbare Wertmarken. NFTs sind virtuelle Güter, die über die Blockchain gehandelt werden. Oft sind es etwa digitale Bilder oder Sammelkarten. Jeder NFT ist einzigartig. Wer einen kauft, wird in der Blockchain als Eigentümer registriert und kann so beispielsweise ein Echtheitszertifikat für ein virtuelles Bild oder ein digitales Kunstwerk vorweisen.
Mit dem Proof-of-Work-Verfahren werden neue Münzen einiger Kryptowährungen wie dem Bitcoin geschaffen. Dafür stellen die Miner die Rechenleistung des Systems zur Verfügung, um komplexe Aufgaben zu lösen. Wer es zuerst schafft, die Aufgabe zu lösen, darf den Block an die Blockchain anhängen und erhält eine Belohnung in Form digitaler Münzen. Der Proof-of-Work-Ansatz gilt als besonders energieintensiv.
Einige Blockchains basieren auf dem Proof of Stake-Verfahren. Anders als bei Proof of Work werden dabei fürs Mining keine umfangreiche Hardware und große Mengen an Rechenleistung benötigt. Proof of Stake gilt daher als wesentlich energieschonender.
Statt dessen dürfen diejenigen Transaktionen und neue Coins freigeben, die einen besonders hohen Anteil an einer Kryptowährung halten. Sie werden dann Validatoren genannt. Der Prozess beruht auf einem Konsensmechanismus. Je höher der Preis, desto höher die Anzahl der Coins, um am Prozess teilzunehmen.
Smart Contracts sind virtuelle Verträge, die über die Blockchain getauscht werden. Diese treten unter bestimmten zuvor festgelegten Bedingungen selbstständig in Kraft. Insbesondere Banken und andere Finanzinstitute sehen in Smart Contracts einen großen Nutzen. Sie könnten zum Beispiel beim Börsenhandel Intermediäre – also zwischengeschaltete Stellen wie Wertpapierbroker– überflüssig machen.
Die Wallet ist eine Art digitale Geldbörse für Kryptowährungen. Sie ermöglicht es Nutzern, Kryptoguthaben zu kaufen und zu verschicken. Es gibt mehrere Arten von Wallets. Die Hardware-Wallet ist quasi ein USB-Stick, auf dem das Kryptovermögen und die Zugänge eines Nutzers gespeichert sind. Eine Paper-Wallet wird auf Papier ausgedruckt.
Dafür wird ein QR-Code generiert, den man einscannen muss, um Transaktionen zu tätigen. Eine Software-Wallet kommt ohne externe Geräte oder Papierausdrucke aus. Hier werden die Daten in einem Computerprogramm gespeichert. Nutzer dürfen ihre Zugangsdaten nicht vergessen: Sonst bliebe ihnen der Zugriff auf ihr Kryptovermögen verwehrt.
Dieses Krypto-ABC entstammt dem großen Krypto-1x1 der WirtschaftsWoche: Das vollständige Dossier finden Sie hier zum Download
Paris Hilton: Die „Königin des Metaverse“
Wer mit Paris Hilton eine dekadente Rooftop-Party feiern will, muss ins Metaverse. In dieser digitalen Welt wurde ihre Villa im kalifornischen Malibu nachgebaut, elf Versionen der Hotelerbin wandeln durch die pixelige Landschaft – eine für jede ihrer Charaktereigenschaften, heißt es. Hilton selbst ist begeistert von der Partnerschaft mit dem Metaverse-Unternehmen The Sandbox und sieht darin „eine unglaubliche Real-Life-Erfahrung für meine Fans“.
Und auch: eine neue Einnahmequelle. Im Metaverse können Nutzer so ziemlich alles als sogenanntes NFT kaufen – Immobilien, Kleidung oder auch Konzerte und Abende mit ihren Idolen. NFTs (Non-fungible Token) sind nicht-austauschbare digitale Wertmarken, die Eigentumsrechte verbriefen. Wer ein NFT kauft, wird als Besitzer in der Blockchain vermerkt, dem digitalen Datenprotokoll, in dem auch Transaktionen mit Kryptowährungen gespeichert werden.
Hilton ist großer Fan von NFTs. Zusammen mit der Hedgefondslegende Bill Ackman beteiligte sie sich im Rahmen einer 20 Millionen Dollar schweren Finanzierungsrunde an der schweizerischen NFT-Plattform Origyn. Die 41-Jährige, die sich selbst gewohnt bescheiden als „Königin des Metaverse“ bezeichnet, besitzt auch einen Bored Ape, einen gelangweilt schauenden Digitalaffen. Justin Bieber zahlte für einen Bored Ape einst 1,3 Millionen Dollar – heute ist er gut 95 Prozent weniger wert. Hiltons NFT-Wetten sind also riskant. Die Hochphase scheint vorerst vorbei zu sein.
Auch Multimillionär Peter Thiel hat bei seinen milliardenschweren Kryptodeals schon mal daneben gegriffen: Mit der Insolvenz des Kryptounternehmen BlockFi Ende November floppte eines seiner Investments. Ein bisschen Schwund ist eben immer.
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