Vor diesem Hintergrund ist es vor allem die bevorstehende Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed, die Goldanleger pessimistisch und unruhig macht. Je höher der Leitzins, desto unattraktiver erscheint ihnen das Edelmetall. Dabei hat der Markt längst die ersten Zinsschritte in diesem und im folgenden Jahr im Preis für Gold berücksichtigt. Die Marktteilnehmer prüfen jedoch permanent die volkswirtschaftlichen Daten daraufhin, ob sie eine Planänderung bei der US-Notenbank und womöglich ein Vorziehen des ersten Zinsschrittes begründen können. „Solange die Unsicherheit darüber anhält, dürfte sich der Goldpreis nicht nennenswert erholen“, konstatiert Rohstoffexperte Eugen Weinberg.
Prognosen gesenkt
Die Aussichten sind tatsächlich eher trübe. Die Großbanken senken daher reihenweise ihre Goldpreisprognosen. Die Schweizer Bank UBS erwartet bis zum Jahresende einen Goldpreis von nur 1.180 Dollar je Feinunze, die Weltbank senkt wie Goldman Sachs das Kursziel auf 1.000 Dollar und auch die Commerzbank kappt ihre Prognose von 1250 auf 1150 Dollar – und hält dabei Rückschläge sogar auf 1000 Dollar für möglich. Auch Citigroup und die australische Macquarie senkten ihre Voraussagen. Bei Macquarie hieß es zur Begründung, Gold habe seine Anziehungskraft als Rohstoff und als Alternative zu Währungen verloren.
Besonders pessimistisch für Goldanleger ist die Deutsche Bank. Sie erwartet einen Rückgang des Goldpreises bis auf 750 Dollar in diesem Jahr. Ihr Argument ist die historische Preisentwicklung. Demnach müsste der Goldpreis um weitere 30 Prozent fallen, damit der inflationsbereinigte langjährige historische Durchschnittspreis wieder erreicht würde. Mit der Preiskorrektur rechnen die Analysten der Deutschen Bank bereits in den kommenden Monaten. Ähnlich pessimistisch äußerte sich die niederländische Bank ABN Amro, die ein Kursziel von 800 US-Dollar ausgab.
Was spricht für einen Anstieg des Goldpreises?
Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise, im September 2011, hatte Gold sein Allzeithoch bei 1900 Dollar je Feinunze markiert. Aus heutiger Sicht war das zweifelsohne eine Übertreibung. Beim aktuellen Goldpreis von weniger als 1100 Dollar pro Feinunze spricht hingegen einiges dafür, dass dieses Preisniveau zu niedrig ist. Was also spricht für einen wieder steigenden Goldpreis?
Zum einen ist die Nachfrage nach Münzen und Barren in Europa robust oder nimmt sogar zu. Der niedrige Goldpreis befeuert die Nachfrage der Privatanleger. Ähnliches gilt für Asien: In China dürfte die Nachfrage nach Gold wieder zunehmen, nachdem der Aktienboom dort lange die Goldnachfrage gehemmt hatte. Wenden sich in China wieder mehr Anleger von Aktien ab und Gold zu, sollte das den Preis treiben. In Indien, dem anderen Milliarden-Einwohner-Land, steigt die Goldnachfrage schon wegen der im Herbst bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison regelmäßig an. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass zumindest die chinesische und die russische Zentralbank ihre Goldreserven weiterhin deutlich aufstocken – auch wenn die jüngst veröffentlichten Zahlen zu den Goldkäufen der Bank of China deutlich unter den Erwartungen lagen. Chinas Zentralbank wird dennoch auf der Käuferseite bleiben.