Preise fallen Warum Gold, Silber und andere Edelmetalle vorerst billig bleiben

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Fed im Fokus

Vor diesem Hintergrund ist es vor allem die bevorstehende Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed, die Goldanleger pessimistisch und unruhig macht. Je höher der Leitzins, desto unattraktiver erscheint ihnen das Edelmetall. Dabei hat der Markt längst die ersten Zinsschritte in diesem und im folgenden Jahr im Preis für Gold berücksichtigt. Die Marktteilnehmer prüfen jedoch permanent die volkswirtschaftlichen Daten daraufhin, ob sie eine Planänderung bei der US-Notenbank und womöglich ein Vorziehen des ersten Zinsschrittes begründen können. „Solange die Unsicherheit darüber anhält, dürfte sich der Goldpreis nicht nennenswert erholen“, konstatiert Rohstoffexperte Eugen Weinberg.

Prognosen gesenkt

Die Aussichten sind tatsächlich eher trübe. Die Großbanken senken daher reihenweise ihre Goldpreisprognosen. Die Schweizer Bank UBS erwartet bis zum Jahresende einen Goldpreis von nur 1.180 Dollar je Feinunze, die Weltbank senkt wie Goldman Sachs das Kursziel auf 1.000 Dollar und auch die Commerzbank kappt ihre Prognose von 1250 auf 1150 Dollar – und hält dabei Rückschläge sogar auf 1000 Dollar für möglich. Auch Citigroup und die australische Macquarie senkten ihre Voraussagen. Bei Macquarie hieß es zur Begründung, Gold habe seine Anziehungskraft als Rohstoff und als Alternative zu Währungen verloren.

Diese Substanzen sind teurer als Gold
Platz 10: MethamphetaminKosten: 95 Euro pro Gramm Hoher Grammpreis, aber billig im Vergleich zu anderen Drogen: Unter dem Modenamen Crystal Meth gilt Methamphetamin heutzutage als am schnellsten zerstörende Droge überhaupt. Der Gebrauch führt unter anderem zu Karies und Zahnausfall. Quelle: dpa
Platz 9: KokainKosten: 470 Euro pro Gramm Kokain gilt als die Partydroge in besseren Kreisen. Besser Finger weg: Kokain hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Quelle: dpa
Platz 8: LSDKosten: 2.300 Euro pro Gramm Lysergsäurediethylamid, kurz LSD genannt, ist in Deutschland ein nichtverkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der unerlaubte Gebrauch ist strafbar. In zahlreichen anderen Ländern, wie den USA, ist die Droge verboten. Quelle: dapd
Platz 7: PlutoniumKosten: 3.150 US-Dollar pro Gramm Die Atombombe, die 1945 auf Nagasaki fiel, trug Plutonium als Spaltmaterial in sich. Außer militärischen Zwecken dient Plutonium auch der Energiegewinnung. Es entsteht aus dem Uran der Brennelemente in Atomkraftwerken.   Quelle: REUTERS
Platz 6: TaaffeitKosten: 2.000 bis 15.750 Euro pro Gramm Der irische Forscher Richrd Taaffe entdeckt den Edelstein bei einem Schmuckkauf 1945. Wegen seiner hohen Seltenheit dient er bis heute nur als Schmuckstück. Quelle: Rob Lavinsky, iRocks, Creative Commons, CC BY-SA 3.0
Platz 5: TritiumKosten: 23.616 Euro pro Gramm Tritium ist ein Nebenprodukt der Kernspaltung und kommt auf natürliche Weise nur in der Stratosphäre vor. Damit lassen sich in der Medizin bestimmte Substanzen markieren. Außerdem ist der Stoff fester Bestandteil von Atombomben. Quelle: dpa
Platz 4: DiamantenKosten: ein farbloser Stein von einem Karat kann über 50.000 Euro pro Gramm kosten Diamanten machen was her und sind der härteste natürliche Stoff der Welt. Ihr Aussehen macht sie zu Kostbarkeiten der Schmuckbranche, ihre Härte zu einem begehrten Schneidstoff in der Industrie. Quelle: AP

Besonders pessimistisch für Goldanleger ist die Deutsche Bank. Sie erwartet einen Rückgang des Goldpreises bis auf 750 Dollar in diesem Jahr. Ihr Argument ist die historische Preisentwicklung. Demnach müsste der Goldpreis um weitere 30 Prozent fallen, damit der inflationsbereinigte langjährige historische Durchschnittspreis wieder erreicht würde. Mit der Preiskorrektur rechnen die Analysten der Deutschen Bank bereits in den kommenden Monaten. Ähnlich pessimistisch äußerte sich die niederländische Bank ABN Amro, die ein Kursziel von 800 US-Dollar ausgab.

Was spricht für einen Anstieg des Goldpreises?

Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise, im September 2011, hatte Gold sein Allzeithoch bei 1900 Dollar je Feinunze markiert. Aus heutiger Sicht war das zweifelsohne eine Übertreibung. Beim aktuellen Goldpreis von weniger als 1100 Dollar pro Feinunze spricht hingegen einiges dafür, dass dieses Preisniveau zu niedrig ist. Was also spricht für einen wieder steigenden Goldpreis?

So werden aus altem Schmuck Gold- und Silberbarren
Alter Schmuck wird in der Gold- und Silberscheideanstalt angeliefert. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Ein Arbeiter der Scheideanstalt schmilzt den alten Schmuck ein. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
So sieht der Metallbarren aus, den der Arbeiter aus der Lieferung eines Altgoldhändlers geschmolzen hat Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Was der Arbeiter im Kleinen mit dem Schmuck macht, passiert im Trommelofen im Großen: Dort werden metallische Abfälle aus der Industrie eingeschmolzen – weniger als ein Prozent davon ist Gold. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Die flüssigen Metalle gießt ein Arbeiter in große Formen. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Volkmar Häuser, Leiter der Edelmetall-Rückgewinnung bei Agosi (Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt) zeigt eine Flasche mit Goldsand. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Hier ist Gold in seinen verschiedenen Stufen des Recycling-Prozesses zu sehen: In der kleinen Flasche links sind braune Flocken. Die entstehen, nachdem Agosi die von Lieferanten angelieferten Metalle einschmilzt und die flüssige Masse in Wasser kippt. Die Metalle flocken zu Cornflakes-ähnlichen braunen Teilchen aus. Aus den Flocken wird Goldsand (zweite Flasche von links). Der entsteht in Reaktoren, in denen die Flocken zu Goldsand verarbeitet werden. Eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure – auch Königswasser genannt – ist die einzige Flüssigkeit, die Gold auflösen kann. Der Sand sieht aus wie Currypulver, enthält aber bereits Feingold. Erneut eingeschmolzen und wieder in Wasser gekippt entstehen die goldenen Granalien (dritte Falsche von links), aus denen dann endlich Barren werden (vorne). Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Zum einen ist die Nachfrage nach Münzen und Barren in Europa robust oder nimmt sogar zu. Der niedrige Goldpreis befeuert die Nachfrage der Privatanleger. Ähnliches gilt für Asien: In China dürfte die Nachfrage nach Gold wieder zunehmen, nachdem der Aktienboom dort lange die Goldnachfrage gehemmt hatte. Wenden sich in China wieder mehr Anleger von Aktien ab und Gold zu, sollte das den Preis treiben. In Indien, dem anderen Milliarden-Einwohner-Land, steigt die Goldnachfrage schon wegen der im Herbst bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison regelmäßig an. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass zumindest die chinesische und die russische Zentralbank ihre Goldreserven weiterhin deutlich aufstocken – auch wenn die jüngst veröffentlichten Zahlen zu den Goldkäufen der Bank of China deutlich unter den Erwartungen lagen. Chinas Zentralbank wird dennoch auf der Käuferseite bleiben.

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