Preise fallen Warum Gold, Silber und andere Edelmetalle vorerst billig bleiben

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Günstiger Einstiegszeitpunkt

Noch ein Argument: die Goldförderung einiger Minen ist im Grenzkostenbereich mit rund 1300 Dollar je Feinunze deutlich teurer als der erzielbare Preis. Die Goldförderung könnte daher zurückgehen und so mit einem verringerten Angebot den Preis des knappen Edelmetalls stützen.

Für Eugen Weinberg von der Commerzbank ist den Goldpreis vor diesem Hintergrund zu billig. Kommt die US-Zinswende, rechnet er mit höherem Druck auf dem Aktienmarkt, der dann Gold zugutekommt.

Zehn kuriose Fakten über Gold
Gold ist essbarEine Bedienung serviert eine Currywurst mit Blattgold und Champagner. Auch Süßspeisen, edle Pralinen oder Gebäck werden gern mit Blattgold verziert. Einen Eigengeschmack hat Gold nicht.Quelle: Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung Quelle: dpa/dpaweb
Gold ist sehr gut formbarVon allen bekannten Metallen ist Gold dasjenige, das am besten dehn- und formbar ist - zugleich ist es sehr stabil. So kann aus nur einem Gramm Gold ein mehr als drei Kilometer langer Draht hergestellt werden, der dünner als ein menschliches Haar ist. Quelle: REUTERS
Früher waren Olympia-Medaillen aus GoldDie deutsche Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch posiert mit zwei Medaillen, die sie bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 gewann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Goldmedaillen noch aus massivem Gold. Heute sind sie nur noch vergoldet. Schuld sind die seit dem Jahr 1900 stark gestiegenen Goldpreise. Bei einem aktuellen Goldpreis von etwa 1172 Dollar wäre die 500 Gramm schwere Medaille rund 18.840 Dollar wert. Quelle: dpa
Deutsche sind Gold-FansDie Deutschen setzen auf Gold: Laut einer Studie, die der Edelmetallkonzern Heraeus bei der Berliner Steinbeis-Hochschule in Auftrag gegeben hatte, haben die Deutschen im Herbst 2014 mehr Gold in ihrem Privatbesitz als die US-Notenbank Fed eingelagert hat. Es sind etwa 8200 Tonnen. Quelle: dpa
Gold als HeilmittelSeit Jahrtausenden wird Gold in der Naturheilkunde eine heilende Wirkung zugeschrieben. Auch heute noch werden Gold-Spritzen oder -Tabletten zum Beispiel gegen Rheuma angeboten. Die Therapie kann aber zahlreiche Nebenwirkungen haben und erfordert eine intensive ärztliche Betreuung. Quelle: dpa
Das größte GoldnuggetHier ist das "Butte Nugget" zu sehen, eines der größten Goldnuggets, die je gefunden wurden. Noch größer war aber das Nugget "Welcome Stranger", das zwei Australier im Jahr 1869 fanden. Es maß zehn mal fünfundzwanzig Zentimeter. Quelle: AP
Warum ist Gold kein offizielles Zahlungsmittel mehr?Der damalige US-Präsident Richard M. Nixon verkündete am 15. August 1971, dass der US-Dollar nicht mehr in Gold eintauschbar sei. Von da an verwandelten sich die Währungen der Welt in nicht einlösbares Papiergeld, Gold war keine Währungsdeckung mehr. Die Schweiz war lange eine Ausnahme: Bis das Alpenland 1999 in den IWF eintrat, waren noch 40 Prozent jedes Schweizer Frankens durch Gold gedeckt. Quelle: AP

Silber, Platin und Palladium zu niedrig bewertet

Gleiches dürfte auch für die anderen gebeutelten Edelmetalle Silber, Platin und Palladium gelten. Dabei konnte sich Silber zuletzt ohnehin besser behaupten als Gold. Und das, obwohl seit Juni spekulative Anleger umgerechnet 8.600 Tonnen Silber auf dem Papier verkauft haben, was ungefähr der Hälfte der jährlichen Industrienachfrage nach Silber entspricht. Den Preisdruck gemildert hat dabei ein gestiegenes Interesse der ETF-Anleger, die seit Juni für Käufe von etwa 320 Tonnen Silber verantwortlich sind. Die Nachfrage nach Silbermünzen war sogar so groß, dass die Münzhändler zeitweise ausverkauft waren.

Bleibt die Konjunkturentwicklung positiv, ist mit einer steigenden Industrienachfrage zu rechnen, die den Silberpreis hebt. Auf der anderen Seite könnte auch Preisunterstützung durch eine Einschränkung der Produktion folgen, da sich aufgrund des niedrigen Silberpreises für einige Minen die Förderung nicht lohnt.

Absturz bei Platin und Palladium

Noch schlechter als bei Gold und Silber verlief die Preisentwicklung für Platin und Palladium. Platin sank zeitweise sogar um 140 Dollar unter den Goldpreis je Feinunze, seit Jahresbeginn ist der Platinpreis um 20 Prozent gefallen. Palladium verlor im gleichen Zeitraum sogar 24 Prozent. Beide Edelmetalle sind außer für Schmuck vor allem für die Automobilindustrie, genauer die Herstellung  von Katalysatoren, von großer Bedeutung. Ausgehend von einer sich abzeichnenden Schwäche des Automobilmarktes in China haben auch hier nach Einschätzung der Commerzbank vor allem spekulative Anleger die Preise auf Talfahrt geschickt, indem sie weit mehr verkauften, als die Produktion der beiden Metalle im gleichen Zeitraum zurückging. „Insbesondere Platin kann bei derzeitigen Preisen von weniger als 1000 Dollar je Feinunze kaum noch kostendeckend produziert werden“, sagt Weinberg. Die Grenzproduktionskosten lägen bis zu 40 Prozent über dem Marktpreis, so dass auf diesem Preisniveau mehr als jede zweite Mine Verluste schreiben würde. Insofern wären die Preise für Platin und Palladium auch fundamental betrachtet viel zu niedrig.

Der brummende US-Automarkt und die immer noch - wenn auch langsamer - steigende Nachfrage nach Autos in China dürfte demnach das Interesse an den seltenen Metallen wieder steigen lassen. Dennoch reduziert die Commerzbank das Kursziel für Platin auf 1100 Dollar je Unze und für Palladium auf 700 Dollar bis zum Jahresende. 2016 sollen die beiden Preise dann aber wieder schneller ansteigen.

Für Anleger könnte das jetzige Preisniveau bei Edelmetallen daher ein günstiger Einstiegszeitpunkt sein. Und wer glaubt, dass Wirtschaft und Währung doch noch vollends zusammenbrechen, kommt um Goldkäufe ohnehin nicht herum, wenn er sich gegen Vermögensverluste schützen will. Mit Käufen sollten Edelmetallfreunde allerdings noch warten, bis sich Chinas Aktienmarkt etwas stabilisiert und die US-Notenbank ihre Pläne bekanntgegeben hat. Am Mittwochabend äußert sich Notenbank-Chefin Janet Yellen wieder einmal - mehr oder weniger konkret.

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