Private Verschuldung Kaufrausch ohne Reue – Deutsche im Kreditwahn

Früher verpönt, heute verbreitet: Ein Leben auf Pump. Deutschland lebt seine neue Konsumfreunde aus, und das oftmals auf Kredit. Kein Problem, sagen die Banken. Riskant, sagen Verbraucherschützer. Wie es um die deutschen Kreditnehmer bestellt ist.

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Leere Taschen, aber trotzdem die neuesten Geräte zu Hause. Kaufen auf Raten macht es möglich. Quelle: Marcel Stahn

Den 55-Zoll-3D-Fernseher für 45,79 Euro, das teure Smartphone für 48,90 Euro, den Doppeltür-Kühlschrank mit Eiswürfelmaschine für 84,90 Euro: Für viele klingt das sehr verlockend, auch wenn es sich dabei um die monatlichen Kreditraten handelt, die große Kaufhäuser und Discounter für die schicken Geräte verlangen. Kostet nichts, denkt da der Kunde, denn die Finanzierung gibt es zu 0,0 Prozent Zinsen. Warum dann alles auf einmal zahlen?

Der Konsum auf Pump nimmt in Deutschland immer weiter zu. Einer repräsentativen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom Oktober 2012 zufolge nutzten von 1656 Befragten 39 Prozent eine Kreditfinanzierung – ein Anstieg um drei Prozentpunkte. Vor allem schnelle Darlehen über den Kreditkartenanbieter sind in der Gunst der Verbraucher gestiegen und nahmen ebenfalls um drei Prozentpunkte zu. Ein Indiz dafür, dass gerade Konsumgüter immer öfter auf Kredit gekauft werden. Die gestiegene Konsumlaune der Deutschen spiegelte sich zuletzt auch in den volkswirtschaftlichen Konjunktur- und Wachstumszahlen wider.

Schufa-Ranking der Bundesländer (Stand: April 2013)

Niedrigst- oder Null-Zinsen

Angesichts der niedrigen Zinsen ist Geld für Auto, Waschmaschine, Urlaub und die neue Einbauküche immer günstiger zu haben – teilweise sogar zum Nulltarif. Ob Möbelhaus, Elektro-Discounter, Baumarkt oder große Versandhändler im Internet: Oft bekommen die Kunden schon für niedrige dreistellige Beträge direkt im Laden ein Finanzierungsangebot mit null Prozent effektiven Jahreszins. Kaum ein Wochenende, ohne dass ein Null-Prozent-Angebot per Werbeprospekt ins Haus flattern würde. "Wir sprechen von Point-of-sale-Finanzierungen", sagt Stephan Moll vom Bankenfachverband, einem Zusammenschluss der spezialisierten Ratenkredit-Anbieter. "Gefühlt haben die zugenommen, weil sie sehr stark beworben und mittlerweile in vielen Branchen angeboten werden. Tatsächlich ist ihr Anteil an den Ratenkreditverträgen insgesamt aber recht konstant."

Vergessen Sie die Lockangebote für Konsumkredite, die kaum erhältlich sind. Hier finden Sie den einzigen Ratenkreditvergleich, der bonitätsabhängige Zinsangebote ganz klar der Bonitätseinschätzung des Kunden zuordnet.

In der Beliebtheitsskala der Kredite rangiert laut GfK der Dispo-Kredit mit einem Anteil von 16 Prozent an erster Stelle. Aber die Plätze zwei bis vier entfallen auf Ratenkredite: dem Konsumkredit von einer Bank (15 Prozent) folgen der Ratenkredit beim Autohändler (elf Prozent) und der Ratenkredit von Einzel- und Versandhandel (acht Prozent). Inklusive der sonstigen Ratenkreditmodelle liegt der Anteil jener, die einen Ratenkredit zum Abzahlen ihrer Käufe nutzen, somit bei 34 Prozent. Ein Drittel der Bevölkerung nimmt also die Chance wahr, Ausgaben über einen längeren Zeitraum zu verteilen, den Nutzen aber sofort zu realisieren.

Ende März beliefen sich die offenen Forderungen aus Ratenkrediten und damit die Summe all dessen, was Verbraucher noch bis zur Schuldenfreiheit abstottern müssen, auf 146,5 Milliarden Euro. Gegenüber 2012 ist das ein Anstieg von 1,1 Prozent. Laut Moll ist das zwar ein leichter Anstieg, aber "im Rückblick der vergangenen drei Jahre ist das Volumen der Ratenkredite relativ konstant auf hohem Niveau." Bereits in den Jahren 2004 bis 2008 lag das Kreditvolumen bei rund 130 Milliarden Euro.

Tücken der Gratiskredite

Warum die Deutschen ihre Rechnung nicht zahlen
Jedes Jahr zu Weihnachten floriert der Handel. Die Schattenseite: Knapp 3,4 Millionen Deutsche nehmen Weihnachten Schulden auf. Viele Unternehmer bleiben auf ihren Außenstände sitzen. Handelsblatt Online zeigt, wer seine Rechnung nicht zahlt und wer darunter leiden muss. Quelle: gms
Die Zahlungsmoral der Deutschen hat sich in diesem Jahr verschlechtert. Das besagt eine Umfrage des Deutschen Inkassoverbandes unter den Mitgliedern. Jedes vierte Unternehmen beklagt eine Verschlechterung. Nur sechs Prozent sagen, dass sich die Zahlungsbereitschaft bei Privatleuten verbessert habe. Bild: Ein Gerichtsvollzieher in Frankfurt. Quelle: obs
Für die Zukunft sehen die Geldeintreiber schwarz. 47 Prozent geben an, dass sich die Zahlungsmoral im nächsten Jahr weiter verschlechtert. Nur drei Prozent erwarten eine Besserung. Quelle: dpa
Warum zahlen die Verbraucher schlecht? Der wichtigste Grund ist mit 95 Prozent eine Überschuldung der Konsumenten. Arbeitslosigkeit kommt mit 61 Prozent der Fälle auf Platz zwei. Bild: Ventilschloss eines Gerichtsvollzieher an einen Auto. Quelle: dpa-dpaweb
Nicht immer sind aber eine Notlage der Grund für die Schuldenprellerei. In 57 Prozent der Fälle zahlen Kunden vorsätzlich ihre Rechnungen nicht. In 46 Prozent der Fälle handelt es sich nur um einen zwischenzeitlichen Liquiditätsengpass. Quelle: dpa
14 Prozent der Zechprelle haben die Rechnung schlicht vergessen. In elf Prozent der Fälle handelt es sich um eine Reklamation der Kunden. Die Auswirkungen für die Gläubiger sind gravierend. Quelle: dpa
Vermieter haben aktuell besonders große Probleme mit mangelhafter Zahlungsmoral. Das geben 50 Prozent der befragten Inkassounternehmen an. Quelle: dapd

Dass die Null-Prozentfinanzierungen für den starken Anstieg verantwortlich sind, lässt sich laut Bankenfachverband nicht belegen. Verbraucherschützer beobachten hier allerdings ein dynamisches Wachstum – und warnen vor den Risiken und Tücken der verführerischen Offerten. So bestehe einerseits die Gefahr, die Übersicht über die eigenen Finanzen zu verlieren, wenn gleich mehrere kleinere und größere Ratenverträge parallel liefen. Andererseits seien einige Angebote zum Nulltarif keineswegs kostenlos – etwa weil Gebühren für Kontoauszüge oder eine einmalige Bearbeitungsgebühr anfallen können. Oder aber die gezahlten Preise sind von vorneherein mit einem Aufschlag für die Kreditkosten kalkuliert, so dass die Anschaffung bei einem anderen Händler ohne Finanzierungsmöglichkeit sogar billiger möglich wäre. Zudem bieten die kreditgebenden Banken gerne eine Restschuldversicherung an, die durchaus drei Prozent der Kreditsumme kosten kann. Die Bank mag erwarten, dass der Kunde so die Kreditrückzahlung auch im Fall von Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder im Todesfall garantiert. Verpflichtend ist der Abschluss einer Restschuldversicherung jedoch nicht.

Die Verführungsversuche der Händler
Eine Kundin mit einer Plastiktragetasche mit dem REWE-Logo in einem neu gestalteten REWE-Supermarkt Quelle: dpa
RealTrotz "Einmal hin, alles drin", Radio- und Fernsehwerbung, bleiben die Kunden bei Real aus. Und das, obwohl die Produkte der Metro-Tochter günstiger geworden sind. Der Nachteil der Real-Märkte: Sie sind selten in Wohn-, sondern mehr abseits in Gewerbegebieten angesiedelt. Dort kommt niemand zufällig vorbei, wie beim überall präsenten Rewe-Markt. Quelle: dpa
Ein Schild weist am Montag (11.07.2011) in Düsseldorf auf einen Netto-Markt hin Quelle: dpa
Innenansicht einer Filiale der Drogerie-Kette "DM" Quelle: AP
Ein Mann verlässt mit einem Einkaufswagen einen Praktiker-Baumarkt Quelle: dpa
Ein Hinweisschild der Baumarktkette Hornbach Quelle: dpa
Plasma-Fernseher stehen in Wuppertal in einer Filiale der Elektronik-Fachmarktkette Media-Markt Quelle: dapd

Während es bei der Autofinanzierung um hohe Beträge geht und das Auto der finanzierenden Bank als Sicherheit dient, ist eine pfändbare Sicherheit bei Unterhaltungselektronik oder Möbeln problematisch. Insbesondere bei Hightech-Geräten wie Smartphones, Computern oder Flachbildfernsehern ist der Preisverfall aufgrund des hohen Innovationstempos rasant – und somit als Sicherheit für die Bank kaum brauchbar. Aber trotz der höheren Risiken für den Finanzierer sind die Null-Prozent-Angebote gerade in diesem Bereich omnipräsent. Ähnlich verhält es sich mit Einbauküchen, die praktisch nie genau in eine andere Wohnung passen und daher schwer zu einem anständigen Preis verkäuflich sind.

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Von einem Kreditgeschäft zum nächsten

Die Banken, die natürlich dennoch an dem Kredit etwas verdienen wollen, suchen daher nach anderen Verdienstmöglichkeiten. Zum einen können sie dem Händler die Übernahme der Kreditkosten aufbürden, die regelmäßig einige Prozent des Darlehensbetrags ausmachen. Zum anderen versuchen sie, den Kreditkunden für weitere Kreditgeschäfte zu gewinnen. So hat etwa die Commerz Finanz, eine Commerzbank-Tochter die etwa Finanzierungen für Media-Markt-Kunden übernimmt, den Kunden zu dem Gratisdarlehen gleich noch einen weiteren Kreditrahmen zu einem marktüblichen Zinssatz angeboten. Das Geld können Kunden über eine Kreditkarte abheben, ohne erneute Prüfung ihrer Bonität. Wer sich dazu hinreißen lässt, das bequeme Angebot zu nutzen, muss dann für den Kredit berappen.

Die Kunden nehmen die günstigen Kreditangebote dennoch bereitwillig an. Stephan Moll vom Bankenfachverband sieht diese Barkredite, bei denen der Kunde ohne eine weitere Festlegung der Verwendung des Geldes den Betrag ausgeben kann, als bedeutsam an. "Ein Großteil der Verbraucherdarlehen entfallen auf Barkredite - also ohne konkrete Zweckbindung zur freien Verfügung", bestätigt Moll. "Rund ein Viertel der Kredite nutzen die Kunden für den Autokauf, nur etwa sechs Prozent für sonstiges wie Möbel oder Haushaltsgeräte. Bei den Barkrediten liegt die durchschnittliche Darlehenshöhe bei 9700 Euro."

Die Kreditsumme steigt

Welche Europäer klamm sind
UmfrageDas Marktforschungsunternehmen TNS hat im Auftrag der ING-DiBa 14.000 Erwachsene in 14 europäischen Ländern zu ihrem Sparverhalten befragt. Der erste Befund: 30 Prozent aller Europäer haben aktuell keinerlei Ersparnisse. Am höchsten ist der Wert in Rumänien (48 Prozent), Schlusslicht der Skala ist Luxemburg (11 Prozent). Überraschend: Mit 30 Prozent liegt Deutschland exakt im europäischen Durchschnitt – und rangiert damit hinter Ländern wie Spanien, Polen und Großbritannien. Carsten Brzeski, Senior Economist der ING-DiBa, resümiert: „Auch in Deutschland sehen wir beim Sparen eine Zwei-Drittel-Gesellschaft.“ Quelle: dpa
Finanzieller EngpassUnd wie sieht es aus, wenn das Einkommen stark sinken würde? Bei einer finanziellen Durststrecke von drei Monaten könnten lediglich 49 Prozent der Europäer ihren gegenwärtigen Lebensstandard aus eigenen Ersparnissen überbrücken. In Deutschland würden das sogar nur 48 Prozent der Befragten schaffen. Quelle: dpa
ItalienEuropas unzufriedenste Sparer kommen aus Italien. Jeder zweite Italiener (52 Prozent) war 2012 von sinkenden Ersparnissen betroffen. Bei lediglich 14 Prozent der Befragten stiegen die Ersparnisse, 34 Prozent konnten immerhin gleichbleibende Ergebnisse verbuchen. Quelle: dpa
SpanienHinter Italien rangiert das krisengebeutelte Spanien. Im vergangenen Jahr waren ganze 47 Prozent der Sparer von sinkenden Einnahmen betroffen. „Viele Menschen in Südeuropa zehren ganz offensichtlich von ihren Ersparnissen“, analysiert Carsten Brzeski. „Fragt sich, wie lange das noch gut geht.“ Quelle: dpa
DeutschlandBesser sah es in Deutschland aus. Trotz Euro-Krise konnte das Gros der Sparer seine Gelder auf Konten, Depots oder unterm Kopfkissen überwiegend stabil halten oder sogar ausbauen. Bei 40 Prozent stieg der Betrag, 37 Prozent konnten ihn zumindest halten. Das reicht im Ranking immerhin zu einem sechsten Platz. Die zufriedensten Sparer kommen indes aus der Türkei und Großbritannien (je 47 Prozent). Quelle: dpa
Auskömmlicher SparerfolgKontoauszüge unter der Lupe: 36 Prozent der deutschen Sparer sind „zufrieden“ mit dem bereits angesammelten Geldbetrag. Weitere zehn Prozent sind gar „sehr zufrieden“. Unzufrieden äußerten sich insgesamt 18 Prozent. Damit belegt Deutschland in der Zufriedenheitsskala mit den eigenen Ersparnissen den zweiten Platz. Besser waren nur... Quelle: dpa
... die Niederlande. Die zufriedensten Sparer in Europa leben im Land der Windmühlen und Grachten. Hier waren insgesamt 47 Prozent der Menschen mit dem Betrag der eigenen Ersparnisse zufrieden. Lediglich 13 Prozent zeigten sich „sehr unzufrieden“. Quelle: dapd

Die durchschnittliche Kreditsumme für die Finanzierung von Unterhaltungselektronik beispielsweise ist von 570 Euro im Jahr 2011 auf knapp 800 Euro im Jahr 2012 gestiegen. Gleichzeitig nahm aber die Laufzeit der Kredite von 24 auf 18 Monate ab. Das bedeutet zwangsläufig, dass sich die Kunden für den schicken Tablet-Computer oder den Flachbildfernseher auch deutlich höhere Monatsraten zutrauen. Ähnliches ist bei der Finanzierung von Küchen oder anderen Möbeln zu beobachten. Auch hier sank die Zahl der Monatsraten von durchschnittlich 27 auf 23. Der Betrag, der für die neue Einrichtung aufgenommen wurden, ist jedoch leicht von 1900 auf 1863 Euro gesunken. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Autokäufer auf Pump braucht von der Bank laut GfK 14.060 Euro – nochmal 600 Euro mehr als im Vorjahr. Die zahlte er 2012 im Schnitt in 50 Raten ab. 2011 lag der Durchschnitt bei 49 Monatsraten.

Auch Urlaub auf Kredit heutzutage nicht mehr ungewöhnlich. Dennoch ist die Mehrheit der Verbraucher demgegenüber ablehnend eingestellt. Zwar wollen fast 40 Prozent der Befragten in den Urlaub, aber nur ein Prozent plant dafür eine Kreditaufnahme. Die Zurückhaltung ist sinnvoll, denn die 14-tägige Reise anschließend zwei Jahre lang in Raten zu bezahlen, bringt dem Kreditnehmer wenig Nutzen, belastet aber lange seinen Geldbeutel. Bei der Anschaffung langlebiger Güter kann einen Kreditfinanzierung unter Kosten-Nutzen-Überlegungen jedoch durchaus sinnvoll sein.

Ganz anders steht es um die Finanzierungslust bei Thema Auto. Mehr als jeder zweite, der den Kauf eines Neuwagens in den nächsten zwei Jahren plant, steht schon heute einer Kreditfinanzierung offen gegenüber, hat die GfK ermittelt.

Ohne Kredit kein Kauf

Überhaupt ist die Finanzierungsoption offenbar ein gewichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung. Rund die Hälfte der getätigten Anschaffungen auf Kredit wären laut Befragung nicht erfolgt, wenn nicht die Möglichkeit der Ratenfinanzierung bestanden hätte. Insofern liegt der Verdacht nahe, dass günstige Kredite zum Schuldenmachen verführen und die Gefahr einer Überschuldung dadurch steigt. Laut Creditreform hat die Bereitschaft, zukünftige Anschaffungen mit Krediten zu finanzieren, im Frühjahr wieder zugenommen. Derzeit will jeder dritte Verbraucher (32,1 Prozent) in den nächsten Monaten kreditfinanzierte Anschaffungen, überwiegend kleinteilige Konsumgüter, tätigen.

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Auch wenn die Risiken für Verbraucher und Banken durch immer mehr Konsumkredite steigen mögen: Klare Anzeichen dafür, dass immer mehr Kreditnutzer über ihre Verhältnisse leben, gibt es noch nicht. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sind die Privatinsolvenzen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Nach knapp 109.000 zahlungsunfähigen Privatpersonen im Jahr 2010 lag ihre Zahl im Jahr 2012 nur noch bei 97.600.

Laut Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Entwicklung jedoch nicht ganz so positiv. Die Privatinsolvenz ermöglicht es privaten Schuldnern, sechs Jahre nach einem festgelegten, mit allen Gläubigern vereinbarten Rückzahlplan ihre Schulden abzubauen. Nach sechs Jahren wird dann die Restschuld erlassen. Voraussetzung ist allerdings, dass ein regelmäßiges Einkommen vorhanden ist und alle Beträge oberhalb der Pfändungsgrenze zur Schuldentilgung verwendet werden. Für das kommende Jahr ist eine Reform geplant: Erst Mitte Mai beriet der Bundestag über ein Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens auf drei Jahre. Demnach würden privaten Pleitiers sämtliche Restschulden bereits nach drei Jahren erlassen, wenn sie bis dahin bereits 35 Prozent ihrer Schulden beglichen haben.

Mehr überschuldete Haushalte

Die größten Konsumgüterhersteller der Welt
Henkel - weit ab von den Top 10Unter den 50 größten Unternehmen befindet sich nur ein einziges deutsches. Henkel schafft es mit einem Umsatz von 10,4 Milliarden Dollar auf Rang 47 (Gewinnmarge 13% vom Umsatz). Trotz des Rekordergebnisses verliert der Konzern fünf Plätze gegenüber dem Vorjahr. Grund ist der starke Dollar. Wie viele andere Konsumgüter-Champions auch reagiert Henkel auf die Schwäche des gesättigten europäischen Markts und versucht, sich aus der regionalen Abhängigkeit zu lösen. Die Düsseldorfer erwirtschaften aktuell 43 % des Gesamtumsatzes in den Wachstumsmärkten Osteuropa, Afrika / Nahost, Lateinamerika und Asien (ohne Japan). Bis 2016 sollen zwölf der 20 umsatzstärksten Märkte in den Wachstumsregionen liegen. Jetzt der Blick auf die Top Ten... Quelle: dpa
Platz 10: Tyson FoodsDer US-Konzern mit Sitz in Springdale, Arkansas stellt vor allem Tiefkühlkost her, vermarktet aber auch Rind-, Schweine- und Hähnchenfrischfleisch. Tyson ist u.a. Zulieferer für die Fast-Food-Ketten Kentucky Fried Chicken, McDonalds und Burger King. Einer der größten Konkurrenten ist JBS Swift. Rund 100.000 Menschen arbeiten für Tysons Foods.Umsatz 2012: 33,3 Milliarden DollarGewinnmarge: 5% Quelle: Presse
Platz 9: Archer Daniels Midland ADMDer US-Konzern verarbeitet weltweit in mehr als 270 Produktionsstätten Getreide und Ölsaaten zu Lebensmitteln, Futtermitteln, Getränken und Industrieprodukten. Rund 30.000 Menschen arbeiten für ADM. Umsatz 2012: 34,7 Milliarden DollarGewinnmarge: 15% Quelle: Presse
Kraft Quelle: REUTERS
Platz 7: JBSDer brasilianische Konzern JBS schafft den Sprung in die Top 10 durch schnelles Wachstum und Aufbau eines wahren globalen Fleischimperiums. In den USA ist der Konzern bekannt für Marken wie Swift Rindfleischwaren, American Reserve, Pilgrim’s. JBS zählt zu den größten Fleischproduzenten der Welt. Der Konzern entstand 2007 aus der Übernahme des amerikanischen Konzerns Swift&Company.Umsatz 2012: 37,3 Milliarden US-DollarGewinnmarge: 4% Quelle: Screenshot
Platz 6: Anheuser Busch AB InBevDer belgische Braukonzern vertreibt Marken wie Beck's, Diebels, Hasseröder und Budweiser. Die höchsten durchschnittlichen Umsatzrenditen im Ranking fuhren übrigens die Tabakkonzerne ein (knapp 35 %), gefolgt von Unternehmen im Bier- und Spirituosengeschäft mit rund 23 % und Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf Pharmaprodukten (rund 21 %).Umsatz 2012: 39,8 Milliarden DollarGewinnmarge: 34% Quelle: obs
Platz 5: Coca-Cola CompanyImmer mehr Menschen rund um den Globus haben Durst auf die braune Brause. Das macht sich in der Platzierung bemerkbar. Der US Konzern verbessert sich um einen Rang. Während Konkurrent PepsiCo vom dritten auf den vierten Rang rutscht. Damit stehen die beiden Softdrink-Konzerne im Ranking nun erstmals seit 2006 wieder direkt hintereinander.Umsatz 2012: 47,9 Milliarden DollarGewinnmarge : 24% Quelle: REUTERS

Zwar betrachtet auch Creditreform die Schuldensituation der Verbraucher noch als entspannt, aber die Bonitätswächter sehen deutliche Warnzeichen. Laut Creditreform Schuldneratlas ist die Zahl der überschuldeten Personen in Deutschland 2012 wieder um 190.000 gestiegen, nachdem sie im Vorjahr noch spürbar gesunken war. Somit sind 6,6 Millionen Deutsche überschuldet – nahezu jeder zehnte Volljährige. Als überschuldet gilt laut Creditrefom, wer seine fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und dabei weder über Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten verfügt. Bei den Hauptursachen der Überschuldung sehen die Bonitätsprüfer vor allem unangemessenes Konsumverhalten auf dem Vormarsch.

Studierende können das Angebot der Bank nachrechnen und kalkulieren, welche finanzielle Belastung der Kredit in Ihrem späteren Arbeitsleben mit sich bringen wird. Wer abwägt zwischen Kredit und Studentenjob bekommt hier...

Die Fälle von Überschuldung durch unverhältnismäßige Einkäufe nahmen gegenüber 2011 um 31 Prozent zu. "Das Leben ‘auf Kredit‘ ist salonfähig geworden und der Konsum wird durch das Angebot vielfältiger Bestellwege möglich", heißt dazu in einem Statement von Creditreform. Auch Überschuldungsgründe wie Scheidung oder Trennung sowie Krankheit haben deutlich an Bedeutung gewonnen, Arbeitslosigkeit und eine gescheiterte Selbständigkeit haben angesichts der relativ guten Konjunkturlage an Bedeutung verloren. Dennoch rangiert eintretende Arbeitslosigkeit in der Liste der Pleitegründe mit einem Anteil von mehr als einem Viertel der Fälle ganz vorn.

Noch überwiegt der Spaß am Schuldenmachen

Der Spaß am Schuldenmachen ist also derzeit noch kein Problem. Verschlechtert sich allerdings die Konjunktur, dürften die Privatpleiten sprunghaft zunehmen, vor allem durch die dann steigende Arbeitslosigkeit. Dass es den Käufern auf Pump an Selbstdisziplin und Zahlungswillen mangelt, lässt sich jedenfalls nicht ausmachen. "Die Zahlungsmoral der privaten Schuldner ist mit durchschnittlich zwei Prozent Ausfall nicht schlecht", sagt Moll. "Bei Autokäufern beträgt die Ausfallrate nur ein Prozent, bei Möbeln, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten oder ähnlichem sogar nur 0,3 Prozent. Sicherlich verhindern hier die meist niedrigen Raten und die eher kurze Laufzeit der Kredite höhere Ausfallquoten."

Auch andere Studien und Umfragen zeigen, dass sich die Kreditnehmer der Vor- und Nachteile von Konsumkrediten durchaus bewusst sind und ihren Einsatz weit überwiegend sehr gründlich planen. Das gilt selbst für die verlockenden Null-Prozent-Finanzierungen. "Der Verbraucher denkt in Monatsraten. Er bekommt seinen Lohn monatlich, zahlt monatlich seine Miete, et cetera. Daher kommt ihm das Zahlen in monatlichen Raten entgegen und er schont seine Reserven", sagt Moll. "Aus einer Untersuchung wissen wir, dass nicht nur jene zur Point-of-sale-Finanzierung greifen, die sich die gewünschten Dinge anders nicht leisten könnten, sondern dass diese Form der Finanzierung quer durch alle Einkommensschichten genutzt wird. Unter den Kreditnehmern sind ebenso viele Gutverdiener wie im Bevölkerungsdurchschnitt."

Der Kauf auf Kredit ist somit mehr situations- als einkommensabhängig. Getreu dem Motto: Wenn es nichts kostet, warum nicht?

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