Zwar betrachtet auch Creditreform die Schuldensituation der Verbraucher noch als entspannt, aber die Bonitätswächter sehen deutliche Warnzeichen. Laut Creditreform Schuldneratlas ist die Zahl der überschuldeten Personen in Deutschland 2012 wieder um 190.000 gestiegen, nachdem sie im Vorjahr noch spürbar gesunken war. Somit sind 6,6 Millionen Deutsche überschuldet – nahezu jeder zehnte Volljährige. Als überschuldet gilt laut Creditrefom, wer seine fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und dabei weder über Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten verfügt. Bei den Hauptursachen der Überschuldung sehen die Bonitätsprüfer vor allem unangemessenes Konsumverhalten auf dem Vormarsch.
Die Fälle von Überschuldung durch unverhältnismäßige Einkäufe nahmen gegenüber 2011 um 31 Prozent zu. "Das Leben ‘auf Kredit‘ ist salonfähig geworden und der Konsum wird durch das Angebot vielfältiger Bestellwege möglich", heißt dazu in einem Statement von Creditreform. Auch Überschuldungsgründe wie Scheidung oder Trennung sowie Krankheit haben deutlich an Bedeutung gewonnen, Arbeitslosigkeit und eine gescheiterte Selbständigkeit haben angesichts der relativ guten Konjunkturlage an Bedeutung verloren. Dennoch rangiert eintretende Arbeitslosigkeit in der Liste der Pleitegründe mit einem Anteil von mehr als einem Viertel der Fälle ganz vorn.
Noch überwiegt der Spaß am Schuldenmachen
Der Spaß am Schuldenmachen ist also derzeit noch kein Problem. Verschlechtert sich allerdings die Konjunktur, dürften die Privatpleiten sprunghaft zunehmen, vor allem durch die dann steigende Arbeitslosigkeit. Dass es den Käufern auf Pump an Selbstdisziplin und Zahlungswillen mangelt, lässt sich jedenfalls nicht ausmachen. "Die Zahlungsmoral der privaten Schuldner ist mit durchschnittlich zwei Prozent Ausfall nicht schlecht", sagt Moll. "Bei Autokäufern beträgt die Ausfallrate nur ein Prozent, bei Möbeln, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten oder ähnlichem sogar nur 0,3 Prozent. Sicherlich verhindern hier die meist niedrigen Raten und die eher kurze Laufzeit der Kredite höhere Ausfallquoten."
Auch andere Studien und Umfragen zeigen, dass sich die Kreditnehmer der Vor- und Nachteile von Konsumkrediten durchaus bewusst sind und ihren Einsatz weit überwiegend sehr gründlich planen. Das gilt selbst für die verlockenden Null-Prozent-Finanzierungen. "Der Verbraucher denkt in Monatsraten. Er bekommt seinen Lohn monatlich, zahlt monatlich seine Miete, et cetera. Daher kommt ihm das Zahlen in monatlichen Raten entgegen und er schont seine Reserven", sagt Moll. "Aus einer Untersuchung wissen wir, dass nicht nur jene zur Point-of-sale-Finanzierung greifen, die sich die gewünschten Dinge anders nicht leisten könnten, sondern dass diese Form der Finanzierung quer durch alle Einkommensschichten genutzt wird. Unter den Kreditnehmern sind ebenso viele Gutverdiener wie im Bevölkerungsdurchschnitt."
Der Kauf auf Kredit ist somit mehr situations- als einkommensabhängig. Getreu dem Motto: Wenn es nichts kostet, warum nicht?