Private Verschuldung Kaufrausch ohne Reue – Deutsche im Kreditwahn

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Mehr überschuldete Haushalte

Die größten Konsumgüterhersteller der Welt
Henkel - weit ab von den Top 10Unter den 50 größten Unternehmen befindet sich nur ein einziges deutsches. Henkel schafft es mit einem Umsatz von 10,4 Milliarden Dollar auf Rang 47 (Gewinnmarge 13% vom Umsatz). Trotz des Rekordergebnisses verliert der Konzern fünf Plätze gegenüber dem Vorjahr. Grund ist der starke Dollar. Wie viele andere Konsumgüter-Champions auch reagiert Henkel auf die Schwäche des gesättigten europäischen Markts und versucht, sich aus der regionalen Abhängigkeit zu lösen. Die Düsseldorfer erwirtschaften aktuell 43 % des Gesamtumsatzes in den Wachstumsmärkten Osteuropa, Afrika / Nahost, Lateinamerika und Asien (ohne Japan). Bis 2016 sollen zwölf der 20 umsatzstärksten Märkte in den Wachstumsregionen liegen. Jetzt der Blick auf die Top Ten... Quelle: dpa
Platz 10: Tyson FoodsDer US-Konzern mit Sitz in Springdale, Arkansas stellt vor allem Tiefkühlkost her, vermarktet aber auch Rind-, Schweine- und Hähnchenfrischfleisch. Tyson ist u.a. Zulieferer für die Fast-Food-Ketten Kentucky Fried Chicken, McDonalds und Burger King. Einer der größten Konkurrenten ist JBS Swift. Rund 100.000 Menschen arbeiten für Tysons Foods.Umsatz 2012: 33,3 Milliarden DollarGewinnmarge: 5% Quelle: Presse
Platz 9: Archer Daniels Midland ADMDer US-Konzern verarbeitet weltweit in mehr als 270 Produktionsstätten Getreide und Ölsaaten zu Lebensmitteln, Futtermitteln, Getränken und Industrieprodukten. Rund 30.000 Menschen arbeiten für ADM. Umsatz 2012: 34,7 Milliarden DollarGewinnmarge: 15% Quelle: Presse
Kraft Quelle: REUTERS
Platz 7: JBSDer brasilianische Konzern JBS schafft den Sprung in die Top 10 durch schnelles Wachstum und Aufbau eines wahren globalen Fleischimperiums. In den USA ist der Konzern bekannt für Marken wie Swift Rindfleischwaren, American Reserve, Pilgrim’s. JBS zählt zu den größten Fleischproduzenten der Welt. Der Konzern entstand 2007 aus der Übernahme des amerikanischen Konzerns Swift&Company.Umsatz 2012: 37,3 Milliarden US-DollarGewinnmarge: 4% Quelle: Screenshot
Platz 6: Anheuser Busch AB InBevDer belgische Braukonzern vertreibt Marken wie Beck's, Diebels, Hasseröder und Budweiser. Die höchsten durchschnittlichen Umsatzrenditen im Ranking fuhren übrigens die Tabakkonzerne ein (knapp 35 %), gefolgt von Unternehmen im Bier- und Spirituosengeschäft mit rund 23 % und Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf Pharmaprodukten (rund 21 %).Umsatz 2012: 39,8 Milliarden DollarGewinnmarge: 34% Quelle: obs
Platz 5: Coca-Cola CompanyImmer mehr Menschen rund um den Globus haben Durst auf die braune Brause. Das macht sich in der Platzierung bemerkbar. Der US Konzern verbessert sich um einen Rang. Während Konkurrent PepsiCo vom dritten auf den vierten Rang rutscht. Damit stehen die beiden Softdrink-Konzerne im Ranking nun erstmals seit 2006 wieder direkt hintereinander.Umsatz 2012: 47,9 Milliarden DollarGewinnmarge : 24% Quelle: REUTERS

Zwar betrachtet auch Creditreform die Schuldensituation der Verbraucher noch als entspannt, aber die Bonitätswächter sehen deutliche Warnzeichen. Laut Creditreform Schuldneratlas ist die Zahl der überschuldeten Personen in Deutschland 2012 wieder um 190.000 gestiegen, nachdem sie im Vorjahr noch spürbar gesunken war. Somit sind 6,6 Millionen Deutsche überschuldet – nahezu jeder zehnte Volljährige. Als überschuldet gilt laut Creditrefom, wer seine fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und dabei weder über Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten verfügt. Bei den Hauptursachen der Überschuldung sehen die Bonitätsprüfer vor allem unangemessenes Konsumverhalten auf dem Vormarsch.

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Die Fälle von Überschuldung durch unverhältnismäßige Einkäufe nahmen gegenüber 2011 um 31 Prozent zu. "Das Leben ‘auf Kredit‘ ist salonfähig geworden und der Konsum wird durch das Angebot vielfältiger Bestellwege möglich", heißt dazu in einem Statement von Creditreform. Auch Überschuldungsgründe wie Scheidung oder Trennung sowie Krankheit haben deutlich an Bedeutung gewonnen, Arbeitslosigkeit und eine gescheiterte Selbständigkeit haben angesichts der relativ guten Konjunkturlage an Bedeutung verloren. Dennoch rangiert eintretende Arbeitslosigkeit in der Liste der Pleitegründe mit einem Anteil von mehr als einem Viertel der Fälle ganz vorn.

Noch überwiegt der Spaß am Schuldenmachen

Der Spaß am Schuldenmachen ist also derzeit noch kein Problem. Verschlechtert sich allerdings die Konjunktur, dürften die Privatpleiten sprunghaft zunehmen, vor allem durch die dann steigende Arbeitslosigkeit. Dass es den Käufern auf Pump an Selbstdisziplin und Zahlungswillen mangelt, lässt sich jedenfalls nicht ausmachen. "Die Zahlungsmoral der privaten Schuldner ist mit durchschnittlich zwei Prozent Ausfall nicht schlecht", sagt Moll. "Bei Autokäufern beträgt die Ausfallrate nur ein Prozent, bei Möbeln, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten oder ähnlichem sogar nur 0,3 Prozent. Sicherlich verhindern hier die meist niedrigen Raten und die eher kurze Laufzeit der Kredite höhere Ausfallquoten."

Auch andere Studien und Umfragen zeigen, dass sich die Kreditnehmer der Vor- und Nachteile von Konsumkrediten durchaus bewusst sind und ihren Einsatz weit überwiegend sehr gründlich planen. Das gilt selbst für die verlockenden Null-Prozent-Finanzierungen. "Der Verbraucher denkt in Monatsraten. Er bekommt seinen Lohn monatlich, zahlt monatlich seine Miete, et cetera. Daher kommt ihm das Zahlen in monatlichen Raten entgegen und er schont seine Reserven", sagt Moll. "Aus einer Untersuchung wissen wir, dass nicht nur jene zur Point-of-sale-Finanzierung greifen, die sich die gewünschten Dinge anders nicht leisten könnten, sondern dass diese Form der Finanzierung quer durch alle Einkommensschichten genutzt wird. Unter den Kreditnehmern sind ebenso viele Gutverdiener wie im Bevölkerungsdurchschnitt."

Der Kauf auf Kredit ist somit mehr situations- als einkommensabhängig. Getreu dem Motto: Wenn es nichts kostet, warum nicht?

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