Dass die Null-Prozentfinanzierungen für den starken Anstieg verantwortlich sind, lässt sich laut Bankenfachverband nicht belegen. Verbraucherschützer beobachten hier allerdings ein dynamisches Wachstum – und warnen vor den Risiken und Tücken der verführerischen Offerten. So bestehe einerseits die Gefahr, die Übersicht über die eigenen Finanzen zu verlieren, wenn gleich mehrere kleinere und größere Ratenverträge parallel liefen. Andererseits seien einige Angebote zum Nulltarif keineswegs kostenlos – etwa weil Gebühren für Kontoauszüge oder eine einmalige Bearbeitungsgebühr anfallen können. Oder aber die gezahlten Preise sind von vorneherein mit einem Aufschlag für die Kreditkosten kalkuliert, so dass die Anschaffung bei einem anderen Händler ohne Finanzierungsmöglichkeit sogar billiger möglich wäre. Zudem bieten die kreditgebenden Banken gerne eine Restschuldversicherung an, die durchaus drei Prozent der Kreditsumme kosten kann. Die Bank mag erwarten, dass der Kunde so die Kreditrückzahlung auch im Fall von Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder im Todesfall garantiert. Verpflichtend ist der Abschluss einer Restschuldversicherung jedoch nicht.
Während es bei der Autofinanzierung um hohe Beträge geht und das Auto der finanzierenden Bank als Sicherheit dient, ist eine pfändbare Sicherheit bei Unterhaltungselektronik oder Möbeln problematisch. Insbesondere bei Hightech-Geräten wie Smartphones, Computern oder Flachbildfernsehern ist der Preisverfall aufgrund des hohen Innovationstempos rasant – und somit als Sicherheit für die Bank kaum brauchbar. Aber trotz der höheren Risiken für den Finanzierer sind die Null-Prozent-Angebote gerade in diesem Bereich omnipräsent. Ähnlich verhält es sich mit Einbauküchen, die praktisch nie genau in eine andere Wohnung passen und daher schwer zu einem anständigen Preis verkäuflich sind.
Von einem Kreditgeschäft zum nächsten
Die Banken, die natürlich dennoch an dem Kredit etwas verdienen wollen, suchen daher nach anderen Verdienstmöglichkeiten. Zum einen können sie dem Händler die Übernahme der Kreditkosten aufbürden, die regelmäßig einige Prozent des Darlehensbetrags ausmachen. Zum anderen versuchen sie, den Kreditkunden für weitere Kreditgeschäfte zu gewinnen. So hat etwa die Commerz Finanz, eine Commerzbank-Tochter die etwa Finanzierungen für Media-Markt-Kunden übernimmt, den Kunden zu dem Gratisdarlehen gleich noch einen weiteren Kreditrahmen zu einem marktüblichen Zinssatz angeboten. Das Geld können Kunden über eine Kreditkarte abheben, ohne erneute Prüfung ihrer Bonität. Wer sich dazu hinreißen lässt, das bequeme Angebot zu nutzen, muss dann für den Kredit berappen.
Die Kunden nehmen die günstigen Kreditangebote dennoch bereitwillig an. Stephan Moll vom Bankenfachverband sieht diese Barkredite, bei denen der Kunde ohne eine weitere Festlegung der Verwendung des Geldes den Betrag ausgeben kann, als bedeutsam an. "Ein Großteil der Verbraucherdarlehen entfallen auf Barkredite - also ohne konkrete Zweckbindung zur freien Verfügung", bestätigt Moll. "Rund ein Viertel der Kredite nutzen die Kunden für den Autokauf, nur etwa sechs Prozent für sonstiges wie Möbel oder Haushaltsgeräte. Bei den Barkrediten liegt die durchschnittliche Darlehenshöhe bei 9700 Euro."