Pro & Contra Aus für den 500-Euro-Schein – die richtige Entscheidung?

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Gegen die Abschaffung des 500-Euro-Scheins: Nur Bares bleibt Wahres

Contra Abschaffung: Wir brauchen Scheine – auch die ganz großen

Mark Fehr

Wann hatten Sie das letzte Mal einen Fünfhunderter in der Hand? Vielleicht noch nie. Trotzdem sollte Ihnen die Abschaffung der großen Scheine nicht egal sein, denn Sie werden die lila Lappen vermissen, selbst wenn diese in Ihrem Alltag kaum eine Rolle spielen. Die größte Euro-Banknote bleibt zwar gültig, doch die Bundesbank wird keine frischen Scheine mehr drucken und ausgeben. Fast alle anderen Zentralbanken der Euro-Zone haben die Ausgabe schon Ende 2018 gestoppt. Der Nutzen der großen Banknoten liegt kaum darin, dass Normalsparer ständig damit hantieren würden, sondern vielmehr darin, dass sie es könnten.

Die Scheine erlauben es den Bankkunden, ihr Geld abzuziehen und außerhalb der Geldbranche aufzubewahren. Das wird hoffentlich nie nötig sein, wäre aber in einer Finanzkrise ein Schutz des Sparers vor Bankenpleiten, bevor die Finanzaufsicht die Konten einfriert – Einlagensicherung hin oder her. Es ist auch diese Angst vor einem Bank Run, einem Ansturm auf die Schalterhallen, der Bankmanager ihre Geschäfte vorsichtig und risikoscheu führen lässt. Ohne Bargeld in großer Stückelung müssten Banken einen Vertrauensschwund bei ihren Kunden viel weniger fürchten. Der Zockerei wären niedrigere Hürden gesetzt.

Weil Sparer dank großer Scheine hohe Werte leicht transportieren und lange lagern können, wirkt Bargeld aus Sicht der Banken wie die Drohung der Kunden, ihre Einlage schnell abziehen zu können, wenn es mal brenzlig wird. Der Notausgang via Bargeld schützt Sparer zudem vor überhöhten Gebühren oder vor negativen Zinsen auf größere Bankguthaben. Die Kosten für einen Safe oder ein Schließfach plus Versicherung bilden dank Banknoten eine Art natürliche Obergrenze für das, was Banken ihren Kunden für die Aufbewahrung der Einlagen abverlangen können. Kein Wunder, dass aus der ansonsten um kein Argument verlegenen Bankenbranche kaum Kritik an der Abschaffung zu hören ist.

Warum überhaupt das Aus für den Fünfhunderter? Bargeld, insbesondere in großen Scheinen, begünstige Terror, organisiertes Verbrechen, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. Diese Argumente der Zentralbanken verunglimpfen Bargeldnutzer. Die Abschaffung großer Banknoten wird der Schattenwirtschaft und Korruption nicht das Handwerk legen. Mit dem gleichen Argument könnte man Gold- oder Platinmünzen verbieten, die ebenfalls hohe Werte anonym auf engstem Raum speichern – nicht ganz so gewichtsarm wie Papiergeld, dafür wasserfest.

Das Ende für den 500er ist nicht das Ende des Bargelds, aber es könnte der Anfang vom Ende sein. In der EU, auch in Deutschland, wurde eine Bargeldgrenze von 5000 Euro pro Zahlung diskutiert und über eine Abschaffung der kleinen Cent-Münzen nachgedacht. Manche Banken verlangen saftige Gebühren für die Bargeldausgabe und -annahme am Schalter. Maßnahmen wie diese könnten Teil einer Salamitaktik sein, um das Bargeld schleichend durch die Hintertür hinauszudrängen.

Die Nachteile des Bargelds sind offensichtlich, wenn es verloren geht, gestohlen wird oder einem Brand zum Opfer fällt. Eine Zahlung mit Bargeld lässt sich kaum rückgängig machen, wenn der Empfänger es nicht mehr herausrücken will. Dafür aber funktioniert es auch bei Stromausfällen oder Zusammenbrüchen der Bankcomputer. Bargeld ist dank digitalem und mobilem Banking zum Glück nicht der einzige Weg, die Verfügungsgewalt über das eigene Geld auszuüben, aber ein wichtiger. Scheine dienen als beruhigender Ersatz, wenn das Onlinekonto oder das Kartenlesegerät an der Ladenkasse ausfallen, was oft genug vorkommt. Natürlich kann es solche Störungen auch beim Bargeld geben, etwa wenn der Geldautomat klemmt oder wenn Filialbelegschaften und Fahrer von Geldtransportern streiken. Jede Form des Geldes, ob physisch oder elektronisch, hat ihre Vor- und Nachteile. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass es mehrere Formen gibt und keine wegen politischer oder wirtschaftlicher Interessen zurückgedrängt wird.

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