Was reizt daran so viele Menschen, dass der Veranstalter inzwischen die Teilnehmerzahlen aufstocken musste? Quälten sich 1997 bei der ersten Auflage gerade einmal 82 Verrückte über norditalienische Weinberge um Siena, war das Rennen elf Jahre später mit 3000 Teilnehmern ausgebucht, dieses Jahr dürfen 5000 starten.
Ein Grund ist die derzeit in jeder Großstadt zu beobachtende Retrowelle unter jungen oder Jugendlichkeit anstrebenden Menschen. Technisch überholte Stahlrahmenrennräder sind plötzlich bevorzugtes Fortbewegungsmittel modisch orientierter Menschen. Waren Stahlrahmen mit ihren dürren Rohren namhafter italienischer Hersteller wie de Rosa, Colnago oder Bianchi vor wenigen Jahren noch für kleines Geld zu haben, legen Sammler heute gerne mehrere Hundert Euro dafür hin – nur für den Rahmen.
Versteckte Schätze
Ihr Vater oder Großvater ist vor 20 Jahren, gar 30 oder 40 begeistert Rennrad gefahren? Das Hobby hat der passionierte Radsportfan aber irgendwann sausen lassen? Dann fragen Sie ihn oder schauen nach, ob er nicht noch sein altes Sportgerät besitzt – es könnte wertvoll sein. Rennräder mit italienischen Stahlrahmen von renommierten Marken wie de Rosa, Colnago (Foto), Gios oder Pinarello erzielen derzeit auf dem Gebrauchtmarkt erstaunliche Preise. Mehrere Hundert Euro für intakte Rahmen, mehr als 1000 Euro für vollständige Rennräder sind leicht drin. Sind dann noch die originalen Bauteile wie Bremsen oder Schaltung dran, steigt der Preis nochmals. Käufer: junge Menschen, die cool sein wollen. Auch wenn einige dann ein Fixie draus machen, ein Rad ohne Gangschaltung.
Inzwischen hat sich eine ganze Branche um den Vintage-Trend im Radeln gruppiert: Während alte Rahmenfirmen, wie Gios, plötzlich mithilfe findiger Investoren wieder zum Leben erweckt werden, ist nach dem Ledersattelhersteller Brooks nun der französische Trikotagenhersteller Le Coq Sportiv Hauptsponsor der Veranstaltung.
Die Startplätze werden verlost, Teilnahme ab dem Frühjahr über die Homepage der Veranstaltung. Von den gut 5000 Startplätzen werden knapp 30 Prozent an internationale Bewerber vergeben. Dann beginnt am Vortag eine langwierige technische Kontrolle. Bis ins Detail wird auf Authentizität Wert gelegt: Haben die Reifen ein flaches Profil unter 20 Millimetern? Sind mindestens 32 Speichen montiert? Einzige Ausnahmen: Neben klassischen Rennrädern dürfen nur auf der Kurzdistanz auch historische Lastenfahrräder oder Posträder teilnehmen.