Ranking Deutschlands beste Vermögensverwalter

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Nur Aktien und Cash

Die besten Geldmanager in der Kategorie "Ausgewogen"

Wegen des etwas höheren Ausfallrisikos ihrer Anleihen streuen die Schweizer auf viele Titel, halten gleichzeitig um die 100 Unternehmensanleihen in den Strategiefonds. Das Kalkül: Wer mit seinen Bonds 1,5 bis 2,0 Prozentpunkte mehr Rendite verdient als mit Qualitätsanleihen oder Cash, kann den einen oder anderen Ausfall verkraften, am Ende ist die Gesamtrendite immer noch höher. Nur rund zwei Prozent der Hochzinsanleihen fallen pro Jahr aus.

Nur 200 Meter weiter, in der Frankfurter BHF-Bank – man kennt sich, wirbt sich auch mal ein paar Leute ab –, meiden sie Anleihen. „Für die Rendite kaufen wir Aktien, der Rest ist Cash“, sagt Manfred Schlumberger, Geschäftsführer des BHF Trust, „solide Anleihen bringen kaum mehr Zins als Cash, und Cash dämpft die Schwankungen eines Portfolios besser, weil es selbst kein Kursrisiko hat.“ 20 Prozent des Kundengeldes parkt Schlumberger in Bargeld; 75 Prozent hat er in Aktien – 15 Prozentpunkte mehr als im Schnitt der letzten acht Jahre.

Bei Aktien steht die BHF-Bank also auf dem Gas, obwohl Schlumberger sich der Risiken bewusst ist: „Aktien sind nicht mehr billig“, sagt er, „die niedrigen Zinsen zwingen die Anleger in Aktien, das viele Geld treibt deren Kurse – nicht mehr so sehr die Gewinnsteigerungen der Firmen, wie es eigentlich gesünder wäre.“ Kurzfristig sei das schlecht, zumal die Anleger wieder „sehr hohe Erwartungen“ hätten. Besonders die Analysten: 18 Prozent Gewinnwachstum erwarteten sie 2014 im Euro-Raum im Schnitt, die Hälfte sei realistisch. Und selbst wenn der Aufschwung komme, so Schlumberger, „wird es ein bis zwei Quartale dauern, bis man ihn an den Quartalsergebnissen ablesen kann. Bis dahin sind wir vorsichtig mit neuen Käufen.“

Die Favoriten-Aktien von Manfred Schlumberger

Wichtigste Erfahrung aus 25 Jahren Börse: „Gewinne muss man laufen lassen, Verluste begrenzen.“ Das klingt banal, überfordere aber 80 Prozent der Anleger, so der 55-Jährige: „Privatanleger neigen dazu, es genau umgekehrt zu machen. Viele wollen nach 30 Prozent plus Gewinne mitnehmen, Motto: ,Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.‘“ Lägen sie aber 40 Prozent hinten, wollten sie die Papiere unbedingt behalten, um wieder auf null zu kommen. „Wichtig war aber gerade in den Krisenjahren seit 2008, in den heftigen Abschwüngen schnell die Reißleine zu ziehen, zwischendrin aber am Ball zu bleiben und die Erholungen voll mitzunehmen. Nur so konnte man eine gute Rendite erwirtschaften“, meint Schlumberger.

Um Wendepunkte früh zu erkennen, achten die BHF-Banker vor allem auf die Liquiditätsversorgung der Märkte, also auf Geldmengen, Leitzinsen und die Mittelflüsse zwischen den Anlageklassen. Die monetäre Situation bestimmt letztlich ihre Aktienquote. Trotz Bremsversuchen der US-Geldpolitik sei die Börse noch gut mit frischem Geld versorgt, vor allem in Europa. Derzeit fließe Geld aus Schwellenländern und den USA in europäische Titel. „Der wichtigste Taktgeber aber ist der Zins; die Höhe des Zinses bestimmt das Auf- und Ab der ganzen Wirtschaft.“ Solange die Zinsen niedrig waren, sei historisch noch immer Geld an die Börsen geflossen. Auf Aktien wirkt ein niedriger Zins doppelt: Er jagt die Anleger aus den Rentenmärkten an die Börse, erhöht also die Nachfrage; und er verringert die Finanzierungskosten der Unternehmen, treibt so deren Gewinne.

Ranking: Die besten Geldmanager in der Kategorie aggressiv (für eine vergrößerte Ansicht bitte auf das Bild klicken).

35 bis 40 Aktien hat Schlumberger meist zeitgleich im Depot. „Wir suchen stabiles Geschäft; Gewinn und Cash-Flow dürfen nicht bei jeder Konjunkturdelle gleich ins Minus rutschen“, sagt er. Ins Portfolio geschafft hat es Next, eine Handelskette. Die würden zwar langfristig von Amazon plattgemacht. Was aber viele übersehen: Next wächst selbst stark im Online-Handel; seit 2009 pro Jahr mit fast 15 Prozent im Schnitt. „Next ist einer der wenigen klassischen Einzelhändler, die das geschafft haben“, lobt Schlumberger, „Karstadt, Quelle und Neckermann zeigen ja, dass das offenbar nicht ganz so einfach ist.“ Ähnliches gilt für Publicis, eine Werbeagentur. „Auch sie hat den Wandel vom Print- ins digitale Business besser gemanagt als andere.“ Die Franzosen haben kaum Schulden, das bringe „Widerstandskraft gegen die nächste Rezession“, sagt Schlumberger, „Aktien schuldenfreier Firmen kommen viel besser durch Abschwünge, weil ihnen nicht gleich von den Banken der Saft abgedreht wird.“

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