Rare Banknoten Papiergeld für Privatsammler

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Eine Frage von Quanti- und Qualität

Pop-Art-Künstlers James Rizzi

Und selbst wenn die griechische Zentralbank eine Ersatzwährung im Keller liegen hätte – wie im Kalten Krieg die alte Bundesrepublik –, würden die Bürger sie noch lange nicht annehmen. „Das wäre dann wie in Simbabwe, wo die Einheimischen lieber mit US-Dollar bezahlen“, schätzt der Sammler. Er holt eine 100-Billionen-Note des von der Geldentwertung geplagten Landes hervor, die er für 30 Euro-Cent bekommen hat. Diese ist für einen Kalender bestimmt, den er über seinen Online-Shop vertreibt – eines seiner vielen Projekte.

„Geldscheine sind die Visitenkarten der Länder“

„Niemand achtet erst einmal darauf, was auf den Scheinen abgebildet ist“, sagt er. Bei ihm änderte sich das 1969, als er im Flieger zurück aus dem Iran saß. Als Spediteur überführte er früher Spezialfahrzeuge und Luxuswagen in alle Welt – und hatte deshalb nacheinander an die 50 verschiedene Währungen in seiner Geldbörse. Es begann, was heute Beruf und Berufung zugleich ist: Gerber beschäftigte sich mit den Scheinen, sammelte, verkaufte seine Doubletten, schrieb Bücher, hielt Vorträge und stellte seine Sammlung aus. Den Spruch „Geldscheine sind die Visitenkarten der Länder“ habe Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl in den Siebzigerjahren von ihm übernommen, sagt er.

Kostbares Papiergeld
Die teuersten deutschen GeldscheineWert (Euro)
100-Mark-Reichsbanknote vom 1. Januar 187620.000
50-Mark-Reichskassenschein vom 10. Januar 188215.000
20-Mark-Reichskassenschein vom 10. Januar 188210.000
50-Mark-Reichskassenschein vom 5. Januar 18998500
100-Billionen-Mark-Reichsbanknote vom 15. Februar 19248000
Quelle: Katalog Holger Rosenberg

2002 brachte ihm der Anruf eines Nürnberger Anwalts dann die endgültige und hochoffizielle Anerkennung als Experte. Ob er in einem Gerichtsverfahren irakische Scheine begutachten könnte, wollte der Anwalt wissen. Bundesbank-Experten konnten dem Richter nicht helfen. Gerber, mit einem Irak-Album unter dem Arm, dagegen schon. Er stellte fest, dass es sich bei den Scheinen um echte Banknoten handelte, die in China gedruckt wurden und erst im Irak mit einer Nummer versehen werden sollten. Das milderte die Strafe für die drei Täter, die V-Leuten in einem Hotel im Schwarzwald ins Netz gegangen waren und ihnen die Noten für fünf Millionen D-Mark angeboten hatten. Der Richter bedankte sich auf seine Art – mit einer Vereidigung zum Gutachter für Banknoten und historisches Papiergeld. Gerber ist seither einer von zwei vereidigten Sachverständigen in Deutschland.

Die Pick-Nummern

Der zweite ist der heute 89-jährige Albert Pick, der seine Sammlung an die Bayerische Hypobank (heute Teil von UniCredit) verkaufte. Auf ihn gehen die Pick-Nummern zurück, mit deren Hilfe Sammler jede Banknote eindeutig bezeichnen können. Picks frühere Stücke gehören heute einer Stiftung und lagern bei der Druckerei Giesecke & Devrient in München. Er sammelte vor allem historische und damit teurere Noten. Deshalb ist die Sammlung zwar mehr wert als die von Gerber, doch der führt bei der Anzahl der Scheine deutlich.

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