
Wenn es draußen dunkel und kalt ist, machen es sich die Deutschen gern zuhause gemütlich: Im Herbst renovieren sie und schaffen sich neue Möbel an. Wie schön wäre doch eine neue Couch oder ein gemütlicheres Schlafzimmer, eine moderne Küche oder größerer Esstisch für die Familientreffen an den Feiertagen. Nur blöd, wenn das Geld gerade mal wieder knapp ist.
Das wissen die Hersteller natürlich auch. In diesen Tagen überschlagen sich deshalb die Möbelhäuser und verstopfen den Briefkasten mit besonderen Angeboten. Es locken Rabatte, Sonderaktionen und günstige Ausstellungsstücke – und immer häufiger auch günstige Finanzierungsangebote. Das verheißungsvolle Versprechen: Nimm es ruhig, das kostet fast nichts. Große Möbelhäuser wie Höffner, Boss, Ikea, Hardeck, Schaffrath und viele andere bieten sogar eine Null-Prozent-Finanzierung – zumindest für eine begrenzte Zeit. Geld leihen und Raten abstottern geht dann ganz ohne Zusatzkosten, das Budget für Weihnachtsurlaub und Geschenke bleibt geschont.
Geld leihen ohne Kosten hat Tücken
Beliebt ist zum Beispiel der Null-Prozent-Kredit für Ikea-Family-Kunden. Ihn gibt es aber nicht immer und nicht in jedem der schwedischen Möbelhäuser. Außerdem ist die Ikea-Family-Kreditkarte Voraussetzung für den Gratis-Kredit, die normalerweise mit einer Mitgliedschaft im Ikea-Family-Club verbunden ist.





Null-Prozent-Kredite gibt es aber vor allem nur für das Geld, das man beim jeweiligen Händler ausgibt. Wer etwa eine neue Couch bei Höffner und eine neue Küche bei Schaffrath kauft, muss dann zwei Kreditverträge abschließen, zweimal die AGB und den Kreditvertrag genau prüfen, zweimal seine Bankdaten rausrücken und sich womöglich zweimal der anschließenden Reklameflut widmen. Aber das ist nur einer der Nachteile, die das Abstottern zum Nullzins mit sich bringt
Generell sind die Null-Prozent-Angebot der Händler eines: eine Werbeaktion. Die Kreditkosten übernimmt der Händler indem er auf seine Vermittlungsprovision verzichtet und noch etwas Geld für die Kreditbank oben drauf legt. Im Gegenzug gestaltet er seine Preise so, dass sich dieser finanzielle Mehraufwand lohnt. Die Kreditkosten bezahlen die Anbieter somit aus ihrem Werbeetat. Gleiches gilt im Prinzip auch für den Null-Prozent-Kredit des Kreditvermittlungsportals Smava.
Wo Verbraucher Kredite aufnehmen
Am sogenannten Point of Sale, also direkt beim Händler haben die Deutschen 2014 ein Drittel aller vergebenen Kredite aufgenommen. Typisch ist das etwa für Autohändler, Elektronik-Märkte und Möbelhäuser.
Das hat eine repräsentative Umfrage des Online-Kreditvergleichsportals smava.de in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut IPSOS ergeben, für das 1001 Kreditnehmer befragt wurden, die 2014 einen Ratenkredit abgeschlossen haben
Von den vergebenen Ratenkrediten wurden 30 Prozent in Bankfilialen vergeben. Damit liegen die Banken und Sparkassen vor Ort an zweiter Stelle was die Zahl der Kreditgeschäfte mit Verbrauchern angeht.
Gut 13 Prozent der Verbraucher nehmen einen Ratenkredit über die Internetseite ihrer Bank auf. Das ist der höchste Anteil unter den Online-Kreditabschlüssen.
Der Vergleich der Kreditkonditionen bewegt neun Prozent der Ratenkreditnehmer direkt auf einem Online-Vergleichsportal zum Kreditabschluss.
Direkt beim Kreditvermittler bzw. Finanzberater werden sieben Prozent der Ratenkredite abgeschlossen.
Vier Prozent der Verbraucher schließen Ratenkreditverträge über andere Wege ab. Die Befragten konnten hier frei antworten. Andere könnten etwa ein Kredit von Verwandten oder vom Arbeitgeber sein.
Noch relativ unbeliebt sind Kreditgeschäfte beim Online-Händler, im Fachjargon Point of Sale im Internet genannt. Nur drei Prozent der Verbraucher nutzen diese Möglichkeit.
Die Bank im Hintergrund profitiert dabei vom Volumengeschäft der Vermittler, durch das sich auch niedrige Zinseinnahmen rechnen, und das Vermittlerportal von den Kundendaten, die später eine passgenaue Direktwerbung ermöglichen und so Chancen auf Folgeverträge bieten. „Solche Kredite sind reine Werbung ohne Substanz“, meint Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung.
Null Prozent, aber nicht ohne Nachteile
Die Null-Prozent-Finanzierungen beim Händler haben – abgesehen von ihrer verführerischen Wirkung – für die Kunden auch ganz handfeste Nachteile. So sind die Konditionen wie etwa die Anzahl der Raten oft starr oder begrenzt, dem Kunden werden keine weiteren Preisnachlässe gewährt, so dass dessen Verhandlungsspielraum eingeschränkt ist.





Je nach Kredithöhe und Art des Produkts – zum Beispiel bei Autos – kann der mögliche Rabatt sogar die Kreditkosten eines normal verzinsten Ratenkredits deutlich übersteigen, so dass der Verbraucher mit einem normal verzinsten Kredit sogar billiger wegkommt, weil er als Barzahler auftritt und den Preis runterhandeln kann.
Verlangt der Null-Zins-Kreditgeber darüber hinaus den Abschluss einer Restschuldversicherung oder zum Beispiel Kontoführungsgebühren, ist der Null-Zins-Kredit auch nicht mehr kostenlos. Darauf sollten sich Kreditkunden nicht einlassen. Vorsicht ist auch bei Krediten geboten, die am Ende der Zinsbindungsfrist noch nicht komplett getilgt sind.