Realzins bei minus 0,6 Prozent 27 Milliarden Euro in nichts aufgelöst

27 Milliarden Euro in nichts aufgelöst. Quelle: imago images

Der Negativzins hinterlässt in Sparkonten deutliche Spuren. Noch mehr kostet die Sparer aber der entgangene Gewinn auf unverzinst zwischengeparktem Geld.

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Das private Geldvermögen in Deutschland ist 2019 voraussichtlich um 7,1 Prozent auf 6,6 Billionen Euro gewachsen, zeigen vorläufige Berechnungen der Frankfurter DZ Bank. Im Gegensatz zu früher hat der Anstieg nichts mehr mit Zinserträgen zu tun: „Der kräftige Vermögenszuwachs ist neben dem Sparfleiß der Bürger vor allem auch der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten zu verdanken“, so Michael Stappel, Volkswirt im Bereich Makroökonomik und Branchenresearch bei der DZ Bank. Allerdings „bereiten die niedrigen Zinsen Sorgen: Diese reichen nicht mehr, um die Inflation auszugleichen, und ein Geldanlagestau baut sich auf.“

Drei Prozent Dividendenrendite

Die private Sparquote der Deutsche hat sich im vergangenen Jahr mit rund elf Prozent auf dem erhöhten Niveau von 2018 eingependelt. Trotz des geringen Aktienanteils in den Anlegerdepots hat die starke Börse – der Dax etwa gewann 2019 rund ein Viertel dazu – die Geldvermögen allein um rund 184 Milliarden Euro erhöht. Über Spareinlagen oder Anleihen dagegen war nichts zu holen. Der durchschnittliche Realzins, Zins abzüglich Inflationsrate, lag bei minus 0,6 Prozent. Das hat im Geldvermögen zu Wertverlusten von 27 Milliarden Euro geführt.

Wegen der Niedrigzinsen müssen Firmen immer mehr für Betriebsrenten zurücklegen. Der Fiskus aber ignoriert die hohen Lasten, Unternehmen zahlen so um 50 Milliarden Euro zu hohe Steuern. Das geht an die Substanz.
von Christof Schürmann

Weil die eher risikoscheuen deutschen Anleger Aktien und andere im Kurs schwankende Anlagen meiden, habe sich ein Geldanlagestau aufgebaut, konstatiert die DZ Bank. Hierzulande sind nur gut sieben Prozent des privaten Geldvermögens direkt in Aktien investiert. Mit 1,8 Billionen Euro ist fast vier Mal so viel lediglich zwischengeparkt, auf unverzinsten Konten. Würde dieses Geld etwa in deutsche Aktien investiert, könnten Anleger deutlich profitieren: Allein über die durchschnittliche Dividendenrendite, derzeit rund drei Prozent, kämen pro Jahr 50 Milliarden Euro Wertzuwachs zustande, selbst wenn sich die Aktienkurse nicht bewegen würden.

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