Ein guter Koch weiß, wie er Chili dosiert, damit seine Kreation genießbar bleibt. Als Anleihefondsmanager müsse er ähnlich vorsichtig sein, sagt Martin Wilhelm. Scharfe Sachen kommen nur teelöffelweise ins Portfolio seines internationalen gemischten Fonds Acatis IfK Value Renten.
Die Würze geben Zinspapiere wie das des Moskauer Flughafens Domededowo, in das Wilhelm 6,5 Millionen Euro investiert hat. Immerhin 1,3 Prozent des 495 Millionen Euro schweren Portfolios haben damit ein relativ hohes Risiko. Anleger zittern bis 2018 mit.
Sollte der Flughafenbetreiber das Papier dann zurückzahlen, dürfen sie jubeln. Jährlich üppige sechs Prozent Zinsen wären am Ende geflossen. Wilhelm mutet seinen Anlegern ein höheres Risiko und schwankende Kurse zu, er steuert den Fonds aber schon seit Jahren mit einer hohen Trefferquote (siehe Chartgalerie).
Wie alle anderen Manager von den – auch Rentenfonds genannten – Anleihefonds versucht er den Niedrigzinsen zu entkommen. Die Anleihespekulation auf ein Überleben der Euro-Schuldenländer ist dabei längst nicht mehr die heißeste Wette.
Richtig viel Geld nimmt etwa Michael Hasenstab vom Fondshaus Franklin Templeton für andere spektakuläre Einsätze in die Hand. So 2012, als er lange vor der Krim-Krise rund acht Milliarden Dollar in Staatsanleihen der Ukraine investierte. Insgesamt verwaltet der 41-jährige 191 Milliarden Dollar, das ist mehr, als deutsche Privatanleger insgesamt überhaupt in Rentenfonds gesteckt haben.
2013 kaufte Hasenstab für 1,4 Milliarden Dollar Anleihen von Ghana. In der Euro-Krise vertraute er früh auf Irlands Rettung und gewann. Anleger aus Deutschland, die rund sechs Milliarden Euro in seine Rentenfonds investiert haben, dürften mit Hasenstabs Einsätzen gut leben. Seine Fonds gehören zu den erfolgreichsten ihrer Kategorien (siehe Tabelle).
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Akteinkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Keine ruhige Nische mit auskömmlicher Rendite für Anleger
Aber Anleger müssen sich auch daran gewöhnen, dass es keine ruhige Nische mehr gibt, die eine auskömmliche Rendite bringt. Bis zu einer Laufzeit von vier Jahren sind die Renditen der Bundesanleihen negativ, für zehn Jahre gibt es magere 0,7 Prozent. Fast die Hälfte des 6500 Milliarden Euro starken Staatsanleihemarktes in Europa rentiert unter 0,5 Prozent, hat JP Morgan Asset Management errechnet.
Mancher Fondsmanager, der Geld in der Kasse liquide parkt, um auf Einstiegskurse zu warten, wird inzwischen sogar von seiner Depotbank mit Minuszinsen bis zu 0,25 Prozent belastet.
Den Anleihemarkt dominieren seit Langem politische Eingriffe. So stiegen im November die Kurse von Staatspapieren der Euro-Länder massiv, nachdem der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, betont hatte, zur Konjunkturstimulation notfalls auch sie aufzukaufen.
Effekt: Spanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit notierten erstmals unter der Marke von zwei Prozent. Im Juli 2012 noch waren es mehr als sieben Prozent gewesen. Auch die Rendite der italienischen Staatspapiere fiel mit 2,14 Prozent auf ein Rekordtief.
Von wegen langweilig | |||
Vier der zehn der größten Rentenfonds für Privatanleger¹ gewannen 2014 zweistellig | |||
Fondsname/ Anlageschwerpunkt | Fondsvolumen² in Milliarden Euro | Wertentwicklung laufendes Jahr in % | Note Morningstar/Feri³ |
UniEuroRenta/Europa | 4,9 | 5,3 | ***/D |
Templeton Global Bond/Welt | 3,9 | 4 | ****/C |
Allianz Rentenfonds A/Europa | 1,9 | 10 | *****/B |
Templeton Global Total Return/Welt | 1,9 | 13,4 | *****/B |
RenditDeka/Europa | 1,4 | 8,6 | ****/B |
DWS Zinseinkommen/Welt | 1,2 | 2,8 | */keine Note |
db x-track. iBoxx Euro Sovereign Euroz. ETF/Eurozone | 1,1 | 1,5 | ****/C |
Deka-EuropaBond TF/Europa | 1 | 10,4 | ****/C |
DWS Vermögensbildungsfonds R/Europa | 0,8 | 10,6 | ****/B |
UniEuroAspirant/Osteuropa | 0,8 | 3,9 | ***/D |
¹ ohne Geldmarkt-, Kurz- und Langläuferfonds; ² von heimischen Anlegern investiert; ³ Bestnote Morningstar: *****, Feri; "A" (Skala bis "E"); Quelle: BVI, Morningstar, Feri; Stand: 26. November 2014 |
Kursgewinne älterer Anleihen
Geld verdienen können Anleger dennoch, über Kursgewinne älterer Anleihen: „Das Niedrigzinsumfeld ist eine Phase verpasster Chancen. Mit den vermeintlich langweiligen Anleihen ließen sich kräftige Kursgewinne machen“, sagt Ralf Ahrens, Fondsmanager bei Frankfurt Trust.
Als 2010 die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals die drei Prozent unterschritten hatte, jammerten viele Investoren bereits über zu niedrige Zinsen. Dass sich die Rendite von da an noch vierteln könnte, galt für viele als unvorstellbar. Von dem Zinsrutsch haben Rentenfonds naturgemäß profitiert. Denn sinken die Zinsen, steigen die Kurse der Anleihen, die mit höheren Zinskupons ausgegeben wurden. Anteile der Fonds, die alte Anleihen halten, werden wertvoller.
Fondsmanager verteilen das Geld der Anleger über verzinste Wertpapiere („Renten“), die von Staaten, Banken oder Unternehmen ausgegeben werden. Die Qualität der Schuldner bestimmt das Risiko des Fonds. Ein zusätzliches Risiko für Rentenanleger ist eine mögliche Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im kommenden Jahr.
Sollten daraufhin die Marktzinsen steigen, geben die Kurse bereits notierter Anleihen nach. Das ist so, weil neue Papiere dann einen höheren Zinskupon haben werden; Altanleihen können diesen Nachteil nur über günstigere Kurse ausgleichen, sonst würde sie niemand mehr kaufen.
Viele Experten teilen die Einschätzung von Michael Mewes. Der Leiter des Anleiheteams bei JP Morgan Asset Management in Frankfurt rechnet damit, „dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im September 2015 auf 0,5 Prozent anhebt“.
Deutsche Staatsanleihen
Mögliche Kursverluste würden kaum gebremst und aufs Portfolio durchschlagen. 1981 war das noch anders. Investoren erzielten damals mit deutschen Staatsanleihen im Durchschnitt sagenhafte elf Prozent Rendite. Die hohen Zinszahlungen federten Kursverluste ab. Dafür aber ist jetzt wenig Spielraum. Heute werfen alle umlaufenden Papiere des Bundes im Schnitt 0,65 Prozent ab – ein Siebzehntel des Werts von 1981.
Zwar kommt ein durchschnittliches Euro-Rentenportfolio mit seinen Altpapieren heute auf etwa zwei bis drei Prozent Rendite, wenn der Fondsmanager die Papiere bis zum Laufzeitende hält. Zwischenzeitlich aber drohen Kursverluste, wenn die Renditen anziehen sollten, denn Anleihen im Fonds werden ja täglich neu bewertet.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
Fonds oder Festgeld
Wie hoch der Wertverlust eines Fonds beim Zinsanstieg von einem Prozent sein könnte, erkennen Anleger beim Blick auf die Kennziffer Modifizierte Duration, die einige Anbieter veröffentlichen. Beim iShares Euro Aggregate Bond ETF, einem aus Staats- und Unternehmensanleihen gemischten Indexfonds (siehe Chartgalerie), liegt diese Kennziffer beispielsweise bei sechs Prozent.
In dieser Höhe könnte der Fondspreis bei einem Zinsanstieg von einem Prozent nachgeben. Wer keinen Verlust in dieser Höhe akzeptieren kann, der muss beim Festgeld bleiben. Ein Vermögenserhalt gelingt ihm damit aber nur bei ganz wenigen Banken, die seriös mehr als einen Inflationsausgleich bieten. Immerhin sind die Preise in Deutschland im November gegenüber Vorjahr um 0,6 Prozent gestiegen. Wer Vermögen erhalten wollte, brauchte vor Steuern mindestens ein Prozent aufs Tagesgeld.
Die meisten Rentenfonds haben Anleger in diesem Jahr vor einem Vermögensverzehr durch Inflation bewahrt. Von den insgesamt 217 Euro-Staatsanleiheportfolios, verfehlten nur sieben die Inflationshürde. Die Erträge der anderen 210 Fonds liegen seit Jahresbeginn zwischen 1,5 und 15,2 Prozent nach Kosten.
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Staatsanleihen bester Bonität
Bernd Früh liegt da in der Mitte. Der Fondsmanager hat mit seinem international gemischten Tiberius Interbond OP in diesem Jahr 5,5 Prozent erzielt. Das ist nicht schlecht, aber Früh hat trotzdem ein Problem: Er muss sich beim Mischen auf Staatsanleihen bester Bonität beschränken, so die Bedingungen des Fonds.
Die Sicherheit, die er Anlegern verspricht, muss er im Ernstfall auch bieten. Auf renditestärkere, aber auch risikoreichere Marktnischen kann Früh nicht ausweichen, er muss bei Papieren der Staaten bleiben, die die besten Ratings haben. Doch die soliden Schuldner sind rar.
Manche Euro-Staaten, wie die Niederlande, Finnland und Österreich, bekommen nur noch von einer der drei maßgeblichen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch die Schuldner-Bestnote. Und die Rendite ist bei den Staatsanleihen aus den USA, Deutschland, Niederlande, Österreich, Norwegen, Schweden, Finnland, Kanada und Australien mit mager nur mild umschrieben – unterm Strich werfen sie real, nach Abzug der Inflation, oft nichts ab.
Früh räumt ein, dass es von daher eigentlich unsinnig wäre, in Staatsanleihen zu investieren. Doch sollten die Inflationsraten weiter sinken, wäre Frühs Fonds weiterhin ein sicherer Hafen. Da er in dem weltweit anlegenden Tiberius-Fonds auf Fremdwährungen ausweichen darf, gibt es Zusatzrendite-Perspektiven.
Breite Verteilung auf Anlageklassen
Derzeit ist das Portfolio zu rund 50 Prozent auf den US-Dollar ausgerichtet, hinzu kommen Kanada-Dollar sowie schwedische und norwegische Krone. Früh wählt bei den Anleihen insgesamt kurze Laufzeiten und akzeptiert, dass er manchmal nicht nur keinen Zins erhält, sondern sogar draufzahlt.
Auf steigende Zinsen kann er im Zweifel mit Terminkontrakten und Optionen reagieren und mit ihnen bei fallenden Kursen Profite herausholen. Das können die vielfach gepriesenen börsennotierten Indexfonds (ETF) nicht. Sie müssen stets in den Anleihen investiert bleiben.
Gewinne mit Zinsen aus vielen Quellen schöpfen Fonds, die in speziellen Nischen kaufen dürfen, deren Manager also flexibler sind als Früh. Und sie kaufen in den Industrieländern aktuell lieber Unternehmensanleihen statt Staatspapiere.
Ein Portfolio, das auch in stürmischen Zeiten am Anleihemarkt seine Flexibilität ausspielen sollte, hält der Blackrock SF Fixed Income Strategies. Fondsmanager Michael Krautzberger darf in alle Anleiheklassen, von Unternehmens- bis zu Staatspapiere, sowie Derivate, investieren und verteilt die Gelder auf rund 200 Einzelpositionen sehr breit.
Mit fünf Prozent Anteil am Fonds gehört eine portugiesische Staatsanleihe, die 2018 zurückgezahlt werden muss, zu den größten Positionen, gefolgt von italienischen, zypriotischen und spanischen Staatspapieren. Krautzberger erwartet einen weiteren Renditerückgang in der Euro-Peripherie.
Aber selbst wenn die Kurse in der Vergangenheit mal den Rückwärtsgang einlegten, blieb der Fonds solide in der Spur. Anleger können sich mit dem Blackrock-Portfolio deshalb getrost gegen Turbulenzen wegen steigender Zinsen wappnen.
Risikoreiche Hochzinsanleihen von Unternehmen
Auf riskanteres Terrain begibt sich, wer den zwölf Milliarden Dollar schweren Pimco Diversified Income wählt. Fondsmanagerin Eve Tournier kauft eher risikoreiche Hochzinsanleihen von Unternehmen oder Banken und Zinspapiere aus Schwellenländern, die meist nur eine mittlere Bonität besitzen.
Der Pimco-Fonds enthält über 1000 solcher Spezialitäten. Bei den bonitätsschwächeren Unternehmen sucht Tournier nach Übernahmekandidaten, für die sich finanziell solidere Konzerne interessieren könnten. Ihre Hoffnung: Die Anleihen der schwachen Schuldner würden nach Übernahmen aufgewertet und im Kurs steigen. Durchschnittlich werfen die Papiere im Portfolio mehr als vier Prozent Rendite ab. Die recht hohe Zahl signalisiert, dass der Fonds nicht für sehr risikoscheue Anleger geeignet ist.
Das gilt auch für Papiere, die im Fonds GAM Star Credit Opportunities stecken. Fondsmanager Gregoire Mivelaz nutzt eine Nische am Anleihemarkt, in der noch sechs bis acht Prozent Rendite möglich sind: Nachranganleihen von Banken sollen Profit bringen.
Nachrang bedeutet, dass Investoren, wenn die Bank pleitegeht, in der Schlange der Gläubiger ganz hinten stehen – und meist leer ausgehen. Spezielle Nachranganleihen sind die Contingent Convertibles (Cocos). Banken bringen sie derzeit massenhaft an den Markt, um ihre Kapitallücken zu füllen.
Sobald die ausgebende Bank eine vereinbarte Eigenkapitalgrenze unterschreitet, können Cocos schnell in Aktien umgewandelt oder wertlos werden. Bei einer Anleihe der Deutschen Bank etwa, für die diese sechs Prozent Zins zahlt, drohen Investoren Verluste, wenn die Kernkapitalquote von jetzt 11,8 Prozent unter 5,125 Prozent fällt.
Nachranganleihen
Cocos gibt es meist nur für Einstiegssummen ab 100.000 Euro – nichts für durchschnittliche Privatanleger. Mivelaz kauft für den Fonds überwiegend Papiere von Banken, deren klassische Anleihen gute Ratingnoten haben. Dazu zählt er Rothschild, Lloyds Banking Group oder die belgische KBC. „Bei einem guten Schuldner ist das Risiko der Nachranganleihen nicht viel höher als das herkömmlicher Anleihen“, sagt Mivelaz. Sie bieten aber einen Renditeaufschlag von etwa drei Prozentpunkten gegenüber klassischen Anleihen.
Trotzdem sollten Anleger wissen, dass Nachranganleihen von Banken im Jahr 2008 vielen Rentenfonds zum Verhängnis wurden, weil sie an der Börse kaum noch gehandelt wurden und die Kurse abstürzten. Mivelaz glaubt nicht an eine Systemkrise wie 2008. Die Banken hätten seither viel Kapital aufgenommen, und private Gläubiger müssten stärker haften.
Wer eine Anlage für einen überschaubaren Zeitraum mit einer gleichzeitig breiten Mischung sucht, der wird bei sogenannten Laufzeitfonds fündig. Oft werden sie für fünf Jahre aus 50 bis 70 verschiedenen Anleihen zusammengesetzt. Da der Mix während der Laufzeit üblicherweise nicht geändert wird, können Anleger der ersten Stunden mit der anfänglichen Durchschnittsrendite des Portfolios rechnen, wenn sie die jährlichen Fondskosten noch abziehen.
So soll beim Oddo Bonds Target, der im Dezember 2018 zurückgezahlt wird, die anfängliche Durchschnittsrendite im Fonds bei fünf Prozent liegen. Nach Kosten blieben Anlegern knapp unter vier Prozent pro Jahr. Investiert wird weltweit in Unternehmensanleihen guter und schwächerer Schuldner, die ihre Anleihen vor dem Laufzeitende des Fonds zurückzahlen sollen. Die größten Positionen sind Air France KLM, Italiens Telekomanbieter Wind sowie Portugal Telekom und der portugiesische Autobahnbetreiber Brisa.
Dollar
Eine sechs Jahre laufende Variante mit Schwellenländeranleihen ist der UniEuroRenta EM 2021. In ihm stecken Staatsanleihen aus Vietnam, Georgien, Kroatien und Sri Lanka sowie Unternehmensanleihen aus Russland, Indien oder Hongkong. Vom aktuellen durchschnittlichen Ertrag des Portfolios von 3,5 Prozent bleiben nach Abzug der Kosten etwa 2,9 Prozent. Den Fonds können Anleger jederzeit kaufen, möglicherweise nach einem Kursrutsch auch günstiger.
Acatis-Fondsmanager Martin Wilhelm hat oft gekauft, wenn die Märkte in Panik waren und die Kurse am Boden. Seine Spezialität sind Umschuldungen von Pleitestaaten. 2012 hat er griechische Staatsanleihen zu 20 Prozent des Nennwerts aufgesammelt, auch in Argentinien-Bonds ist er investiert.
Manches Griechen-Papier verdoppelte sich und flog aus dem Fonds. Jetzt setzt er auf den Dollar: Er kauft Dollar-Anleihen europäischer Emittenten wie etwa vom Reeder Hapag-Lloyd. Um die Dollar-Anleihe für US-Investoren interessanter zu machen und wegen des höheren Zinsniveaus in den USA zahlt Hapag-Lloyd acht Prozent Zinsen.
In den USA kennt den Container-Reeder kaum jemand, der Staatseinfluss – Hamburg ist an Hapag-Lloyd beteiligt – schreckt ab. „Dollar-Papiere der Europäer sind weniger gefragt und bringen bis zu zwei Prozentpunkte mehr Rendite als Euro-Papiere“, sagt Wilhelm.
Damit ihm Dollar-Schwankungen nicht den Zinsvorteil zunichte machen, entschärft er wiederum einen Teil des Dollar-Risikos über Absicherungen. Ein guter Koch schmeckt eben auch mal ab.