Ein guter Koch weiß, wie er Chili dosiert, damit seine Kreation genießbar bleibt. Als Anleihefondsmanager müsse er ähnlich vorsichtig sein, sagt Martin Wilhelm. Scharfe Sachen kommen nur teelöffelweise ins Portfolio seines internationalen gemischten Fonds Acatis IfK Value Renten.
Die Würze geben Zinspapiere wie das des Moskauer Flughafens Domededowo, in das Wilhelm 6,5 Millionen Euro investiert hat. Immerhin 1,3 Prozent des 495 Millionen Euro schweren Portfolios haben damit ein relativ hohes Risiko. Anleger zittern bis 2018 mit.
Sollte der Flughafenbetreiber das Papier dann zurückzahlen, dürfen sie jubeln. Jährlich üppige sechs Prozent Zinsen wären am Ende geflossen. Wilhelm mutet seinen Anlegern ein höheres Risiko und schwankende Kurse zu, er steuert den Fonds aber schon seit Jahren mit einer hohen Trefferquote (siehe Chartgalerie).
Wie alle anderen Manager von den – auch Rentenfonds genannten – Anleihefonds versucht er den Niedrigzinsen zu entkommen. Die Anleihespekulation auf ein Überleben der Euro-Schuldenländer ist dabei längst nicht mehr die heißeste Wette.
Richtig viel Geld nimmt etwa Michael Hasenstab vom Fondshaus Franklin Templeton für andere spektakuläre Einsätze in die Hand. So 2012, als er lange vor der Krim-Krise rund acht Milliarden Dollar in Staatsanleihen der Ukraine investierte. Insgesamt verwaltet der 41-jährige 191 Milliarden Dollar, das ist mehr, als deutsche Privatanleger insgesamt überhaupt in Rentenfonds gesteckt haben.
2013 kaufte Hasenstab für 1,4 Milliarden Dollar Anleihen von Ghana. In der Euro-Krise vertraute er früh auf Irlands Rettung und gewann. Anleger aus Deutschland, die rund sechs Milliarden Euro in seine Rentenfonds investiert haben, dürften mit Hasenstabs Einsätzen gut leben. Seine Fonds gehören zu den erfolgreichsten ihrer Kategorien (siehe Tabelle).
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Akteinkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Keine ruhige Nische mit auskömmlicher Rendite für Anleger
Aber Anleger müssen sich auch daran gewöhnen, dass es keine ruhige Nische mehr gibt, die eine auskömmliche Rendite bringt. Bis zu einer Laufzeit von vier Jahren sind die Renditen der Bundesanleihen negativ, für zehn Jahre gibt es magere 0,7 Prozent. Fast die Hälfte des 6500 Milliarden Euro starken Staatsanleihemarktes in Europa rentiert unter 0,5 Prozent, hat JP Morgan Asset Management errechnet.
Mancher Fondsmanager, der Geld in der Kasse liquide parkt, um auf Einstiegskurse zu warten, wird inzwischen sogar von seiner Depotbank mit Minuszinsen bis zu 0,25 Prozent belastet.
Den Anleihemarkt dominieren seit Langem politische Eingriffe. So stiegen im November die Kurse von Staatspapieren der Euro-Länder massiv, nachdem der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, betont hatte, zur Konjunkturstimulation notfalls auch sie aufzukaufen.
Effekt: Spanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit notierten erstmals unter der Marke von zwei Prozent. Im Juli 2012 noch waren es mehr als sieben Prozent gewesen. Auch die Rendite der italienischen Staatspapiere fiel mit 2,14 Prozent auf ein Rekordtief.
Von wegen langweilig | |||
Vier der zehn der größten Rentenfonds für Privatanleger¹ gewannen 2014 zweistellig | |||
Fondsname/ Anlageschwerpunkt | Fondsvolumen² in Milliarden Euro | Wertentwicklung laufendes Jahr in % | Note Morningstar/Feri³ |
UniEuroRenta/Europa | 4,9 | 5,3 | ***/D |
Templeton Global Bond/Welt | 3,9 | 4 | ****/C |
Allianz Rentenfonds A/Europa | 1,9 | 10 | *****/B |
Templeton Global Total Return/Welt | 1,9 | 13,4 | *****/B |
RenditDeka/Europa | 1,4 | 8,6 | ****/B |
DWS Zinseinkommen/Welt | 1,2 | 2,8 | */keine Note |
db x-track. iBoxx Euro Sovereign Euroz. ETF/Eurozone | 1,1 | 1,5 | ****/C |
Deka-EuropaBond TF/Europa | 1 | 10,4 | ****/C |
DWS Vermögensbildungsfonds R/Europa | 0,8 | 10,6 | ****/B |
UniEuroAspirant/Osteuropa | 0,8 | 3,9 | ***/D |
¹ ohne Geldmarkt-, Kurz- und Langläuferfonds; ² von heimischen Anlegern investiert; ³ Bestnote Morningstar: *****, Feri; "A" (Skala bis "E"); Quelle: BVI, Morningstar, Feri; Stand: 26. November 2014 |
Kursgewinne älterer Anleihen
Geld verdienen können Anleger dennoch, über Kursgewinne älterer Anleihen: „Das Niedrigzinsumfeld ist eine Phase verpasster Chancen. Mit den vermeintlich langweiligen Anleihen ließen sich kräftige Kursgewinne machen“, sagt Ralf Ahrens, Fondsmanager bei Frankfurt Trust.
Als 2010 die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals die drei Prozent unterschritten hatte, jammerten viele Investoren bereits über zu niedrige Zinsen. Dass sich die Rendite von da an noch vierteln könnte, galt für viele als unvorstellbar. Von dem Zinsrutsch haben Rentenfonds naturgemäß profitiert. Denn sinken die Zinsen, steigen die Kurse der Anleihen, die mit höheren Zinskupons ausgegeben wurden. Anteile der Fonds, die alte Anleihen halten, werden wertvoller.
Fondsmanager verteilen das Geld der Anleger über verzinste Wertpapiere („Renten“), die von Staaten, Banken oder Unternehmen ausgegeben werden. Die Qualität der Schuldner bestimmt das Risiko des Fonds. Ein zusätzliches Risiko für Rentenanleger ist eine mögliche Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im kommenden Jahr.
Sollten daraufhin die Marktzinsen steigen, geben die Kurse bereits notierter Anleihen nach. Das ist so, weil neue Papiere dann einen höheren Zinskupon haben werden; Altanleihen können diesen Nachteil nur über günstigere Kurse ausgleichen, sonst würde sie niemand mehr kaufen.
Viele Experten teilen die Einschätzung von Michael Mewes. Der Leiter des Anleiheteams bei JP Morgan Asset Management in Frankfurt rechnet damit, „dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im September 2015 auf 0,5 Prozent anhebt“.