Rentenfonds Wo sich Anleihen noch lohnen

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Unternehmensanleihen

Quelle: gms

Immer mehr Unternehmen finanzieren sich am Kapitalmarkt, statt einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen. Das Geld kommt von den derzeit begehrten Unternehmensanleihefonds. Aber auch immer mehr Manager traditioneller Rentenfonds greifen hier zu. Viele Unternehmen gelten ihnen inzwischen als ebenso kreditwürdig wie Staaten. Kühlt die Konjunktur ab, geraten Unternehmen mit guter Bonität nicht so unter Druck, so ihre Hoffnung. „Sie können sich dem veränderten Umfeld durch ein hohes Liquiditätspolster und Kostensenkungen schneller anpassen als Staaten“, sagt Fondsmanager Dietmar Zantke.

Weil sich ihre Vorteile längst herumgesprochen haben, sind allerdings auch die Renditen solider Firmenbonds stark gesunken. Zu Minizinsen können die Unternehmen aus dem Vollen schöpfen. Der Lebensmittelkonzern Nestlé sammelte in der vergangenen Woche gleich eine Milliarde Euro für zehn Jahre von Anlegern ein und zahlt dafür nur 1,75 Prozent Zinsen.

Für Schuldenexzesse zahlen

Champagnerkorken knallten dennoch nicht in den Unternehmenszentralen, sagt Zantke: „Über die Liquiditätsschwemme der Notenbanken freuen sich vor allem Banken. Unternehmen denken langfristiger und wissen, dass sie irgendwann für die Schuldenexzesse der Staaten zahlen müssen.“ Jetzt sparen Konzerne zwar bei den Zinsen, aber stehen dafür vor der Herausforderung, mit weniger Wirtschaftswachstum zurechtkommen zu müssen.

Anlegern werden Kursrisiken nicht üppig vergütet. Der Autobauer Volkswagen brachte jüngst ein zehnjähriges Papier mit Zinsen von 2,37 Prozent. Für Zantke ist der einprozentige Aufschlag gegenüber Bundesanleihen zu wenig für das konjunktursensible Autogeschäft und die Chinarisiken bei VW. Er kaufte lieber eine Anleihe der Reederei Maersk, die bei siebenjähriger Laufzeit und 3,37 Prozent Zinsen einen Renditeaufschlag von 2,5 Prozent bietet.

Gut verpackte Schulden

Besonders beliebt sind Anleihen von Unternehmen mit wenig konjunkturabhängigen Geschäften wie Nahrung, Pharma oder Telekommunikation. Im besten Fall macht das internationale Geschäft sie weitgehend unabhängig vom Heimatmarkt, für Wachstum sorgen gut laufende Schwellenmärkte. Die US-Konzerne Microsoft und Johnson & Johnson etwa spielen in der gleichen Bonitätsliga wie Deutschland und müssen für ihre Anleihen kaum mehr bieten. Ratings geben einen Hinweis darauf, wie kreditwürdig ein Schuldner ist.

Ein AAA ist die Bestnote, auch AA, A und BBB zählen noch zum sogenannten Investmentgrade der zahlungskräftigen Schuldner. In der Liga spielen Henkel, Volkswagen, Daimler, Google oder Gazprom. In die Ränge darunter sortieren die Agenturen Unternehmen oder Staaten, bei denen sie nicht sicher sind, ob sie die Schulden auf Dauer bedienen. Diese Titel gehören wieder in eine andere Fondskategorie (High Yield, siehe Seite 102).

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