Rentenfonds Wo sich Anleihen noch lohnen

Gute Fondsmanager schafften mit Anleihen zuletzt zweistellige Gewinne. Angesichts rekordniedriger Zinsen wird dies schwieriger. Welche Fonds auch künftig noch Chancen bieten.

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Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Wenigstens Irland ist vorerst aus dem Schneider. Nach harten Sparanstrengungen sammelt die Insel jetzt im Wettbewerb um Anlegergelder wieder Pluspunkte. Mit Michael Hasenstab haben die Iren schon einen der größten Rentenfondsmanager auf ihrer Seite. Hasenstab verwaltet beim US-Haus Franklin Templeton in zwei Fonds 65 Milliarden Dollar. Etwa 4,5 Milliarden hat er auf Irland gesetzt und traut dem Land offenbar zu, dass es seine Zins- und Rückzahlungsversprechen erfüllt.

Irische Staatsanleihen gehören in Hasenstabs Templeton Global Bond-Fonds und im Global Total Return zu den großen Einzelpositionen. Auch deutsche Anleger müssen darauf hoffen, dass die Wette aufgeht: Sie haben fünf Milliarden Euro in den Hasenstab-Fonds stecken, deren Wert in diesem Jahr um respektable 12 und 14 Prozent stieg.

Risikofreude steigt

Rentenfonds galten traditionell als eher risikoarme Geldanlagen. Über viele Jahre bewegten sich insbesondere die Kurse von Staatsanleihen solide aufwärts. Alle Fonds streuen das Geld über verzinste Wertpapiere („Renten“), die von Staaten, Banken oder Unternehmen ausgegeben werden. Je nach Güte der Schuldner, die sie dabei bevorzugen, unterscheidet sich das Risiko. Dass hierzulande in Rentenfonds angelegte Vermögen wuchs auf 197 Milliarden Euro. In diesem Jahr aber sind Anleger durchaus risikofreudig, vor allem deshalb, weil sichere Euro-Staatsanleihen kaum noch Zinsen bringen. Zu den Favoriten deutscher Anleger gehörten im ersten Halbjahr US-Dollar-, Unternehmensanleihen- und Schwellenländer-Rentenfonds.

Anleihespekulationen auf die Euro-Krisenländer sind derzeit die heißesten Wetten. Anleihekurse reagieren auf Angebot und Nachfrage sowie auf die Zinsentwicklung: Ist die Nachfrage hoch, steigt der Preis der Anleihen, sie haben Kursgewinne, die Rendite sinkt. Gehen neu ausgegebene Anleihen mit höheren Zinssätzen an den Markt, geben die Kurse bereits notierter Anleihen nach, weil sonst niemand die noch niedrig verzinsten kaufen würde.

Entwicklung der Staatanleihen in der Schuldenkrise
Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe seit Januar 2010 Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen USA Quelle: Bloomberg
Staatsanleihen Griechenland Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Portugal Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Irland Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Italien Quelle: Bloomberg
Bundesanleihen Spanien Quelle: Bloomberg

Kursgewinne im Süden

Zuletzt fielen die Renditen, vor allem wohl deshalb, weil die Europäische Zentralbank (EZB) Papiere kauft und erklärt hat, die Euro-Zone um jeden Preis zusammenhalten zu wollen. Irische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit werfen statt zehn Prozent Rendite jetzt nur noch 5,8 Prozent ab, portugiesische statt 16 noch 9,3 Prozent, spanische 6,7 statt einst 8,3. Auch die Renditen griechischer Anleihen erholen sich und lieferten in nur drei Monaten Kursgewinne bis zu 70 Prozent.

Nicht alle Fondsmanager beteiligen sich an den Spekulationen, denn die Würfel sind in der Euro-Krise längst nicht gefallen. Die meisten bleiben angesichts der Unsicherheit erst einmal dort, wo sie schon lange sicher waren: in deutschen, amerikanischen, norwegischen, kanadischen oder australischen Staatsanleihen. Sie hoffen dort auf Schutz vor kollabierenden Euro-Ländern. Nur wenige haben so gute Nerven wie Hasenstab. Warnschüsse von Ratingagenturen, die EU-Staaten wie Deutschland mit dem Entzug von Bonitätsbestnoten drohen, werden derzeit überhört. Bundesanleihen bleiben gefragt, obwohl Deutschland für die Euro-Schuldenkrise mithaftet.

Bis zu 48 Prozent plus

In welchen Ländern der Einstieg lohnt - und wo nicht
SpanienEine durchschnittliche Dividendenrendite von mehr als neun Prozent klingt auf den ersten Blick natürlich verlockend. Allerdings dürften den meisten bei Spanien auch die Alarmglocken schrillen. Die Staatsverschuldung des Landes droht auf bis zu 90 Prozent des BIP anzusteigen. Die Neuverschuldung liegt mit 8,9 Prozent (Ende 2011) deutlich über der erlaubten Defizitgrenze von drei Prozent. Belastend ebenfalls die hohe Jugendarbeitslosigkeit: Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums ist in Spanien jeder zweite Jugendliche arbeitslos. Für die Finanzmärkte steht das Land am Rande des Abgrunds, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Rendite der zehnjährigen spanischen Referenzanleihe trotzig bei fast sieben Prozent verharrt. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 9,4 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 0,93 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 4,2 Dividendenrendite: 9,05 ProzentEmpfehlung: Halten Sie sich besser zurück. Quelle: Keppler Asset Management Quelle: dpa
GriechenlandNoch höher die Dividendenrendite bei den Hellenen - doch zu welchen Rahmenbedingungen? Griechenland macht bei der Bewältigung der Schuldenkrise offenbar kaum Fortschritte. Medienberichten zufolge hat die griechische Regierung mehr als zwei Drittel der Sparvorgaben nicht erfüllt. Auch bei den dringend benötigten Privatisierungen kommt man in Athen nur sehr langsam voran. Nun will das Land bei seinen internationalen Geldgebern eine Streckung der neuesten Sparauflagen um mindestens zwei Jahre erwirken. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 8,0 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,69 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 5,3 Dividendenrendite: 12,12 ProzentEmpfehlung: Besser Finger weg! Quelle: dpa
Anleger an der australischen Börse Quelle: dpa
FrankreichAuch Frankreich leidet unter der Eurokrise. So ist die Industrieproduktion des Landes im Mai kräftig gesunken. Im Jahresvergleich sank die Produktion um 3,5 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit Ende 2009. Unter Druck ist vor allem die Autoindustrie. Sie schockt derzeit mit Werksschließung und Massenentlassungen. Im August will die Regierung von Präsident Francois Hollande daher Hilfen präsentieren. Andererseits könnte der Branche mit rund 600.000 Beschäftigten angesichts der starken Konkurrenz aus Deutschland und Asien ein fataler Niedergang drohen. Trotzdem: Im Vergleich zu anderen kriselnden Euro-Staaten verfügt Frankreich über eine solide industrielle Basis. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 11,1 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,08 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 6,1 Dividendenrendite: 4,26 ProzentEmpfehlung: Risikoreich, aber günstig bewertet. Ein Einstieg könnte sich auszahlen. Quelle: ap
DeutschlandDer Dax befindet sich Charttechnikern zufolge weiterhin in einem Bärenmarkt. Vielen Investoren machen sich aufgrund des erheblichen finanzielle Einsatz Deutschlands zur Rettung der Währungsunion große Sorgen. Doch während die Statistiken von ZEW- und dem Ifo-Index darauf hindeuten, dass die deutsche Wirtschaft in den Strudel der Krise gerät, lässt die Kauflaune der Deutschen noch nicht nach. Zudem sehen sich die deutschen Dax-Unternehmen mit prall gefüllten Kassen gut gerüstet. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 11,5 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,25 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 6,0 Dividendenrendite: 3,83 ProzentEmpfehlung: Die Experten von Keppler sagen "kaufen" - immer noch. Quelle: dapd
SchwedenDie skandinavischen Staaten zählen neben Deutschland zu den wirtschaftlich stabilsten Ländern Europas. Auch Schweden kann mit guten Wirtschaftsdaten glänzen. So verzeichnet das BIP seit der Finanzmarktkrise große Zuwachsraten. Das Analysehaus sieht den schwedischen Markt jedoch als Verkaufskandidat. Das liegt unter anderem am hohen KBV sowie KCV. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 12,8 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,81 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 9,2 Dividendenrendite: 2,89 ProzentEmpfehlung: Schön, aber zu teuer. Verkaufen!
Hong KongChinas Wirtschaft wuchs zu Jahresanfang so schwach wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt mit einer Jahresrate von 8,1 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den vergangenen Boom-Jahren. Der Internationale Währungsfonds sagt für 2012 ein Wachstum von 8,2 Prozent voraus, nach plus 9,2 Prozent im Vorjahr. Langfristig aber führt für Investoren kein Weg an Asien vorbei. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 12,1 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,27 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 9,3 Dividendenrendite: 3,16 ProzentEmpfehlung: Jetzt einsteigen Quelle: ap

Bislang war es durchaus lohnend, sich auch bei negativen Realzinsen (Zinsen minus Inflation) noch in Staatsanleihen zu engagieren. Die Anleihen profitierten davon, dass immer mehr Geld auf der Suche nach Sicherheit bei ihnen landete und die Kurse stiegen. Wer etwas mehr Rendite sucht, wird bei Schwellenländerzinspapieren oder Unternehmensanleihen fündig.

Die Schuldenkrise führt zu merkwürdigen Entwicklungen. Investoren kaufen US-Anleihen (Treasuries) oder britische Staatsanleihen (Gilts), obwohl keines der Länder bei den Schulden besser dasteht als die Euro-Zone. Allein durch die Währungsaufwertung des Dollar und Pfund gegenüber dem Euro erzielten Anleger ein Plus von 15 Prozent in einem Jahr.

Da die Staatsanleihen beider Länder zudem noch als sicherer Hafen gelten, kamen für Euro-Land-Anleger in den Rentenfonds aus Währungs- und Kursplus der Anleihen über 30 Prozent Gewinn an. Bis zu 48 Prozent in zwölf Monaten ließ sich mit Portfolios wie dem Pimco Euro Ultra Long Duration verdienen, der in Euro-Zinspapiere investiert, die erst in bis zu 30 Jahren zurückgezahlt werden – von dann hoffentlich noch als sicher eingestuften Schuldnern wie den USA oder Deutschland. Fallen am Markt die Zinsen, steigt der Anleihekurs umso stärker, je länger die Anleihe läuft. Davon profitierten die Fondsspezialitäten.

Alternativ: börsengehandelte Indexfonds

Bekommen die Euro-Länder irgendwann ihre Probleme in den Griff, könnten Anleger aus diesen Papieren auch schnell aussteigen. Dann wären die neubewerteten und renditestärkeren Peripherieanleihen von Spanien, Italien oder Portugal mitunter auch ein neues Ziel für all jene, die sich jetzt in Unternehmensanleihen oder Schwellenländer flüchten. „Alle Anleger suchen händeringend nach Renditeaufschlägen. Aber alles, was jetzt eingekauft wird, ist ziemlich teuer“, sagt Bernd Früh, Rentenfondsmanager beim Schweizer Fondshaus Tiberius.

Erfahrene Fondsmanager können das Kursrisiko begrenzen, wenn sie Anleihen verschiedener Laufzeiten und Schuldner kaufen oder von kursgefährdeten Langläufern in stabilere Kurzläufer umschichten. Wer Fondsmanagern nicht zutraut, dass sie langfristig besser abschneiden als ein Index, der kann sein Depot statt mit aktiv gemanagten Fonds mit einem kostengünstigen ETF, also einem börsengehandelten Indexfonds, bestücken (siehe Chartgalerie oben).

Die Zentralbanken werden weiterhin die Zinsen niedrig halten, nur so werden die Staaten ihre Schulden los. Doch den Sparern droht die glatte Enteignung. Fünf Finanzmarkt-Kenner erklären, wie Anleger gegenhalten können.
von Annina Reimann, Hauke Reimer

Anleihen gehören zumindest als Beimischung ins Depot, denn nur sie bieten eine einigermaßen kalkulierbare Rückzahlung zum Laufzeitende sowie feste Zinszahlungen. Ihren Anteil klein halten kann, wer schon in eine Lebensversicherung einzahlt, denn Lebensversicherer kaufen vor allem Anleihen.

Die Experten des jüngsten WirtschaftsWoche-Roundtable erwarten zwar eine schleichende Enteignung der Sparer, verursacht durch niedrige Staatsanleihezinsen und anziehende Inflation. Ganz auf Zinspapiere verzichten mag aber keiner, sei es, um kurzfristig in ihnen Liquidität zu parken, sei es, um durchaus noch mögliche höhere Renditen von Schwellenländeranleihen mitzunehmen oder in fremde Währungen zu investieren.

Und: Dass das Zinstief schon erreicht ist und Anleihekurse fortan deshalb nur noch fallen werden, ist längst nicht ausgemacht: Tiberius-Manager Früh glaubt sogar, dass ein Zinstief erst in vielen Jahren erreicht wird, ähnlich wie nach anderen Krisen. „Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 erreichten die Zinsen erst 1951 ihr Tief, in Japan sind die Zinsen nach der Immobilienkrise des Jahres 1990 noch heute bei null Prozent.“

Euro-Staatsanleihen

Bis zum Jahresende müssen die Euro-Staaten noch neue Anleihen über 245 Milliarden Euro am Markt verkaufen, allein auf Italien kommen 103 Milliarden. Leicht wird das nicht. Denn Fondsmanager der großen Euro-Rentenfonds halten derzeit still. Meist ist der Bestand an italienischen Papieren in den Fonds schon hoch. In Euro-Land-Indizes, an denen sich viele orientieren, hat das Land einen Anteil von einem Drittel.

Und Anleger ziehen aus einigen Fonds bereits Geld ab. Das Volumen des Allianz Pimco Euro Rentenfonds sank in diesem Jahr um 300 Millionen Euro, obwohl der Fonds bisher mit neun Prozent Wertgewinn glänzte. Ganz klar: Die Euro-Krise hat die gewöhnlich konservative Klientel der Staatsanleihefonds verschreckt.

Die Fonds, eher Hausmannskost unter den Rentenfonds, brachten einst solide Zinsen, Kursgewinne waren ein Sahnehäubchen, Kursschwankungen hielten sich in Grenzen. Sie waren ein solider Baustein im Depot, der sich bewährte, wenn die Aktienkurse fielen. Seit Zweifel an der Zahlungsfähigkeit großer Schuldner wie Italien und Frankreich den Markt schocken, gilt dies alles nicht mehr. Erfahrene Fondsmanager haben rechtzeitig umgesattelt und mit Kursgewinnen deutscher, niederländischer, österreichischer oder finnischer Anleihen die Schwäche anderer Papiere aufgefangen.

Polit-Geschacher verschreckt Anleger

Vielen fällt es aber immer schwerer, den Markt einzuschätzen, den fast nur noch Notenbanker bewegen. „Die politische Situation ist unwägbar. Eigendynamische politische Prozesse wie nach dem Mauerfall 1989 sind denkbar“, sagt Tiberius-Fondsmanager Bernd Früh. Ruhender Pol ist der Bund. Er gilt nicht nur als sicherer Schuldner, Bundesanleihen zählen auch zu den liquidesten Papieren. Wer sie kauft, weiß, dass er schnell wieder aussteigen kann. Zudem sind Bunds als Sicherheiten für Derivategeschäfte beliebt. Banker stört es dabei nicht, dass deutsche kurzlaufende Anleihen eine negative Rendite haben.

Einen Geldmarktfonds mit Bundespapieren sollten Privatanleger allerdings besser durch Festgeld ersetzen, weil die Kosten der Fonds das Ergebnis zu stark belasten. In traditionellen Euro-Rentenfonds können die Fondsmanager alle Laufzeiten mischen und etwas mehr herausholen.

Früh hält Staatsanleihen bester Bonität mit längeren Laufzeiten trotz der Kursrisiken für unverzichtbar. „Sie diversifizieren in Krisen das Risiko und haben Kursgewinne, wenn Schwellenländeranleihen oder Hochzinspapiere in Turbulenzen geraten sollten.“ Fazit: Wer das eine kauft, sollte das andere mit ins Depot nehmen.

Unternehmensanleihen

Quelle: gms

Immer mehr Unternehmen finanzieren sich am Kapitalmarkt, statt einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen. Das Geld kommt von den derzeit begehrten Unternehmensanleihefonds. Aber auch immer mehr Manager traditioneller Rentenfonds greifen hier zu. Viele Unternehmen gelten ihnen inzwischen als ebenso kreditwürdig wie Staaten. Kühlt die Konjunktur ab, geraten Unternehmen mit guter Bonität nicht so unter Druck, so ihre Hoffnung. „Sie können sich dem veränderten Umfeld durch ein hohes Liquiditätspolster und Kostensenkungen schneller anpassen als Staaten“, sagt Fondsmanager Dietmar Zantke.

Weil sich ihre Vorteile längst herumgesprochen haben, sind allerdings auch die Renditen solider Firmenbonds stark gesunken. Zu Minizinsen können die Unternehmen aus dem Vollen schöpfen. Der Lebensmittelkonzern Nestlé sammelte in der vergangenen Woche gleich eine Milliarde Euro für zehn Jahre von Anlegern ein und zahlt dafür nur 1,75 Prozent Zinsen.

Für Schuldenexzesse zahlen

Champagnerkorken knallten dennoch nicht in den Unternehmenszentralen, sagt Zantke: „Über die Liquiditätsschwemme der Notenbanken freuen sich vor allem Banken. Unternehmen denken langfristiger und wissen, dass sie irgendwann für die Schuldenexzesse der Staaten zahlen müssen.“ Jetzt sparen Konzerne zwar bei den Zinsen, aber stehen dafür vor der Herausforderung, mit weniger Wirtschaftswachstum zurechtkommen zu müssen.

Anlegern werden Kursrisiken nicht üppig vergütet. Der Autobauer Volkswagen brachte jüngst ein zehnjähriges Papier mit Zinsen von 2,37 Prozent. Für Zantke ist der einprozentige Aufschlag gegenüber Bundesanleihen zu wenig für das konjunktursensible Autogeschäft und die Chinarisiken bei VW. Er kaufte lieber eine Anleihe der Reederei Maersk, die bei siebenjähriger Laufzeit und 3,37 Prozent Zinsen einen Renditeaufschlag von 2,5 Prozent bietet.

Gut verpackte Schulden

Besonders beliebt sind Anleihen von Unternehmen mit wenig konjunkturabhängigen Geschäften wie Nahrung, Pharma oder Telekommunikation. Im besten Fall macht das internationale Geschäft sie weitgehend unabhängig vom Heimatmarkt, für Wachstum sorgen gut laufende Schwellenmärkte. Die US-Konzerne Microsoft und Johnson & Johnson etwa spielen in der gleichen Bonitätsliga wie Deutschland und müssen für ihre Anleihen kaum mehr bieten. Ratings geben einen Hinweis darauf, wie kreditwürdig ein Schuldner ist.

Ein AAA ist die Bestnote, auch AA, A und BBB zählen noch zum sogenannten Investmentgrade der zahlungskräftigen Schuldner. In der Liga spielen Henkel, Volkswagen, Daimler, Google oder Gazprom. In die Ränge darunter sortieren die Agenturen Unternehmen oder Staaten, bei denen sie nicht sicher sind, ob sie die Schulden auf Dauer bedienen. Diese Titel gehören wieder in eine andere Fondskategorie (High Yield, siehe Seite 102).

Globaler Anleihenmix

Blick auf die Erde Quelle: dpa

Die Manager global gemischter Anleihenportfolios dürfen sich auf der ganzen Welt austoben. Könner wechseln zwischen sämtlichen Anleihearten, Weltregionen und Währungen. Spitzenfonds wie der Templeton Global Bond brachten über zehn Jahre im Schnitt 8,3 Prozent Rendite, der Starcapital Bond Value 7,2 Prozent. Mitunter geht beim Mischen einiges schief. Beim C-Quadrat Active Bond etwa blieben Anlegern in der Zeit nur 1,4 Prozent pro Jahr und damit noch weniger als auf einem Festgeldkonto.

Von Australien bis Zypern

Ob sich die Strategie von Templeton-Fondsmanager Michael Hasenstab auszahlt, der sich weit von den Vorgaben globaler Bondindizes entfernt, wird sich zeigen. Er ist aus den marktbeherrschenden Staatsanleihen – US-Treasuries, Bundesanleihen sowie japanische Papiere – konsequent ausgestiegen, weil sie ihm zu teuer sind. An ihre Stelle sind Papiere aus Irland, Polen, Norwegen und Australien getreten. Die Strategie kann ihn zurückwerfen, sollten andere weiterhin die USA als sicheren Hafen ansteuern und den Dollar hochtreiben.

Manager globaler Anleihenfonds spielen im Portfolio die gesamte Klaviatur des Rentenmarktes, von Staatsanleihen bis zu Pfandbriefen und Wandelanleihen. Und um nicht mit Staatsanleihen komplett am Tropf politischer Entscheidungen zu hängen, kaufen viele auch Unternehmensanleihen. Zudem hantieren die Manager mit einer Vielzahl von Währungen. Das lässt den Kurs der Fonds mitunter stärker schwanken als bei reinen Euro-Rentenfonds, brachte aber zuletzt hohe Kursgewinne durch die Euro-Schwäche.

Politik gibt den Ton vor

War der Austral-Dollar bislang eine Gewähr für Gewinne, wetten Fondsmanager mit australischen Staatsanleihen derzeit auf eine Wachstumsverlangsamung in China: Sinkt die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen aus Australien, bremst das dort die Wirtschaft. Die australische Notenbank könnte die Zinsen senken. Innerhalb von zwei Jahren gab die Rendite der zehnjährigen Staatspapiere – auch durch die hohe Nachfrage – allerdings schon von sechs auf nur noch drei Prozent nach.

Gut verpackte Schulden Teil 2

Die Wachstumsverlangsamung und die akuten Probleme bei der Bankenfinanzierung im Reich der Mitte könnten die von vielen erwartete Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi bremsen. Andere Asien-Anleihen hingegen punkten, etwa die aus Indonesien oder dem wirtschaftsstarken Südkorea. Auch immer mehr Schwellenländeranleihen etwa aus Südafrika oder Mexiko sind Bestandteil globaler Portfolios.

Schwellenländer

Quelle: dpa-tmn

So viele Argumente sprechen für eine Investition in Schwellenländern, trommelten gerade die Marketingspezialisten von JP Morgan Asset Management – und dennoch, oh Wunder, packten nur zwei Prozent der Bundesbürger Papiere aus den Emerging Markets in ihr Depot. Liegen die Deutschen damit falsch?

Auf den ersten Blick schon. Die Euro-Krise weit weg, die Prozente auf Anleihen sind noch berauschend, wie beispielsweise in Brasilien. Das Land zahlt zehn Prozent Zinsen – allerdings nur für Anleihen in heimischer Währung. Die Rendite haben jüngst Währungsverluste des Real gegenüber dem Euro getrübt. Traditionelle Schwellenländerrentenfonds investieren in die Dollar-Anleihen der Länder, deren Kurse etwas weniger schwanken, weil die Anleihen liquider sind. Neuere Fonds nutzen den wachsenden Markt der Lokalwährungen („Local Currency“), um durch Währungsgewinne stärker zu punkten.

Mexiko, Brasilien, Russland, Polen, Südafrika, Indonesien & Co. entwickeln sich wirtschaftlich rasant und verkleinern den Abstand zu den Industriestaaten. Das hat Schwellenländerfonds schon hohe Kursgewinne gebracht: Seit 2008 wurden mehr als 170 Staaten, darunter Tschechien, Brasilien und Kolumbien, von den Ratingagenturen bei der Bonität hochgestuft, mehr als 60 Prozent der Schwellenländer haben jetzt laut JP Morgan ein Investmentgrade-Rating, spielen also in der Liga der soliden Schuldner mit.

Fette Rendite, aber Bauchweh droht

Die durchschnittliche Verschuldungsquote liegt bei den Schwellenländern bei nur 34 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, während es bei Industrieländern im Schnitt 100 Prozent sind, bei Japan sogar 200 Prozent.

Aber die Scheu der Bundesbürger ist durchaus berechtigt. Denn ebenso wie die Hochzinsanleihen von Unternehmen profitieren die Märkte von der unkonventionellen Liquiditätspolitik der Notenbanken. Mancher fürchtet bereits, dass die Gelder, die jetzt so massiv in die Märkte fließen, dort gar nicht sinnvoll investiert werden und es zu Fehlentwicklungen kommt – wie in Europa am Immobilienmarkt in Spanien. In China entstehen bereits Geisterstädte. Sollten sich die Probleme mit faulen Krediten dort ausweiten, könnten andere Schwellenmärkte in Sippenhaft genommen werden.

In Krisen halbiert sich das Vermögen eines Fonds mitunter. Danach war bisher immer ein guter Zeitpunkt für einen Kauf. Zehn Jahre lang im Schnitt um die neun Prozent Rendite waren bei den speziellen Anleihefonds keine Seltenheit. Fondsmanager müssen es eben schaffen, die stabileren Märkte zu identifizieren. Aufgrund guter Daten wie einer niedrigen Verschuldung und guter Realrenditen (Zins minus Inflation) stechen aktuell etwa Brasilien und Mexiko hervor. Bis 2011 hatten Inflationssorgen Schwellenlandanleihen zugesetzt. Jetzt können manche die Zinszügel locker lassen, weil gesunkene Rohstoffpreise das Inflationsproblem verringern.

Hochzinsanleihen

Bild Aktienkurs Quelle: AP

Mit seinen Aktien steht der Bad Homburger Gesundheitskonzern Fresenius im Scheinwerferlicht des Leitindex Dax. Als Anleiheemittent hingegen führt Fresenius ein Schattendasein mit Schrottstatus – zumindest deuten das die Ratingagenturen so. Von Standard & Poor’s gibt es nur die Bonitätsnote BB-. Sie sorgen sich um die seit dem Jahr 2000 durch Unternehmenskäufe angehäuften Schulden. Anleger bekommen derzeit dennoch nur eine Rendite von 3,3 Prozent für ein bis 2019 laufendes Papier.

Schrottpapiere mit Rendite-Kick

Das ist nicht viel für einen Markt, an dem hochriskante und deshalb hochverzinste Anleihen ausfallgefährdeter Schuldner (High Yields) gehandelt werden. In den Fonds ist das Geld nicht unbedingt sicher, aber renditestärker angelegt. Weil sich Fondsmanager, die sich im Markt auskennen, an noch niedrigere Bonitätsnoten als die von Fresenius heranwagen, liegt die Durchschnittsrendite der Anleihen in manchem Portfolio durchaus bei sieben Prozent – sogar für kurze Laufzeiten um die drei Jahre.

Eigentlich kommt es gar nicht so oft vor, dass Anleihen nach einer Pleite auf null gesetzt werden. Derzeit sind bereits hohe Annahmen zu Ausfallraten eingepreist: „Historisch liegt die Ausfallrate im Hochzinsbereich bei etwa 20 Prozent, derzeit wird damit gerechnet, dass in Europa auf Fünfjahressicht knapp 50 Prozent ausfallen könnten“, sagt Dietmar Zantke von Zantke Asset Management. Seiner Meinung nach ist das zu viel – und spricht dagegen, dass sich eine Blase entwickelt habe. Er investiert trotzdem defensiv und bevorzugt Anleihen, die mit mindestens B- noch recht gut benotet werden.

Schwankungen wie bei Aktien

Aber die Zyklen in diesem Markt sind gefürchtet und denen der Aktien sehr ähnlich: Auf die Rezession, mit Kurseinbrüchen der Papiere, folgen in der Erholung hohe Gewinne, weil weniger Unternehmen pleitegehen. In der Wachstumsphase verbessern Unternehmen ihre Bilanzen und bauen die Verschuldung ab.

Einige bekommen bessere Bonitätsnoten, das führt zu Kursgewinnen der Anleihen. Laufen neue Ramschanleihen an der Börse wie geschnitten Brot, besorgen sich Unternehmen massiv frische Gelder, und es bildet sich mitunter eine Blase. Auf sie folgt früher oder später ein Crash, entweder weil die Wirtschaft lahmt oder weil sich Kredite verteuern. Wer die Zeit zum Einstieg nutzte, holte zweistellige Renditen heraus. In einem Depot sollten die Fonds maximal einen Anteil von zehn Prozent bekommen – sonst wird der Nervenkitzel zu groß.

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