Rettungsanker Gold "Die Notenbankpolitik wirkt wie ein Vorschlaghammer"

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"Gold im Depot ist wichtig als Cash-Ersatz"

Ist Gold nicht schon wieder relativ teuer?

Sicher würde ich Gold nicht zu jedem Preis kaufen, man muß jedoch zwischen Versicherungsgold und Performancegold unterscheiden. Physisches Gold sollte ein wesentlicher Bestandteil jedes Portfolios sein, nachdem es die einzige Währung ist, die keinerlei Gegenparteienrisiko trägt.

Wie lange sollten Anleger Gold halten?

Ein gewisser Goldanteil macht immer Sinn. Aber ich bin auch kein radikaler Goldfundamentalist. Ich freue mich auch darüber, wenn das Umfeld wieder besser und Zinsen wieder höher sind. Dann ist es wieder an der Zeit, Goldbestände abzubauen und Gold im Depot geringer zu gewichten. Wichtig für den Goldpreis sind eben die Opportunitätskosten und da speziell die Realzinsen. Aber solange die Realzinsen sehr niedrig oder sogar negativ sind, macht es aus meiner Sicht Sinn, Gold zu halten.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Rechnen Sie mit einem weiteren Preisanstieg bei Gold?

Ein Goldanteil im Depot ist wichtig – und zwar nicht als Investment, sondern als Cash-Ersatz. Das ist Geld, das sich im Laufe der Jahrhunderte einfach durchgesetzt hat. Der Goldbestand kann nicht einfach inflationiert werden. Was den Goldpreis angeht: Beim Gold ist das Stimmungsbild derzeit extrem negativ. Gold interessiert im Moment niemanden mehr. Auf der anderen Seite hat der Goldpreis seit Jahresanfang doch deutlich zugelegt. Ich bin zuversichtlich, dass diese mehrjährige Korrekturphase jetzt zu Ende ist. Es könnte für Gold also gut weiter aufwärts gehen.

Die Anleger haben sich vom Gold doch abgewendet, weil die Krise ihren Schrecken verloren hat. War das falsch?

Gold ist ein irrsinnig emotionales Thema. Nirgendwo sonst sind die Diskussionen so leidenschaftlich. Bei Aktien oder Staatsanleihen ist niemand so euphorisch oder pessimistisch. Aber wenn man Gold mit den üblichen Argumenten negiert, dass es keinen Zins einbringt und hochspekulativ sei, so ist das eine gewisse Ignoranz der Geschichte gegenüber. Im Zuge von großen Krisen oder einer Neuordnung des Weltwährungssystems sind die Menschen immer zu Gold zurückgekehrt. So wird es in Zukunft auch immer wieder sein.

Sie bezeichnen es selbst als einen der größten Anlegerfehler, aus der Historie auf die Zukunft zu schließen und dass niemand wüsste, wie die ganzen Geldexperimente ausgehen. Wäre nicht auch ein ganz neues Szenario denkbar?

Das kann natürlich auch passieren. Aber ich glaube, dass der Markt im Zuge der Geschichte einfach Gold - und teilweise auch Silber - auserkoren hat, weil es die besten Eigenschaften für eine Währung hat. Es gibt eben gute Gründe dafür – auch wenn das nicht bedeuten muss, dass es auch in Zukunft so bleibt. Das zeigen zum Beispiel die Krypto-Währungen wie etwa Bitcoins. Im Zuge einer Krise werden die Menschen aber wieder auf das Vertrauen, was schon in der Vergangenheit funktioniert hat. Die Generation unserer Eltern kauft Gold aus Angst vor Inflation. Die Nachfrage aus den Schwellenländern, allen voran China und Indien, ist mittlerweile dominant. In diesen Ländern ist es ganz normal, dass Gold als Geld angesehen wird. Zwar nicht für die täglichen Einkäufe, aber es wird einfach in Gold gespart. Der allmählich steigende Wohlstand dort ist auch ein gutes Argument für Gold.

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