Richtig vorsorgen Anlagetipps für Berufseinsteiger

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Versicherungen: Existenzielle Risiken absichern

Kein Arbeitnehmer ohne Versicherungsschutz: Es gibt eine ganze Reihe von Ausgaben, um die ein Angestellter nicht herum kommt. Eine Kranken- und Pflegeversicherung ist zum Beispiel ebenso vom Gesetzgeber vorgeschrieben wie eine Kfz-Haftpflichtversicherung für Autofahrer (Teil- und Vollkasko sind freiwillig).

Die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung gibt es zum einheitlichen Beitragssatz von 15,5 Prozent des Bruttolohns, private Versicherungen sind erst ab einem Einkommen ab 4.575 Euro brutto pro Monat möglich. Selbstständige und Beamte müssen sich privat versichern. Bei Angestellten zahlt der Arbeitgeber knapp die Hälfte der Pflichtbeiträge, der Rest wird vom Gehalt abgebucht.

Deutsche haben keine Ahnung von Finanzen
Geldanlagen werden nicht hinterfragtObwohl die Zinsen aktuell auf extrem niedrigen Niveau herumkrebsen, hinterfragt die Mehrzahl der deutschen Anleger ihre bestehenden Geldanlagen nicht (69 Prozent). Lediglich 31 Prozent nehmen das Niedrigzinsumfeld zum Anlass, ihre Anlageformen zu überprüfen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Union Investment. Analysten der Bank haben das Anlageverhalten der Deutschen im zweiten Quartal des laufenden Jahres untersucht. Quelle: dpa
Desinteresse und mangelnde KenntnisseDie allgemeine Zurückhaltung beruht zum einen auf Desinteresse und zum anderen auf mangelnden Kenntnissen. Nur 19 Prozent der Befragten setzen sich aus eigenem Antrieb mit Finanzangelegenheiten auseinander. Rund 53 Prozent setzen sich überhaupt nicht mit Finanzfragen auseinander. Nur jeder Fünfte glaubt sich mit Geldanlagen gut auszukennen. Satte 39 Prozent halten ihre Finanzkenntnisse für unzureichend. Quelle: dpa
Junge Erwachsene schätzen Kenntnisse am schlechtesten einBesonders schlecht um den Wissensstand in Sachen Geldanlagen steht es bei den jungen Erwachsenen. In der Altersgruppe der 20- bis 29-jährigen glauben lediglich 14 Prozent über gute Finanzkenntnisse zu verfügen. 59 Prozent halten ihr Wissen für nicht ausreichend. In der höheren Altersgruppe der 40- bis 49-jährigen sieht die Lage nicht viel besser aus. Hier sind nur 16 Prozent davon überzeugt gute Kenntnisse in Finanzfragen zu besitzen. Bei den Menschen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren sind es immerhin 24 Prozent, die glauben, ausreichendes Wissen über Geldanlagen zu haben. Quelle: IMAGO
Je höher das Einkommen, desto mehr Finanzwissen ist laut eigener Einschätzung vorhandenBefragte mit einem monatlichen Einkommen unter 1300 Euro schätzen ihr Finanzwissen besonders schlecht ein. Hier glauben nur drei Prozent über ausreichende Kenntnisse zu verfügen. In der Einkommensklasse über 2300 bis 3100 Euro steigt dieser Wert auf 14 Prozent, bei Menschen mit einem Einkommen über 4100 Euro liegt die Schätzung bei 34 Prozent, „Das Ergebnis der Studie zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei diesem wichtigen Thema ist. Selbst unter den lebenserfahrenen älteren Menschen und denjenigen mit höheren Einkommen fühlt sich nur eine Minderheit in Finanzangelegenheiten sattelfest“, sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. Quelle: dpa
Nur wenige SelbstentscheiderDie fehlenden Finanzkenntnisse sorgen für einen hohen Bedarf an Finanzberatung. 40 Prozent der Deutschen sind laut eigener Aussage bei ihren Anlageentscheidungen auf konkrete Empfehlungen ihres Bankberaters angewiesen. Besonders großen Wert auf die Beratung legen die 20- bis 29-jährigen (47 Prozent). Selbstentscheider hingegen gibt es nur wenige. Nur 33 Prozent der Haushalte investieren genügend Zeit, um eine möglichst treffende Anlageentscheidung zu treffen. Quelle: dpa
BauchgefühlIn erster Linie wollen sich die Deutschen mit ihren Finanzentscheidung wohlfühlen. 71 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen ein gutes Bauchgefühl dabei wichtig ist. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Bankberatern im Kundengespräch eine bedeutende Aufgabe zukommt. Sie müssen ihren Kunden die Vorteile einer breit gestreuten Geldanlage aufzeigen und Brücken zu chancenreicheren Investments bauen. Nur wer sein Vermögen ausgewogen strukturiert und einschätzbare Risiken eingeht, kann bei langfristig niedrigen Zinsen auskömmliche Erträge erzielen“, erläutert Gay. Quelle: dpa
Starke SicherheitsorientierungIm Vordergrund jeder Entscheidung steht die Sicherheitsorientierung. 63 Prozent der Befragten steht der Aspekt der Sicherheit an erster Stelle. Rund 25 Prozent legen Wert auf größtmögliche Flexibilität der Geldanlage. Nur jeder Zehnte hat hohe Gewinnziele im Blick. Quelle: dpa

Allerdings sollten gerade Berufseinsteiger mit dem Abschluss einer privaten Krankenversicherung noch vorsichtig sein. Die sind zwar in jungen Jahren deutlich billiger als die gesetzlichen Krankenkassen, allerdings bleibt der Weg zurück in die Gesetzliche in der Regel versperrt.

Außerdem sollten sich Interessenten darüber im Klaren sein, dass die Versicherungsbeiträge bei den privaten Versicherern im Alter dramatisch steigen können. Wer etwa eine Familie gründen möchte, muss zudem bedenken, dass Kinder und unter Umständen auch der Partner ohne Zusatzkosten in der gesetzlichen Kasse mitversichert sind, in der PKV hingegen muss für jede Person ein Beitrag bezahlt werden.

Private Haftpflicht, sinnvoll und günstig

Uneingeschränkt sinnvoll ist eine private Haftpflichtversicherung. Sie schützt gegen Schadenersatzansprüche bei persönlicher Haftung. Wer etwa einen Unfall mit großem Sachschäden oder sogar Verletzten verschuldet, muss mit hohen Zahlungen rechnen, teilweise sogar mit lebenslangen Rentenzahlungen an die Opfer.

Wer die aus eigener Tasche bestreiten muss, ist womöglich dauerhaft ruiniert. Eine Haftpflichtversicherung sollte mindestens Schäden bis zu einer Höhe von zehn Millionen Euro abdecken und kostet nicht viel, typischerweise nur ein paar Euro im Monat für einen Single.

Berufsunfähigkeit und Tod können noch warten

Wichtig, aber keineswegs zwingend ist ein Schutz vor den finanziellen Folgen von Arbeitsunfähigkeit und Tod. Meist hat der Abschluss dieser Policen noch ein paar Jahre Zeit. Wer aber als Alleinverdiener eine Familie mit kleinen Kindern zu versorgen hat, tut gut daran, diese Risiken zu versichern.

Gegen den eigenen Todesfall schützen junge Angestellte ihre Familie am günstigsten mit einer Risikolebensversicherung. Kapitallebensversicherungen, die gleichzeitig Sparkapital für die Altersvorsorge bilden, sind hingegen kostspielig und meist auch renditearm. Andere Sparvehikel sind da mittlerweile attraktiver. Aber dazu später mehr.

Die vielfach empfohlene Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) zahlt, wenn Krankheit oder Unfall verhindern, dass man seinen Beruf weiter ausübt. Gegen den Ausfall des Einkommens bietet die BU-Versicherung dann eine monatliche Rente, bis der Ruhestand erreicht ist.

Die Beiträge für so eine Versicherung sind zwar in jungen Jahren noch niedrig, allerdings sollten Berufseinsteiger beachten, dass auch hier die Beiträge mit den Jahren deutlich steigen können. Da diese Versicherung relativ kostspielig ist, sollten sich Berufseinsteiger den Abschluss gut überlegen und gegebenenfalls damit noch etwas warten, bis sich der weitere berufliche Weg abzeichnet. Wer weniger eine Krankheit als einen Unfall fürchtet, kann eine deutlich günstigere private Unfallversicherung abschließen. Gegen Arbeitsunfälle muss der Arbeitgeber versichern.

Die Ausgaben für die wichtigsten Versicherungen lassen sich in der Regel durch Tarifvergleiche niedrig halten. Am Anfang sollte es darum gehen, die laufenden Kosten so niedrig wie möglich zu halten, damit Spielräume für andere Ziele bleiben. Praktisch ist ein Tagesgeldkonto, das immer noch ein wenig mehr Verzinsung bietet als ein Girokonto. Ein Geldmarktfonds kann auch eine Alternative sein.

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