Als Satoshi Nakamoto, der geheimnisumwobene Erfinder des Bitcoins, die Kryptowährung vor über zehn Jahren ins Leben rief, wollte er ein Geldsystem fernab von staatlicher Kontrolle und der mächtigen Finanzindustrie initiieren. Doch mit Ripple stieg eine Kryptowährung in die Top 10 der Digitaldevisen auf, die ausgerechnet mit der Finanzbranche paktiert.
Mit einer Marktkapitalisierung von 19 Milliarden Dollar rangiert der Ripple-Coin XRP aktuell auf dem sechsten Platz der größten Kryptowährungen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung beim Bitcoin, der bekanntesten und größten Kryptowährung, beläuft sich auf etwa 505,1 Milliarden Dollar.
Der XRP-Kurs notiert aktuell bei etwa 0,37 Dollar (Stand: 17. März 2023; 10:25 Uhr). Von seinem bisherigen Rekordhoch im Januar 2018 (3,40 Dollar) ist die Digitalwährung weit entfernt. Warum ist das so? Und lohnt sich ein Investment? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Prognose, Chancen & Vorteile - was taugt Ripple (XRP)?
Was ist Ripple (XRP)?
Ripple ist im Kern keine Kryptowährung, sondern ein Netzwerk. Weiterentwickelt wird der Coin vom Technologieunternehmen Ripple Labs, das Softwarelösungen verkauft, mit denen sich Geld transferieren lässt. Die Digitalwährung selbst heißt XRP. Die Transaktionen werden auf der XRP-Blockchain gespeichert, mit der sich weltweit Zahlungen abwickeln und Währungen tauschen lassen. Ripple übernimmt dabei die Rolle eines Mittelsmanns zwischen zwei Parteien. Vor allem Banken und Finanzdienstleister nutzen Ripple. Das Netzwerk wurde 2012 gegründet.
Wer steckt hinter Ripple?
Ursprünglich wurde das Ripple-Konzept im Jahre 2004 von Ryan Fugger gegründet. Er wollte damit ein dezentralisiertes Geldsystem schaffen, indem eigenes Geld kreiert werden kann, und gründete die Plattform RipplePay.com. Chris Larsen und Jed McCaleb arbeiteten in dieser Zeit an einer Plattform für digitale Währungen.
Sie wurden auf RipplePay aufmerksam und schlugen Fugger eine Kooperation vor. 2012 wurde dann das Unternehmen OpenCoin gegründet, welches 2015 in Ripple Labs umbenannt wurde.
Der Programmierer McCaleb war bis 2013 im Unternehmen, schied dann jedoch aus nach großen Streitigkeiten. Er erhielt weit über 400 Millionen XRP als Entschädigung, die er nach und nach verkauft und damit auch den Kurs bewegte. Mittlerweile erschuf er seine eigene Kryptowährung „Stellar“, die ebenfalls zu den 30 größten Kryptowährungen gehört.
Chris Larsen blieb deutlich länger im Unternehmen und war einige Jahre als CEO tätig. Zudem beteiligte er sich an der Gründung des Finanzdienstleisters E-Loan oder der Online-Plattform Prosper Marketplace. Larsen hat ein Vermögen in Milliardenhöhe und war im Jahr 2018 sogar reicher als Mark Zuckerberg.
Der aktuelle CEO von Ripple Labs ist der 46-jährige Brad Garlinghouse. Vor seinem Eintritt bei Ripple Labs im Jahr 2015 war er bei Unternehmen wie Yahoo!, AOL und Hightail tätig. Auch Garlinghouse hat, aufgrund seiner Firmenanteile, ein Vermögen in Milliardenhöhe.
Welche Vorteile hat Ripple (XRP) gegenüber dem Bitcoin?
Einer der größten Vorteile von Ripple ist die schnelle Abwicklung. Transaktionen über das Netzwerk können innerhalb weniger Sekunden durchgeführt werden. Herkömmliche Banküberweisungen, gerade über Ländergrenzen hinweg, können einige Tage in Anspruch nehmen.
Überweisungen mit Ripple sind schneller als Bitcoin-Transaktionen. Dort kann es einige Minuten – je nach Nachfrage auch mal mehrere Stunden – dauern, bis die Transaktion abgeschlossen ist. Noch: Denn beim Bitcoin gibt es bereits Skalierungslösungen wie das Lightning Netzwerk. Das ermöglicht Transaktionen über das Bitcoin-Netzwerk nahezu in Echtzeit.
Das Ripple-Netzwerk eignet sich nicht nur für Transaktionen mit dem XRP-Token, sondern kann auch für Fiatwährungen wie Dollar oder Euro, andere Kryptowährungen und Rohstoffe verwendet werden.
Außerdem sind die Gebühren bei Ripple sehr niedrig. Eine Transaktion kostet bloß den Bruchteil eines Cents, nämlich 0,00001 Dollar. Weil Transaktionen schnell durchgeführt werden und günstig sind, nutzen immer mehr Banken das Ripple-Netzwerk – Santander und UniCredit zum Beispiel.
Für sie fungiert Ripple quasi als Wechselstube, um global Überweisungen zu tätigen. Manch Krypto-Fan der ersten Stunde dürfte mit der Verbandelung zwischen Ripple und der Finanzindustrie fremdeln. Doch dieser konkrete Anwendungsbereich bietet aus Anlegersicht Wachstumsmöglichkeiten – und damit Hoffnung auf Kurssteigerungen.
Krypto-ABC: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt
Der Fokus am Kryptomarkt liegt klar auf dem Bitcoin. Unter Altcoins versteht man Kryptowährungen, die nach der ältesten Digitalwährung erfunden wurden und eine Alternative zum Bitcoin darstellen. Beispiele dafür sind Ethereum, Cardano oder Solana.
Der Bitcoin ist nicht nur die dem Volumen nach größte, sondern auch die älteste Kryptowährung der Welt. Schon im Oktober 2008 skizzierte Satoshi Nakamoto, das Pseudonym des Bitcoin-Erfinders, in einem Whitepaper mit dem Titel „A Peer-to-Peer Electronic Cash System“, wie so eine virtuelle Währung aussehen könnte. Kurz darauf, im Januar 2009, wurden die ersten Bitcoin geschürft. Weil Nakamoto unter einem Pseudonym agierte, ist bis heute unklar, wer genau den Bitcoin ins Leben gerufen hat.
Transaktionen von Kryptowährungen werden auf der Blockchain dokumentiert. Die Blockchain ist eine öffentliche, dezentrale Datenbank. Die Informationen werden nicht auf einem einzelnen Server, sondern auf vielen tausenden Rechnern gespeichert. „Chain“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kette“.
Jede Transaktion wird in einem Block gespeichert und an eine Kette der bereits vorhandenen Datensätze angehängt. Deshalb wird die Blockchain auch digitales Kassenbuch genannt. Die gespeicherten Daten können im Nachgang nicht mehr oder nur mit Zustimmung des Netzwerkes geändert werden. So soll ein fälschungssicheres Protokoll entstehen.
Ether ist hinter dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung und basiert auf der Ethereum-Blockchain. Im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain gilt diese als moderner und leistungsfähiger und soll in Kürze auf das energiesparendere Proof-of-Stake-Verfahren umgestellt werden. Auch Smart Contracts können über Ethereum gehandelt werden. Beliebt ist die Kryptowährung auch, weil NFTs (non fungible Token) oft auf Ethereum basieren und deshalb mit Ether bezahlt werden.
Mining ist das Erzeugen (Schürfen) neuer Coins. Bei diesem Prozess stellen Miner im Fall des Bitcoin die Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung, um komplexe mathematische Aufgaben zu lösen. So werden Transaktionen verifiziert und auf der Blockchain gespeichert. Die Miner werden fürs Bereitstellen der Rechenleistung mit neu generierten Bitcoin belohnt.
Bei einigen anderen Kryptowährungen basiert das Mining dagegen nicht auf Rechenleistung, sondern auf den Anteilen der Netzwerk-Teilnehmer an der jeweiligen Kryptowährung (siehe Proof of Stake). In diesem Fall wird das Mining deshalb auch oft als Staking bezeichnet. Auch dafür bekommen Teilnehmer eine Prämie, also quasi eine Art Verzinsung für ihren Anteil.
Minten bezeichnet das Erstellen eines NFTs (non fungible Token). Mit dem „Prägen“ des Bildes ist in diesem Fall das Hochladen in die Blockchain gemeint.
Die Abkürzung NFT steht für non-fungible Token, also nicht austauschbare Wertmarken. NFTs sind virtuelle Güter, die über die Blockchain gehandelt werden. Oft sind es etwa digitale Bilder oder Sammelkarten. Jeder NFT ist einzigartig. Wer einen kauft, wird in der Blockchain als Eigentümer registriert und kann so beispielsweise ein Echtheitszertifikat für ein virtuelles Bild oder ein digitales Kunstwerk vorweisen.
Mit dem Proof-of-Work-Verfahren werden neue Münzen einiger Kryptowährungen wie dem Bitcoin geschaffen. Dafür stellen die Miner die Rechenleistung des Systems zur Verfügung, um komplexe Aufgaben zu lösen. Wer es zuerst schafft, die Aufgabe zu lösen, darf den Block an die Blockchain anhängen und erhält eine Belohnung in Form digitaler Münzen. Der Proof-of-Work-Ansatz gilt als besonders energieintensiv.
Einige Blockchains basieren auf dem Proof of Stake-Verfahren. Anders als bei Proof of Work werden dabei fürs Mining keine umfangreiche Hardware und große Mengen an Rechenleistung benötigt. Proof of Stake gilt daher als wesentlich energieschonender.
Statt dessen dürfen diejenigen Transaktionen und neue Coins freigeben, die einen besonders hohen Anteil an einer Kryptowährung halten. Sie werden dann Validatoren genannt. Der Prozess beruht auf einem Konsensmechanismus. Je höher der Preis, desto höher die Anzahl der Coins, um am Prozess teilzunehmen.
Smart Contracts sind virtuelle Verträge, die über die Blockchain getauscht werden. Diese treten unter bestimmten zuvor festgelegten Bedingungen selbstständig in Kraft. Insbesondere Banken und andere Finanzinstitute sehen in Smart Contracts einen großen Nutzen. Sie könnten zum Beispiel beim Börsenhandel Intermediäre – also zwischengeschaltete Stellen wie Wertpapierbroker– überflüssig machen.
Die Wallet ist eine Art digitale Geldbörse für Kryptowährungen. Sie ermöglicht es Nutzern, Kryptoguthaben zu kaufen und zu verschicken. Es gibt mehrere Arten von Wallets. Die Hardware-Wallet ist quasi ein USB-Stick, auf dem das Kryptovermögen und die Zugänge eines Nutzers gespeichert sind. Eine Paper-Wallet wird auf Papier ausgedruckt.
Dafür wird ein QR-Code generiert, den man einscannen muss, um Transaktionen zu tätigen. Eine Software-Wallet kommt ohne externe Geräte oder Papierausdrucke aus. Hier werden die Daten in einem Computerprogramm gespeichert. Nutzer dürfen ihre Zugangsdaten nicht vergessen: Sonst bliebe ihnen der Zugriff auf ihr Kryptovermögen verwehrt.
Dieses Krypto-ABC entstammt dem großen Krypto-1x1 der WirtschaftsWoche: Das vollständige Dossier finden Sie hier zum Download
Welche Nachteile hat Ripple (XRP) gegenüber dem Bitcoin?
Die größte Gefahr für Ripple: die US-Börsenaufsicht. Die US-Börsenaufsicht SEC hat gegen Ripple im Dezember 2020 Klage eingereicht. Nach Bekanntwerden fiel der Kurs der digitalen Währung deutlich. Die Finanzaufseher wenden ein, dass das Unternehmen den Token XRP als Wertpapier hätte registrieren müssen. Bis die Angelegenheit geklärt ist, besteht für Investoren und Finanzdienstleister Ungewissheit.
Nach dem Krypto-Crash im Januar 2022, als der gesamte Kryptomarkt wegen der Aussicht auf steigende Zinsen massiv an Wert verlor, rutschte auch der XRP-Kurs tief ins Minus. Gut einen Monat später erholten sich die Cyberdevisen, und vor allem der Ripple-Coin. Binnen einer Woche stieg der Kurs um 46 Prozent – wohl auch, weil Anleger optimistischer auf den Ausgang der SEC-Klage blickten.
Immer wieder lieferten sich die beiden Seiten einen Schlagabtausch und forderten die Offenlegung von Daten und Dokumenten voneinander. Im April 2022 erzielte Ripple einen ersten Teilerfolg. Der ehemalige SEC-Direktor William Hinman selbst sagte 2018, dass die Kryptowährung Ether kein Wertpapier sei und daher vom Ethereum-Netzwerk ausgegeben werden dürfe. Eine Argumentation, die Ripple stützte.
Im September 2022 beantragten beide Parteien ein zusammenfassendes Urteil. Damit stand ein Endes des Prozesses kurz bevor. Im darauffolgenden November bat die SEC um eine Fristverlängerung. Ein Ende ist vorerst nicht in sich.
Ist XRP dezentral?
Die Szene diskutiert schon seit langem, ob die Kryptowährung von Ripple nun zentral oder dezentral ist. Kritiker werfen den Ripple-Entwicklern vor, großen Einfluss auf das Netzwerk zu haben und somit zentral organisiert zu sein. Anders als der Bitcoin beruht XRP nicht auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk.
Das Unternehmen Ripple Labs selbst betrachtet das System aber als dezentral. Ripple trage zwar zum Netzwerk bei, habe aber die gleichen Rechte wie andere Teilnehmer. Es gibt mehr als150 Validierer im Netzwerk, die die Transaktionen überprüfen und so einen Konsensmechanismus herstellen.
36 Validierer – sogenannte Prüfer – sind Teil der sogenannten Unique Node List, in der vertrauenswürdige und verifizierte Validierer enthalten sind. In der Regel werden diese Validierungsserver etwa von einzelnen Nutzern oder von Banken betrieben. Sechs der Server betreibt Ripple selber. Eine Transaktion wird verarbeitet, wenn mindestens 80 Prozent des Netzwerks diese genehmigt haben.
An welchen Börsen ist Ripple (XRP) handelbar?
Ripple-Anlegern stehen einige Wege offen, um in die Kryptowährung zu investieren. Über die Handelsplätze Binance, Bison, BSDEX, Justtrade und Etoro zum Beispiel können Anleger die Kryptowährung kaufen.
Mittlerweile wird der XRP-Coin auch wieder an der Kryptobörse Kranken gehandelt. Zeitweise war das nicht möglich. Vorübergehend setzte der Handelsplatz den Tausch aus. Der Hintergrund ist die laufende Klage der SEC gegen Ripple.
Auch die Kryptobörse Coinbase entfernte XRP deshalb aus dem Angebot. Seit Januar 2023 unterstützt auch die Coinbase Wallet XRP nicht mehr. Grund sei eine zu geringe Nutzung.
Wie funktioniert das Ripple-Mining?
Anders als Bitcoin oder Ether entstehen Ripple-Token nicht durch Mining-Prozesse. Die Transaktionen werden von Mitgliedern des Netzwerkes bestätigt. Während beim Bitcoin-Mining die Zahl der Digitalmünzen bis 2140 auf das Maximum von 21 Millionen Coins wächst, haben die Erfinder des XRP-Tokens hingegen alle Coins direkt erschaffen. Es gibt insgesamt 100 Milliarden Ripple-Münzen.
Prognose: So könnte sich der XRP-Kurs bis 2025 entwickeln
Natürlich gibt es keine verlässlichen Kursprognosen, weder für XRP noch für andere digitale Währungen. Berücksichtigt man allerdings die bisherigen Kursverläufe von Ripple, hat XRP primär einen großen Vorteil: Es ist ein zentrales Netzwerk für Banken und hat daher einen direkten Anwendungsbereich.
Trotz der Klage der SEC könnte die Kryptowährung einen besonderen Kurs einschlagen. Die Ripple-Verantwortlichen kündigten bereits an, dass sie an die Börse gehen wollen, sobald eine Entscheidung gefallen ist. Das würde sich wahrscheinlich positiv auf den Kurs auswirken können. Fraglich ist allerdings, ob die Verantwortlichen mitten in der anhaltenden Vertrauenskrise in den Sektor tatsächlich einen Börsengang durchziehen. Die Bewertung der Aktie wäre heute deutlich niedriger als während eines Bullenmarkts.
Eine Niederlage hingegen könnte den XRP-Kurs schaden. Hinzu kommt, dass ein Erfolg der SEC eine Klagewellen losreißen könnte. Bei ähnlichen Fällen können sich die Unternehmen auf das Verfahren gegen Ripple beziehen. Aktuell ist noch kein Ende des Rechtsstreites in Sicht, denn die Sachverständigengutachten, die beide Parteien ausstellen sollen, könnten ein zusammenfassendes Urteil erschweren. Das könnte unter Umständen zu weiteren Verfahren führen.
Anleger sollten nicht vergessen, dass Kryptowährungen sehr volatil sind. Während einige Analysten davon ausgehen, dass sich der Ripple-Kurs verzehnfacht, gehen andere davon aus, dass der Kurs von XRP im Jahre 2025 nur noch unter einem Dollar liegt und damit etwa auf dem derzeitigen Niveau.
Hinweis: In einer ursprünglichen Version des Artikels stand, dass Ripple zentral organisiert sei. Dies ist allerdings umstritten. Wir haben diesen Part entsprechend korrigiert und den Konsensmechanismus bei XRP-Transaktionen erklärt.