Robert Shiller "Zu 70 Prozent erleben wir bald einen Crash"

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"Hedgefonds gefährden die Stabilität der Finanzmärkte"

Beides geht aber nicht ab. Die USA brauchen höhere Zinsen, die Schwellenländer eine weitere Nullzinspolitik.

Ökonom John Taylor hat die nach ihm benannte Taylor-Regel aufgestellt. Demnach gibt es zwei Faktoren, die die Fed bei einem Zinsentscheid überwiegend Beachtung schenkt. Das sind die Zahlen zur US-Inflation und zum US-Bruttoinlandsprodukt.

Zahlen zur Verschuldung der Schwellenländer interessieren also nicht.

Die Fed ist nun einmal die US-amerikanische Notenbank und demzufolge in erster Linie dem Wohle der USA verantwortlich. Man könnte argumentieren, um es freundlicher zu formulieren, dass die USA als Rollenmodell für die Welt fungieren. Sprich: Was gut für die USA ist, ist gut für die Welt.

Das sind die Top-Verdiener der Hedgefonds-Stars
David TepperDavid Tepper gilt in der Hedgefonds-Branche nicht gerade als bescheiden. Einst wollte der 57-Jährige als der beste Fondsmanager seiner Generation anerkannt werden. Doch während es 2013 noch ganz danach aussah als sei er auf einem guten Weg, lief das Jahr 2016 nicht gerade glänzend für ihn. Von 3,5 Milliarden Dollar in schrumpfte sein Verdienst auf 400 Millionen Dollar - ein Einbruch von 89 Prozent. Somit rutschte Tepper vom Siegerpodest auf den letzten Platz unter den bestverdienenden Hedgefonds-Managern gemäß dem Forbes-Branchenranking. Branchenübergreifend ist die Summe aber nach wie vor stattlich. Sie ist zum Beispiel etwa 20 Mal so hoch wie das Gehalt von Jamie Dimon, dem Chef von JP Morgan.Gesellschaft : Appaloosa ManagementVerdienst 2014 : 400 Millionen Dollar Quelle: imago images
David Shaw Quelle: Screenshot
Andreas Halvorsen Quelle: Screenshot
Larry Robbins Quelle: Screenshot
James Simons Quelle: AP
Kenneth Griffin Quelle: REUTERS
William AckmanNachdem er im Vorjahr einige Rückschläge zu verkraften hatte, lief das Jahr 2014 für William Ackman richtig gut. Sein wichtigster Hedgefonds legte um rund 37 Prozent zu. Zu verdanken hat der Manager seinem Erfolg einem Übernahmedeal des Pharmakonzerns Actavis. Dieser übernahm den Botox-Hersteller Allergan.Gesellschaft: Pershing Square Capital ManagementVerdienst 2014: 1,1 Milliarden Dollar Quelle: REUTERS

Sie äußern sich sehr behutsam zur Fed. Mit Hedgefonds hingegen gehen sie hart ins Gericht. Vor einigen Jahren haben Sie einmal gesagt, die Finanzbranche zieht Menschen „mit soziopathischen Zügen“ an. Würden Sie diese Aussage wiederholen?

Ich würde sie leicht abmildern und sagen: Die Finanzbranche zieht merkwürdige Typen an. Es herrscht eine aggressive Stimmung in deren Umfeld. Während die Fed abwägt und viele Kriterien berücksichtig, handeln die Hedgefonds eiskalt. Das können nur Leute mit einer bestimmten Persönlichkeit. Sei es drum: Das alles könnte man hinnehmen, wenn das in einem isolierten Raum passiert. Tut es aber nicht. Das Handeln der Hedgefonds gefährdet das Vermögen der Anleger und die Stabilität der Finanzmärkte.

Sie glauben, die Hedgefonds können Kurse bewegen?

Definitiv. Die Schattenbanken sind sehr, sehr groß und verwalten eine Menge Geld. Gleichzeitig machen sie Fehler. Weil sie spekulativer anlegen als andere, ist die Gefahr groß, dass sie in Krisenzeiten größere Verluste machen. Greenlight Capital, Omega Advisors oder Bill Ackmans Hedgefonds haben im August, so hört man, herbe Verluste erlitten. Die Frage ist nun: Was passiert, wenn die Investoren die Geduld verlieren und ihr Geld abziehen? Ich verrate es Ihnen: Die Hedgefonds müssen Aktien abstoßen. Das verstärkt den Negativtrend.

Was ist zu tun?

Die Frage ist, ob man immer alles regulieren und staatlich steuern will. Das ist eigentlich nicht mein Politikansatz. Aber Hedgefonds haben eine derartige Größe und Systemrelevanz, dass ihr Handeln enorme Folgen haben kann. Ich glaube, wir müssen überlegen, ob wir die Leute, die Geld in Hedgefonds stecken, nicht besser schützen müssen. Wenn Sie die Gefahren kennen, dann werden sie entweder ihr Geld breiter streuen – oder auch auf Kursrückschläge verhalten reagieren. Panikwellen an den Märkten könnten so ausgeschlossen werden.

Also ab auf die Schulbank mit Anlegern?

Ich finde es durchaus eine Diskussion wert, ob Anleger nicht eine Art Finanz-TÜV brauchen, sprich: einen Test absolvieren müssen. Bisher ist Vermögen die Eintrittskarte zu den Hedgefonds; wer mehr als eine Million Privatvermögen hat, darf in die Schattenbanken investieren. Ich finde: Geld schützt vor Torheit nicht. Also lieber die Hedgefonds für alle öffnen, die Ahnung von den Finanzmärkten haben.

Würden Sie derzeit ihr Geld in die Hände von Hedgefonds geben?

Es ist nie verkehrt, sich breit aufzustellen. Ich bin ein Freund von Indexfonds und Branchen-ETFs. Aber momentan halte ich es für eine gute Idee, liquide zu sein und kein neues Geld in die Märkte zu stecken. Das Risiko ist größer als die Chancen.

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