Zurzeit stehen die Chancen gut, dass Gold die im Herbst 2011 unterbrochene Kursrally der vorangegangenen Jahre fortsetzen kann. Am Mittwoch jedenfalls kletterte Gold auf ein neues 16-Wochen-Hoch. Zuvor hatten Spekulationen über neue Liquiditätsspritzen durch die US-Notenbank Fed die Runde gemacht.
Grundsätzlich stehen den Kapitalmärkten turbulente Monate bevor. Sollte es in den nächsten Wochen eine neue Zuspitzung in der Schuldenkrise im Euro-Raum geben, sind weitere Aktivitäten der Notenbanken wahrscheinlich. Die daraus resultierende Liquidität könnte in den Aktienmarkt fließen und dort für Kurssteigerungen sorgen. Zudem könnte das frische Geld die Inflation anheizen. Und das wiederum würde sich stimulierend auf den Goldpreis auswirken - traditionell gilt Gold als wertbeständig und damit als gute Versicherung gegen ein steigendes Preisniveau.
Draghi treibt den Goldpreis
Wie sehr der Goldpreis von der Ankündigung frischen Geldes profitieren kann, machen die letzten Woche deutlich: Seit Anfang August ist der Goldpreis um knapp 60 Dollar gestiegen – zuvor hatte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), seine Bereitschaft zum Kauf von Staatsanleihen erklärt, um angeschlagene Euroländer zu unterstützen.
Die Rohstoffexperten des Frankfurter Bankhauses Metzler halten allerdings auch die konjunkturelle Entwicklung für einen Kurstreiber: „Die unsichere politische Gemengelage, gepaart mit einer merklichen Abschwächung der Weltkonjunktur, bietet scheinbar einen guten Nährboden für das gelbe Edelmetall.“
Ähnlich wie die Analysten vom Bankhaus Metzler ist auch Thorsten Proettel von Kurssteigerungen bei Gold überzeugt. Der Rohstoffexperte der Landesbank Baden-Württemberg sieht aber selbst für den Fall, dass der ganz große Knall ausbleibt, Potenzial. Er rechnet gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Niedrigzinsniveaus „mit einem fortgesetzten Interesse an Gold als Investmentobjekt“ und einem „moderaten Anstieg in Richtung 1700 Dollar“.
Indische Hochzeiten schaffen Kursfantasie
Sollten sich in der Euro-Zone allerdings wirklich neue Probleme auftun, gehen zwar viele Analysten auch bei Gold erst einmal von einer Korrektur aus, die ähnlich derer bei Aktien und anderen Anlageklassen verlaufen kann. Dann allerdings würde sich die Unsicherheit der Anleger mit etwas Verzögerung wieder positiv auf den Goldpreis auswirken.
Dass das Interesse generell wieder zunimmt, machen die Daten des Branchenverbands deutlich: Das World Gold Council hatte zuletzt eine starke Nachfrage bei den Notenbanken registriert; ihre Goldkäufe seien im zweiten Quartal massiv angestiegen, von 96,7 Tonnen im ersten Quartal auf 157,5 Tonnen in den Monaten April bis Juni.
Goldene Hochzeiten
Dass der Goldpreis dennoch nach wie vor rund 300 Dollar unter seinem bisherigen Rekordhoch im vergangenen Herbst notiert, führt Experte Proettel auf die bereits erfolgten, starken Zukäufe in den vergangenen Jahren zurück. Darüber hinaus weisen Zahlen des World Gold Council darauf hin, dass in Asien die Goldkäufe durch die Abkühlung der Weltwirtschaft abgenommen haben. Genau das könnte sich allerdings auch schnell wieder ändern: Die Hochzeitssaison in Indien, dem weltgrößten Absatzmarkt für Gold, steht in Kürze an. In dieser Zeit werden Brautpaare von Bekannten und Verwandten mit Gold beschenkt, zudem ist die Braut mit Goldschmuck in allen Variationen behängt. In der Vergangenheit hatte die Hochzeitssaison bereits für die eine oder andere Kursrally gesorgt.
Angesichts der zu erwartenden Entwicklung kommen Anleger an Gold nicht vorbei. Eine kleine Beimischung sollte in jedem Depot vorhanden sein.
